Straßburg – Am Montag startet der Video-on-Demand-Dienst „Arte+7“. DIGITAL FERNSEHEN hat mit der Leiterin Multimedia bei Arte, Sabrina Nennstiel über die neue Technologie gesprochen.
Dabei äußerte sich die Arte-Verantwortliche auch über die Kritik der privaten Medienhäuser an der Internet-Strategie der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.
DIGITAL FERNSEHEN: Arte+7 soll demnächst starten. Wann wird das genau sein?
Sabrina Nennstiel: Am 1. Oktober um 11 Uhr geht es live – unter www.arte.tv/plus7.
DF:Wobei handelt es sich bei Arte+7 genau?
Nennstiel: Arte+7 ist ein kostenloses Streaming-Angebot, das Arte-Sendungen über das Internet anbietet. Unmittelbar nach der TV-Ausstrahlung stehen die Programme sieben Tage lang auf www.arte.tv zur Verfügung und können dort jederzeit kostenlos gestreamt werden. Damit kann der Zuschauer verpasste Sendungen in seinem individuellen Zeitfenster abrufen und beliebig oft im Internet ansehen.
DF: Welche Programminhalte werden dort zu sehen sein? Handelt es sichdabei um das komplette Programm?
Nennstiel: Es wird eine schöne Auswahl an Magazinen, Reportagen und Dokumentationen sein. Online-Rechte im Filmbereich haben wir in der Regel nicht.
DF: Werden die Inhalte im Zweikanalton angeboten?
Nennstiel: Über einen einfachen Sprachenwechsel werden beide Fassungen, die deutsche und die französische, angeboten.
DF: Können Sie uns einen Einblick geben, wie Arte+7 funktioniert?
Nennstiel: Arte+7 ist ein konzeptionell und grafisch originelles Produkt, das klare Usability mit intuitiven und kreativen Elementen verbindet. So ist etwa die Navigation eine Mischung aus klassischer Navigation und „Tag Clouds“. Der Zugang zu den Videos ist einfach und spielerisch. Nach dem Klick auf das in einem Flash-Karussell gezeigte Video kann der Nutzer die von ihm gewünschte Qualität und das Format auswählen. Eine Fullscreen-Variante steht zusätzlich zur Verfügung.
DF: Was benötigt der Zuschauer, um das Angebot zu nutzen?
Nennstiel: Einfach nur Internet…!
DF: Ist der Service auch mit Mac- und Linux-Systemen kompatibel?
Nennstiel: Ja, darauf haben wir Wert gelegt. Aus diesem Grunde bieten wir die Formate Windows und Flash als Streaming an.
DF: Kostet den Nutzer Arte+7 zusätzlich Geld?
Nennstiel: Nein, als öffentlich-rechtlicher Sender sehen wir uns in der Pflicht, diesen neuen Service kostenfrei anzubieten.
DF: In welcher Auflösung stehen die Sendungen zur Verfügung?
Nennstiel: In zwei Qualitäten, nämlich 800k und 300k.
DF: Wird es eine Vernetzung zu oder Integrierung in die Online-Angebote von ARD und ZDF geben? Wie sieht dies im Detail aus?
Nennstiel: Unsere Onlineangebote sind derzeit schon in vielen Bereichen vernetzt. In Arte+7 wird es allerdings nur Arte-Sendungen zu sehen geben.
DF: Sehen Sie sich mit der Ausweitung in den Online-Bereich als Teil der Digitalisierungsstrategie von ARD und ZDF?
Nennstiel: Ich denke, dass wir uns sehr einig in der Überlegung sind, dass Internet immer wichtiger wird und dass wir einen sinnvollen Weg in Richtung neuer Verbreitungswege einschlagen wollen: viel Service bieten und einen leichten Zugang, auch über Internet, zu unseren Programmen.
DF: Der Vorwurf der Verlage und Privatsender lautet ganz klar, dass die öffentlich-rechtlichen mit ihren Gebührengeldern einen privatwirtschaftlich funktionierenden Markt kaputt machen. Wie lautet der Standpunkt von Arte zu diesen Vorwürfen?
Nennstiel: Arte verfolgt mit seinem Angebot kein kommerzielles Interesse, sondern die Idee des „public value“ nach dem Vorbild der BBC, gebührenfinanzierte Programme über weitere Verbreitungswege länger zugänglich zu machen. Hier stehen also vollkommen andere Interessen im Vordergrund. [lf]
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