Google-Gründer Brin und Page treten ab

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Google Gebäude © Andrei - stock.adobe.com
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Schon seit Jahren war von Google-Mitgründer Larry Page kaum etwas zu hören, obwohl er an der Spitze des Dachkonzerns Alphabet stand. Jetzt bekommt Google-Chef Sundar Pichai auch die Führung bei der Mutter – in einer schwierigen Zeit für den Internet-Riesen.

Google-Chef Sundar Pichai übernimmt nach dem Rückzug der beiden Gründer aus dem Tagesgeschäft nun auch die Führung beim Mutterkonzern Alphabet. Larry Page und Sergey Brin, die Google vor mehr als 20 Jahren gegründet hatten, behalten aber weitgehend die Kontrolle bei dem Internet-Konzern durch besondere Aktien mit mehr Stimmrechten. Zugleich zementiert die Doppelrolle von Pichai die Dominanz von Google innerhalb des Alphabet-Geflechts.

Page war zuletzt Alphabet-Chef, Brin hielt im Management einen Posten als „President“ mit einem nicht näher beschriebenen Aufgabenbereich. Sie behalten ihre Sitze im Verwaltungsrat, der dem Vorstand übergeordnet ist.

Branchenbeobachter spekulierten bereits seit einiger Zeit über die Zukunft von Page: Der 46-jährige ließ sich kaum in der Öffentlichkeit blicken. Er überließ Pichai bereits zum Beispiel auch die Telefonkonferenzen mit Analysten nach Vorlage der Quartalszahlen. Gleichzeitig steckte Page Geld und Zeit in die Entwicklung kleiner Flugmaschinen, aus denen eines Tages Flugtaxis werden sollen.

Alphabet war 2015 als Konzerndach über Google gesetzt worden. Die Idee war, diverse neue Bereiche als eigenständige Schwesterfirmen neben Google aufzubauen. Zum Dachkonzern gehören zum Beispiel auch die Roboterauto-Firma Waymo und der Lieferdrohnen-Entwickler Wing. Die Einnahmen kommen allerdings nach wie vor hauptsächlich aus dem Werbegeschäft von Google. Die anderen Alphabet-Firmen mit ihren neuen Technologien erzeugen hohe Kosten bei geringen Umsätzen.

Der 47-jährige Pichai stammt aus dem südindischen Staat Tamil Nadu. In die USA kam er 1993 mit einem Stipendium für die kalifornische Elite-Uni Stanford, um Halbleiter-Physik zu studieren. Seine Eltern mussten in die Ersparnisse greifen, um für das Flugticket 1.000 Dollar zusammenzukratzen. Bei Google startete Pichai am 1. April 2004 – dem Tag, an dem der E-Mail-Dienst des Internet-Konzerns gestartet wurde, was auch er anfangs für einen der üblichen Aprilscherze der Firma hielt. Seine erste Aufgabe war die Arbeit am Google-Suchfenster in Browsern wie Firefox oder Microsofts Internet Explorer. Pichais Vorschlag, Google sollte einen eigenen Web-Browser entwickeln, überzeugte die Gründer – und der Erfolg von Chrome war seine Eintrittskarte in die Chefetage.

Page war mit der Gründung von Alphabet von der Google-Spitze in den Chefposten beim neuen Dachkonzern gewechselt. Pichai übernahm die Führung bei Google. Diesen Job wird er auch weiterhin behalten.

Pichai muss Google und Alphabet nun durch eine schwierige Zeit navigieren. Der Internet-Riese steht – wie auch andere amerikanische Tech-Schwergewichte – unter verstärktem politischen Druck. Inzwischen nehmen auch die lange wohlwollenden US-Wettbewerbshüter Google ins Visier. In Europa verhängte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bereits Strafen von mehr als acht Milliarden Euro gegen Google. Der Internet-Konzern steckte sie locker weg.

Page war in der Anfangszeit Chef von Google, räumte dann den Platz für den erfahrenen Software-Manager Eric Schmidt und kehrte 2011 wieder an die Google-Spitze zurück. Die Alphabet-Mitteilung machte nun deutlich, dass die beiden Gründer keine Ambitionen haben, irgendwann noch einmal ins Management zurückzukommen.

„Wir gehörten nie zu denen, die sich an Management-Positionen klammern, wenn wir denken, dass es einen besseren Weg gibt, das Unternehmen zu führen“, verkündeten Page und Brin jetzt in einem Blogeintrag.

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