Studie: IPTV erobert Europa – Deutschland holt auf

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Berlin -Das Jahr 2006 setzte in Europa für die Entwicklung und Durchsetzung von IPTV – Fernsehen über das Internet-Protokoll – wichtige Impulse.

Die meisten großen Telekommunikationsunternehmen sind inzwischen mit eigenen IPTV-Angeboten gestartet oder haben konkrete Schritte für 2007 angekündigt. Wie aktuelle Untersuchungen der Unternehmensberatungen Goldmedia und Screen Digest belegen, bleiben Frankreich, Italien und Spanien auch zukünftig Europas führende IPTV-Märkte.

Aber auch Großbritannien und Deutschland finden mit neuen Angeboten den Anschluss an den europäischen IPTV-Trend. Während Hansenet mit Alice HomeTV im Mai und die Deutsche Telekom mit T-Home im Oktober 2006 ihre IPTV-Angebote starteten, ist die British Telecom mit ihrem Service BT Vision seit Dezember 2006 neu auf dem Markt.Durch immer mehr IPTV-Anbieter entsteht deutlich mehr Wettbewerb. Dies gelte insbesondere für die bestehenden Pay-TV-Anbieter, mit denen die neuen IPTV-Angebote in direkte Konkurrenz treten.
 
Rund 3,5 Millionen Haushalte werden 2010 allein in Frankreich IPTV nutzen. Mit immerhin fünf konkurrierenden Anbietern ist Frankreich derzeit der in Europa mit Abstand am weitesten entwickelte IPTV-Markt. Ende 2006 werden in Frankreich bereits über 900 000 Haushalte IPTV nutzen. Es folgen Spanien und Italien mit etwa 450000 bzw. knapp 400 000 IPTV-Kunden. Auch 2010 bleibt nach Goldmedia/Screen Digest-Prognose das bisherige Ranking der stärksten IPTV-Nationen: mit rund 3,5 Millionen IPTV-Haushalten wird Frankreich vor Spanien mit 1,80 Millionen und Italien mit 1,75 Millionen liegen. Deutschland und Großbritannien holen in den nächsten Jahren auf: 2010 wird es in Deutschland rund 1,33 Millionen IPTV-Haushalte geben. Ähnlich verläuft die Entwicklung in Großbritannien: hier ist 2010 mit einer Anzahl von 1,34 Millionen IPTV-Haushalten zu rechnen.

Dass Frankreich und Italien in Sachen IPTV anderen Ländern überlegen sind, hat gute Gründe: So spielt das Kabel in beiden Märkten eine eher untergeordnete Rolle. In Italien sind die Kabelnetze nur geringfügig ausgebaut und in Frankreich überhaupt nur regional verfügbar. Damit sind die Wettbewerbsbedingungen für neue TV-Dienste über Breitbandinternet wesentlich günstiger als in anderen Ländern. Hinzu kommt, dass Frankreich und Italien ein vergleichsweise kleines Free-TV-Angebot haben, was die Chancen von Pay-TV auch über IPTV deutlich begünstigt.
 
Großbritannien ist Europas älteste IPTV-Nation: IPTV in Europa hat seine Wurzeln in Großbritannien. Hier entstanden mit KIT von Kingston Communications sowie Homechoice von Video Networks die beiden ersten IPTV-Angebote. Dass sich beide jedoch am Markt nicht durch¬setzen konnten und KIT im April 2006 sogar eingestellt wurde, ist vor allem mit dem hohen Digitalisierungsgrad des britischen TV-Marktes und dem starken Wettbewerb im Pay-TV-Markt zu begründen. Seit Dezember 2006 gibt es in Großbritannien nunmehr einen neuen großen IPTV-Anbieter: die British Telecom mit ihrem Service BT Vision.
 
Die Geschäftsmodelle der einzelnen Anbieter unterscheiden sich deutlich. Während Fastweb in Italien, der französische Anbieter Free oder auch Telefónica in Spanien mit Komplettpaketen im Markt präsent sind, tritt die France Telecom vor allem als Pay-TV-Reseller auf und vermarktet über seine Plattform die Pakete der inzwischen fusionierten Pay-TV-Anbieter Canal plus und TPS. In den Niederlanden und in Belgien wiederum agieren mit Versatel und Belgacom zwei Telekommunikationsanbieter auch als Programmanbieter. Beide haben die jeweils exklusiven Lizenzen der ersten nationalen Fußballligen erworben. Der BT-Vison-Service verzichtet hingegen vollständig auf Abonnement-Gebühren und setzt auf Filme, Konzert- und Sportereignisse per Einzelabruf, die preislich unter dem der Konkurrenz angesiedelt sind. Die hierzu nötige Set-Top-Box, mit der zudem das frei empfangbare Digital-TV-Paket Freeview empfangen werden kann, wird allen neuen Breitbandkunden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Mit dieser Strategie der Endgerätesubventionierung hatte schon Free in Frankreich Erfolg. In nur zwei Jahren konnte Free seine Kunden fast vollständig mit der für IPTV notwendigen Empfangshardware ausstatten und wurde mit derzeit über 300 000 Pay-TV-Kunden zum bislang erfolgreichsten Anbieter in Europa. [sch]

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