Google testet Internetzugang aus Ballons in Neuseeland

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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In der geheim gehaltenen Forschungseinrichtung Google X arbeiten Wissenschaftler und Technik-Freaks an waghalsigen Projekten. Eines davon ist die Internet-Versorgung aus der Luft durch Ballons. Ein Projekt in Neuseeland beweist nun, dass die Idee funktioniert.

Google will Regionen ohne Internetanschluss aus Ballons in 20 Kilometer Flughöhe mit einem Netzzugang versorgen. In der Nähe des Lake Tekapo auf der Südinsel Neuseelands wurden 30 Ballons für ein Pilotprojekt gestartet. „Wir hatten daran geglaubt, dass es funktionieren kann. Nun wissen wir es“, sagte Projektleiter Mike Cassidy der dpa am Samstag in Christchurch. Eine Gruppe von 50 Testern in der Region habe die speziellen Internet-Antennen in der Größe eines Fußballs erhalten und könne sich mit dem ballongestützten Netzwerk verbinden.
 
Die Internet-Daten werden per Funk über Bodenstationen von und zu den Ballons übertragen. Die Ballons können untereinander kommunizieren und bilden ein Netzwerk in der Luft. Das „Projekt Loon“ ist in der Einheit Google X entworfen worden. Sie hat den Auftrag, nach radikal neuen Technologie-Lösungen zu suchen, „um die wirklich großen Probleme der Welt zu lösen“. Diese Abteilung ist direkt Google-Mitbegründer Sergey Brin unterstellt. Dort wurde auch die Datenbrille Google Glass entwickelt.

„Wir halten einen Ring von tausend Ballons und mehr für möglich, die, von stratosphärischen Winden vorwärts getrieben, den Erdball umrunden und den Menschen auf der Erde eine Verbindung zum Internet ermöglichen“, sagte Projektleiter Cassidy der dpa in einem Telefoninterview. „Wir befinden uns aber noch in einer sehr frühen Phase.“
 
Das Internet sei eine der Technologien, die das Leben der Menschen mit am stärksten verändert hätten. „Für zwei Drittel aller Menschen jedoch ist ein schneller, bezahlbarer Internetanschluss noch immer nicht verfügbar.“ Der Internet-Verbindung stünden zunächst etliche landschaftliche Probleme entgegen: Dschungel, Inselgruppen, Gebirge. Der Zugang sei auch zu teuer. „In den meisten Ländern der Südhalbkugel muss man für einen Internetanschluss im Moment mehr als ein Monatseinkommen bezahlen.“ Der ballongestützte Internetzugang könne diese Probleme lösen. „Nun benötigen wir vor allem Partner am Boden, um die Vision einer besseren Internet-Versorgung in dieses Regionen möglich zu machen.“
 
Die Erfahrungen des Pilotversuchs in Neuseeland sollen verwendet werden, um die Technologie zu verfeinern und die nächste Phase für das Projekt voranzutreiben. Über das „Projekt Loon“ erhalten die Anwender derzeit eine Internet-Verbindung mit der Bandbreite einer UMTS-Mobilfunkverbindung.
 
Das Google-Projekt erinnert vom Konzept her an das weltumspannende Satellitenkommunikationssystem Iridium aus 66 aktiven Satelliten auf sechs Umlaufbahnen, die allerdings viel weiter von der Erdoberfläche entfernt unterwegs sind. Sie umkreisen die Erde in einer Höhe von etwa 780 Kilometern innerhalb von rund 100 Minuten. Wegen der deutlich kürzeren Distanz sei der technische und finanzielle Aufwand der Ballon-Lösung deutlich geringer als bei einem Satelliten-Netzwerk, sagte Cassidy. Damit könne das Projekt auch schneller umgesetzt werden. [dpa]

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21 Kommentare im Forum

  1. Es gibt ihn noch den Pioniergeist ;-) In DE rühren fettgefressene geldgierige Ex-Monopolisten ohne stattliche Förderung keinen Finger.
  2. AW: Google testet Internetzugang aus Ballons in Neuseeland Die Idee mit den schwebenden Funkstationen ist jetzt nicht so ganz neu. Es gab bereits Überlegungen zu sog. Höhenplattformen. Da sollten unbemannte große Luftschiffe in über 30 km Höhe schweben und als Funkrelaistationen dienen. Ich denke mal dass die Umsetzung dieser Idee für die Provider zu teuer war. Ich denke dass der Aufwand die Ballons in Position zu halten recht hoch sein wird, denn diese werden ja bei den leichtesten Brisen an eine andere Position verweht. Am Boden verankern dürfte alleine aus praktischen Gründen als Option ausscheiden. Stromversorgung der Technik die mit den Ballons umherschwebt sollte über Solarenergie erfolgen.
  3. AW: Google testet Internetzugang aus Ballons in Neuseeland Ja, neu ist das nicht... wird auch in ähnlicher Form bei Radrennen etc. eingesetzt. @MaxBaumann: würde ich auch nicht, wenn ich meine Leitungen, für die ich viel Geld investiert habe, danach billig an die Konkurrenz weiter vermieten muss, die erst recht keinen Finger außerhalb der Städte rührt.
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