Die Zukunft des Fernsehens – Web-TV, VoD oder weiter linear?

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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München – Die erweiterten Internet-Bandbreiten haben den TV-Markt mächtig in Bewegung gebracht. Ganz plötzlich beginnen Visionen wie Web-TV, IPTV oder reines Fernsehen auf Abruf (Video on Demand) Realität zu werden und das althergebrachte lineare Fernsehen unter Druck zu setzen.

Doch wo steht die schöne neue Fernsehwelt aktuell? Vor allem im Bereich des Web-TVs von Anbietern wie Joost, Zattoo! und Co. sind sich selbst die Medienexperten auf denMedientagen München über das Potenzial der neuen Dienste uneinig.

Die Diskussion zeigte, dass im Markt viele Modelle existieren, bislang in Deutschland jedoch noch keines jene kritische Masse erreicht hat, um sich als nachhaltig zukunftsfähig zu erweisen. „Jeder vierte Schweizer Mann in der Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren ist bei uns registriert, und das ohne jede Werbekampagne“, zog der Zattoo-Gründer Beat Knecht eine positive Zwischenbilanz. 20 Prozent der Nutzer hätten gar kein eigenes Fernsehgerät. „So erreichen wir Gruppen, die dem klassischen Fernsehen verschlossen blieben“, freute sich Knecht.
 
Für Klaus Ebert, Geschäftsführer von Axel Springer Digital TV, bieten Angebote wie Zattoo nur die „rührende Verlängerung“ eines auslaufenden Geschäftsmodells. „Das Mediennutzungsverhalten ändert sich dramatisch. In fünf bis zehn Jahren ist das One-to-many-Prinzip Vergangenheit“, wagte Ebert eine Prognose auf das Ende des linearen Fernsehens mit Zuschauer und festen Sendeplänen.
 
Diese Ansicht stieß bei Peter Christmann, Vorstand Sales & Marketing der ProSiebenSat.1 Media AG, auf entschiedenen Widerspruch. „Fernsehen hat eine klare Funktionalität und eine gewisse Lagerfeuer-Funktion, die auch noch in zehn oder 20 Jahren bestehen wird“, ist sich Christmann sicher. Christmann sagte, das Fernsehen setze relevante Themen, mit denen sich die Menschen auseinandersetzten. In Zukunft werde die Mediennutzung bipolar sein: einerseits on-Demand, andererseits aber ganz klassisch linear.
 
Um die Marktchancen der verschiedenen Modelle auszutesten betreibt die ProSiebenSat.1-Gruppe das Video-On-Demand-Angebot Maxdome, über die Bezahlinhalte abgerufen werden können. „Wir prüfen sämtliche Verbreitungswege auf Tragfähigkeit und sehen uns die Perspektiven an. Uns ist aber wichtig, unsere Inhalte kontrollieren und bestmöglich kapitalisieren zu können“, erläuterte Christmann die Strategie seines Unternehmens. Für den Werbemarkt hätten die neuen TV-Verbreitungsmodelle noch nicht die kritische Masse erreicht.
 
Am positivsten beurteilte Jürgen Hopfgartner, Director Digital Media von MTV Networks, die neuen Verbreitungswege: „Wir sind bei Joost als Minderheitsgesellschafter und mit unseren Kanälen auf der Plattform vertreten und machen damit gute Erfahrungen. Die Verbindung von Emotionalität im TV und Funktionalität im Internet ist bereits Realität.“ Das sprachliche Bild Christmanns aufgreifend, sagte Hopfgartner, dass das Lagerfeuer, an dem sich alle wärmen können, nur nicht mehr im Wohnzimmer stattfinde, sondern virtuell.
 
Kritisch beurteilten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion die gegenwärtig im Markt befindlichen IPTV-Modelle. Johannes Züll, Geschäftsführer von RTL Interactive, zeigte sich skeptisch: „Wir brauchen kein IPTV, da das keine Verbesserung der Versorgung bringt. Unternehmen wie Alice müssen sich überlegen, wo eigentlich der Mehrwert steckt.“ Stattdessen könne Hybrid-TV ein möglicher Weg sein, erläuterte Züll. Dabei wird das DVB-Fernsehsignal über das Internet verbreitet. Das sei preislich attraktiver und begrenze die Traffic-Kosten, sagte der RTL-Manager. Zusätzlich könnten online attraktive interaktive Anwendungen angeboten werden. [lf]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: Die Zukunft des Fernsehens - Web-TV, VoD oder weiter linear? Gerade das lineare System ist wichtigster Stützpfeiler für das Ganze.
  2. AW: Die Zukunft des Fernsehens - Web-TV, VoD oder weiter linear? On demand ist die Zukunft.Allerdings nur,wenn man nicht pro Film zahlen muß,sondern Pauschalpreisangebote mit ausreichend Auswahl.
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