Deutsche Vorratsdatenspeicherung unrechtmäßig?

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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2015 bereits verabschiedet steht die deutsche Vorratsdatenspeicherung nun erneut auf dem Prüfstand. Einem Gutachten zufolge soll die Regelung nicht den EU-Vorgaben entsprechen.

Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages zieht einem Medienbericht zufolge die deutsche Regelung zur Vorratsdatenspeicherung in Zweifel. Die Experten kämen in einem von der Linksfraktion in Auftrag gegebenen Gutachten zu dem Ergebnis, dass das Gesetz nicht den Vorgaben des Europäischen Gerichtshofes entspreche, schreibt die „Mitteldeutsche Zeitung“ (Samstag), der das Gutachten vorliegt.

Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht scheitern könnte. Ein Bündnis aus Bürgerrechtlern, Datenschützern und Politikern hat bereits Verfassungsbeschwerde dagegen eingelegt.
 
Der Bundestag hatte das Gesetz im Herbst 2015 verabschiedet. Es verpflichtet Telekommunikationsanbieter, Daten wie Rufnummern und Dauer der Anrufe bis zu zehn Wochen zu speichern. Ermittler sollen darauf bei der Bekämpfung von Terror und schweren Verbrechen zugreifen können. Die Unternehmen haben für die Umsetzung bis zum 1. Juli 2017 Zeit.
 
Der Europäische Gerichtshof entschied im Dezember 2016, dass eine allgemeine und unterschiedslose Speicherung von Telefon- und Internetverbindungsdaten mit EU-Recht nicht vereinbar ist (Rechtssachen C-203/15 und C-698/15). Die Bundesregierung hält das geltende deutsche Gesetz trotzdem für verfassungs- und europarechtskonform.
 
Die Linke sieht sich durch das Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes bestätigt: Eine anlasslose Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations- und Internetverbindungsdaten der gesamten Bevölkerung sei ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Grundrechte der Bürger“, sagte der stellvertretende Linksfraktionschef Jan Korte der „Mitteldeutschen Zeitung“. Das deutsche Gesetz verstoße deshalb gegen die Grundrechte und würde vor Gericht so keinen Bestand haben. Schon die vorherige Regelung war 2010 von Karlsruhe gekippt worden. 

[dpa/kw]

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