Watchever: „Streaming kommt mehr und mehr im Mainstream an“

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Watchever ging seinerzeit als einer der ersten VoD-Anbieter in Deutschland an den Start, seither hat sich viel getan. Wo sich Watchever derzeit im Markt sieht, welche Rolle Eigenproduktionen bei dem Dienst haben und wie es mit neuen Themenkanälen aussieht, verriet uns Deputy CEO Michael Reiner im Interview.

Herr Reiner, Watchever scheint es nach dem Relaunch im Herbst 2015 wieder gut zu gehen. Sind sie zufrieden?
 
Michael Reiner: Natürlich sind wir zufrieden. Auch unsere Kunden sind begeistert vom neuen Watchever. Mit unserem Relaunch im letzten Jahr haben wir Watchever besonders im Web und bei den Apps komplett überarbeitet. Unsere einzigartige Kanalstruktur bildet das Herzstück unseres Services und bietet dem Nutzer die Möglichkeit, noch tiefer ins Programm einzusteigen und immer neue Inhalte zu entdecken. Unsere neue Benutzeroberfläche sorgt für eine flüssige und schnelle Navigation und gibt unserem Service eine ganz neue Identität. Wir können definitiv sagen, dass das Jahr zwar sehr arbeitsintensiv war, sich aber auch voll und ganz ausgezahlt hat.
 
In der Vivendi Jahresbilanz werden die Restrukturierungsmaßnahmen von Watchever ausdrücklich gelobt – Belohnung für eine harte Zeit?
 
Reiner: Der Transformationsplan aus dem letzten Jahr hat sehr gut gegriffen. Wir haben in dieser Zeit viel gelernt und eine Vielzahl an Optimierungen umgesetzt. Für die Zukunft sind wir in jedem Fall gerüstet und freuen uns sehr, über die großartige Unterstützung seitens Vivendi.

Oder funktioniert das Thema Streaming in Deutschland nach Jahren der Anlaufschwierigkeiten jetzt einfach besser?
 
Reiner: Wir waren 2013 als erster SVOD-Anbieter der Pionier auf dem deutschen Markt und erlebten und erleben weiterhin jede Veränderung hautnah mit. Streaming kommt mehr und mehr im Mainstream an. Trotzdem gibt es für den Markt noch einen großen Entwicklungsspielraum.
 
Spricht man in Deutschland über Streaming von Videoinhalte, schauen viele auf Netflix. Frustriert sie das oder fühlt es sich eher gut an, so ein wenig unter dem Radar fliegen zu können?
 
Reiner: Wir haben unseren eigenen Weg gefunden und müssen uns vor den Wettbewerbern nicht verstecken. Mit besonderen Inhalten und speziellen Kanälen setzen wir uns klar von unseren Konkurrenten ab. So bieten wir beispielsweise einen eigenen Anime oder Arthaus Kanal an, die so in der Art nicht bei anderen Services zu finden sind. Auch unser Film-Angebot muss sich nicht verstecken. So bieten wir mit Blockbustern wie „Django Unchained“, „Ziemlich beste Freunde“, „Prisoners“ und „Brokeback Mountain“ ein großartiges Kinoerlebnis an. Aber auch Kultklassiker wie z.B. die Triologie des „Paten“ oder „Breakfast at Tiffany’s“ schaut man sich gerne nochmal an. Für alle Serienliebhaber haben wir ebenfalls Kulthits wie die Staffeln 1 – 5 von „The Walking Dead“ oder auch exklusive Inhalte wie die beiden Staffeln der französischen Erfolgsserie „The Returned“.

Vor Jahren waren die technischen Hürden noch groß und die zur Verfügung stehende Bandbreite oftmals noch zu klein für echtes Streaming von Filmen in HD-Qualität. Hat die technische Ausstattung der Haushalte einen direkten, positiven Effekt für die Branche?
 
Reiner: Natürlich. Wir zum Beispiel bieten fast alle Inhalte mittlerweile in HD an, denn die Nutzer legen inzwischen viel mehr Wert auf das Streamingerlebnis und dessen Qualität. Sie erwarten ein rundes Seherlebnis und genau das bieten wir ihnen. Wir haben zudem den Vorteil, dass wir unsere Technik von vorne bis hinten intern selber steuern. Das ist, wie man so schön sagt, ein „Core Asset“, dass die Technologie bei uns entwickelt wird.
 
Auf welche technischen Plattformen setzt Watchever – Macht es wirklich Sinn, jeden Fernseher mit einer eigenen App zu bedienen?
 
Reiner: Es hängt natürlich vom individuellen Nutzungsverhalten ab. Wir glauben stark an die Nutzung mobiler Endgeräte. Darum bedienen wir besonders Smartphones, Tablets und Notebooks. Vor allem die Millennials entfernen sich immer mehr von dem herkömmlichen Sehverhalten hin zu mobilen Endgeräten, aber trotzdem vergessen wir natürlich auch die sogenannten „Big Screens“nicht.
 
Mit echten Themenkanälen heben Sie sich vom Wettbewerb ab. Nach Musik und Arthouse – worauf dürfen sich Watchever Kunden noch freuen?
 
Reiner: Weitere Themenkanäle sind geplant. Darüberhinaus bieten wir auch immer wieder eventgetriebene Kanäle an. So haben wir während der Berlinale einen Arthaus Classic Kanal eingerichtet, der sich vor allem an die Liebhaber des besonderen Films richtet. Oder aber unser Fußballfilm-Kanal, den wir zusammen mit dem 11mm Fußballfilmfestival gelauncht haben und alle Fußballherzen höher schlängen lässt. Wir zeigen als einziger SVOD-Anbieter eine Vielzahl an Musikkonzerten, die gebündelt in einem eigenen Universal Music Kanal zu finden sind. Im Bereich Musik ist bei uns in diesem Jahr noch viel geplant. Hier kann man auf jeden Fall gespannt sein.
 
Kürzlich haben Sie ein Rechtepaket von Paramount erworben, mit „Star Trek“ oder anderen neuen Blockbustern werben Sie aber nicht. Sind diese Filme für Streamingdienste im Einkauf zu teuer?
 
Reiner: Der Rechteeinkauf von Filmen und Serien ist ein sehr komplexes Gebiet. TVOD, AVOD, SVOD, Pay TV, TV-Hold Backs und Exklusivitäten sind nur einige Aspekte, die hierbei eine Rolle spielen. Wir haben bereits ein starkes Spielfilmpaket in diesem Jahr von Paramount erhalten mit Klassikern wie „Cast Away“ und „Die Truman Show“ und actiongeladenen Filmen wie „Star Trek“ und „Mission Impossible 1-3“. Auch unser neuer Tobis-Deal verspricht starbesetzte Blockbuster wie „Prisoners“, „12 Years a Slave“ oder „American Hustle“. Unsere Nutzer können sich also kontinuierlich auf weitere starke Deals freuen.
 
Ist der Preis für die Kunden das eigentlich entscheidende Kriterium, sich für oder gegen einen Anbieter zu entscheiden?
 
Reiner: Nein, der Preis ist nicht ausschlaggebend für die Wahl des Services. Die Nutzer entscheiden sich für den Service, der ihre individuellen Bedürfnisse am Stärksten befriedigt. Bei uns werden sie durch unser Kanalsystem und die persönlichen Empfehlungen unseres internen Redaktionsteams zum Beispiel durch das Programm geleitet und entdecken so Inhalte, die sie vorher nicht wahrgenommen hätten. Außerdem schlägt unser Algorithmus auf Basis des Sehverhaltens immer neue und passende Inhalte vor.
 
Andere Streamingdienste wollen mit Eigenproduktionen – auch speziell für den deutschen Markt – punkten. Ist das auch ein Thema für Watchever?
 
Reiner: Wir haben Glück, dass wir durch unseren französischen Mutterkonzern Vivendi exklusive Eigenproduktionen wie zum Beispiel „The Returned“ von Canal+ bekommen. Aktuell läuft bei Watchever die zweite Staffel der französischen Erfolgsserie exklusiv. Auch in Zukunft werden wir noch weitere Produktionen dieser Art für unsere Nutzer bereitstellen können.
 
Vielen Dank für das Gespräch. [sg]

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14 Kommentare im Forum

  1. Ich finde watchever ganz gut. Vor allem bieten die auch ältere und internationale Filme; andere VoD-Dienste sind mir etwas zu Ami-lastig.
  2. Ich hatte Watchever mal für 3 Monate(Dez.15 / Feb. 16). Das muss aber ein anderes Watchever gewesen sein als das welches der Herr da im Interview beschreibt. Etwas so tolles hätte ich doch niemals gekündigt(n)!
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