Internetsucht: Single-Männer ohne Job besonders gefährdet

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Internetsucht – Ein bekanntes Problem, bei dem sich die Wissenschaftler bis heute darüber streiten, ob es als psychische Störung oder Krankheit einzustufen ist. Eine aktuelle Studie hat nun ergeben, dass besonders Männer ohne Job und Partner dazu neigen, die virtuelle Welt der Realität vorzuziehen.

Ledige und arbeitslose Männer sind laut einer Studie besonders gefährdet, sich so sehr in den Tiefen des Netzes zu verlieren, dass sie den Bezug zur Realität verlieren. Krankhafte Internetnutzung äußere sich vor allem darin, dass die Betroffenen ihr soziales Leben vernachlässigten, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), am Dienstag in Berlin. Darunter litten dann die Arbeit oder der Schulbesuch, mitunter auch einfache Dinge wie Essen und Waschen. «Das geht bis zur körperlichen Verwahrlosung.“

Nach einer jetzt neu ausgewerteten Erhebung kommen 0,7 Prozent aller 25- bis 64-Jährigen in Deutschland nicht mehr von Online-Spielen oder Sozialen Netzwerken los. Mit 1,0 Prozent sei der Anteil bei Männern mehr als doppelt so hoch wie bei Frauen (0,4 Prozent), teilte Dyckmans mit. „Die Betroffenen flüchten in eine virtuelle Welt. Dort bekommen sie Anerkennung und Belohnung.“
 
Insgesamt gelten in Deutschland rund 560 000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren als internetsüchtig, wie aus einer bereits im August vorgelegten Studie der Universitäten Lübeck und Greifswald hervorgeht. Unter ihnen sind 250 000 Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren. Hier ist das Geschlechterverhältnis nahezu ausgeglichen. 2,5 Millionen Menschen nutzen laut Studie das Netz auf problematische Weise und drohen in eine Abhängigkeit abzurutschen.
 
„Die Zahlen zeigen ganz akut einen Handlungsbedarf“, sagte Dyckmans. Es müsse ein besonderes Augenmerk auf die Prävention gelegt und dabei die ganze Familie einbezogen werden. „Da gibt es gute Erfolge.“ Auch müsse Internetsucht als Krankheit klassifiziert und in das internationale Diagnoseverzeichnis aufgenommen werden, forderte sie.
 
Der Begriff der Internetsucht ist wissenschaftlich umstritten. Einige Psychologen sehen in einer exzessiven Internetnutzung keine eigenständige Störung, sondern lediglich das Symptom einer psychischen Erkrankung wie der Depression. Andere fordern hingegen, maßlose Internetnutzung als eigenständige Krankheit einzuordnen. Bislang ist Internetabhängigkeit von der Weltgesundheitsorganisation nicht als Verhaltenssucht anerkannt.
 
Laut Studie geht die große Mehrheit der 14- bis 24-Jährigen (77,3 Prozent) ins Netz, um zu chatten, Fotos zu posten und Mitteilungen zu kommentieren. Bei den Älteren zwischen 25 und 64 Jahren ist das Interesse an Sozialen Netzwerken wie Facebook geringer (45,1 Prozent). Die zweitbeliebteste Internetbeschäftigung sind Onlinespiele. [dpa/fm]

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20 Kommentare im Forum

  1. AW: Internetsucht: Single-Männer ohne Job besonders gefährdet Den Beweis sieht man täglich in fast allen Foren.
  2. Re: Internetsucht - Single-Männer ohne Job besonders gefährdet Liebe Community, da wir das ganze gerade auf Vorschlag von Schüsselmann an anderer Stelle diskutieren, hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte: Insgesamt bekommen die PC-Spieler eindeutig zu wenig Hilfe, was einerseits daran liegt, dass die vorhandene Infrastruktur in der Suchthilfe auf diese neuen Formen nicht stoffgebundener Süchte oftmals (noch) nicht gut vorbereitet ist - und andererseits natürlich daran, dass die betroffenen Internet-Abhängigen sich selbst nicht für krank halten und gar keine Veränderungsmotivation haben. Eine andere Schwierigkeit liegt darin, dass Du bei der Behandlung Internet-Süchtiger das aus der Alkohol-Entwöhnung bekannte Abstinenz-Prinzip nicht wirklich umsetzen kannst, weil die Menschen heute überall - auch auf der Arbeit - mit dem Internet konfrontiert werden. Die drei wichtigsten Therapie-Ansätze sind deshalb kontrollierter Konsum, Teilabstinenz und Time-Out. So ähnlich wie es in Island früher den Fernseh-freien Donnerstag gab, ist es bei diesem Thema eine sinnvolle Zielvereinbarung, einen Tag pro Woche zu definieren, wo der Computer komplett aus bleibt (Time-Out). Kontrollierter Konsum heisst, dass der Zugang zum Intenet auf eine vorher bestimmte bzw. zwischen Suchtberater und Klient vereinbarte Zeit reduziert wird. Sehr gut geeignet sind dafür die üblichen Kinderschutzprogramme. Dazu gehört natürlich eine gewisse Willensstärke (Fachjargon: Ich-Stärke), damit ein User mit Systemadministrator-Privilegien das lästige Kinderschutzprogramm nicht einfach rausschmeisst, wenn der Alarm klingelt. Teilabstinenz ist etwas, was zum Beispiel für Süchtige in Betracht kommt, die den grössten Teil des (unstrukturierten) Tages mit "ihrem" PC-Spiel verbringen. Die Zielvereinbarung lautet dann: Du darfst alles machen im Internet, den ganzen Tag, aber das Spiel bleibt aus. Alternativ kann auch eine Teilabstinenz für das bevorzugte (zeitfressende) soziale Netzwerk oder ähnliches vereinbart werden. Das hohe Suchtpotential von PC-Spielen wie "World of Warcraft" liegt tatsächlich gerade darin, dass die Spieler für ihre Leistungen (im Spiel) rasch belohnt werden, sei es in Form eines Level-Aufstiegs oder in Form von besserer Rüstung. Von besonderer Relevanz ist dann auch die "Gildenzugehörigkeit" - Vereinabrungen in der virtuellen Welt, sich dann und dann zu treffen, um das nächste Obermonster zu erledigen, können im Einzelfall eine höhere Priorität haben als Termine in der wirklichen Welt. Ich finde es zum Beispiel völlig falsch, dass World of Warcraft eine Altersfreigabe ab zwölf hat. PC-Spieler sind in der Regel sehr leistungsorientiert, was es natürlich schwierig macht, wenn Du so jemanden in der Wartezone einer Suchtberatungsstelle neben einen klassichen Junkie setzen willst.
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