Nürnberg – Das Internet wird von TV-Sendern als zusätzliche Plattform zur Stärkung ihrer Marke genutzt. Aber bis der Zuschauer sich sein Programm selber zusammenstellen kann, wird es noch eine Weile dauern.
Dies war das Ergebnis einer Expertenrunde im Rahmen der Lokalrundfunktage Nürnberg. Für Johannes Züll, Geschäftsführer des Nachrichtensenders N-TV, heißt die Zukunft des Fernsehens interaktives Fernsehen. N-TV betreibt seit einiger Zeit das erste interaktive Hybrid-TV „N-TV Plus“ über das Windows Media Center.
Hier können Zuschauer per Fernbedienung neben dem laufenden Programm zusätzliche Informationen einblenden lassen, Videos mit den Top-Themen des Tages herunterladen oder verpasste Nachrichtensendungen zeitversetzt ansehen.
Züll ist überzeugt, dass das Media Center im Wohnzimmer Einzug halten wird, das der Zuschauer bequem vom Sofa aus mit der Fernbedienung nach seinen individuellen Bedürfnissen bedienen kann. Werbetreibende würden an „N-TV Plus“ bereits Interesse zeigen. Mit Nissan ist der erste Werbepartner schon gefunden.
Auch Hamburg 1 will laut Miteigentümer und Geschäftsführer Bernhard Bertram seine Marke auf allen denkbaren und bezahlbaren Vertriebswegen verbreitet wissen. Bei der Plattform „Hamburg1video.de“ sieht Bertram seinen Sender aber mehr als „Gastgeber von vielen Lustigkeiten“ ohne besondere redaktionellen Einflüsse und Markenwirkung.
Ansonsten ist er eher der Ansicht, dass Fernsehen und interaktiv sich grundsätzlich widersprächen. „Der Zuschauer will kein Chefredakteur sein. Er will sich entspannen.“ Gerade in Zeiten, in denen es immer mehr mediale Angebote gäbe, wüchse das Bedürfnis nach Orientierung und vorgegebenen Strukturen. „Warum braucht uns der Kunde überhaupt noch, wenn wir unsere publizistische Autorität abgeben?“ fragte Bertram provokativ in die Runde.
Da Donau TV ein kleiner Lokalsender mit einem großen Sendegebiet ist, das die Journalisten nicht mehr ganz abdecken können, rief Geschäftsführer Thomas Eckl mit „Niederbayern feiert“ ein neues Format mit Mitmachcharakter ins Leben. Nach dem Motto „Niederbayern ist dort, wo Niederbayern sind“ werden vierzehntägig nicht nur Feste, sondern auch eingesendete Urlaubsfilmchen gezeigt. Internet soll dort der Weg zum Fernsehen sein, doch auch hier entscheidet letztlich der zuständige Redakteur über Auswahl und Reihenfolge der Beiträge. [lf]
Bildquelle:
- Technik_Web_Artikelbild: © Victoria - Fotolia.com