Wolfgang Elsäßer: „Blucom ist im Markt sehr gut angekommen“

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Leipzig – Interaktives Fernsehen hat es in Deutschland schwer. Nach dem angekündigten Aus von Betty.TV schaut die Medienbranche auf den Satellitenbetreiber SES Astra, der mit Blucom auch einen interaktiven Dienst via Handy anbietet. DF sprach mit Astra Deutschland-Geschäftsführer Wolfgang Elsäßer über die Zukunft von Blucom.

DF: Herr Elsäßer, die Swisscom lässt die interaktive Fernbedienung Betty.TV buchstäblich fallen und will das Konzept nicht weiter verfolgen. Astra bietet mit Blucom auch einen Programm begleitenden interaktiven Dienst an. Müssen wir uns auch Sorgen um Blucom machen?

Elsäßer: Nein, es muss sich niemand, weder der Blucom nutzende Programmveranstalter noch die adressierten Zuschauer in irgendeiner Weise um den interaktiven Dienst Sorge machen. Blucom ist im Markt sehr gut angekommen. Wir finden es aber schade, dass ein Marktteilnehmer wie Betty vom Markt verschwindet.
 
DF: Was unterscheidet Blucom von Betty?
 
Elsäßer: Die Technik ist anders. Die Angebote der Sender werden über die interaktive Plattform Blucom via Bluetooth über digitale Set-Top-Boxen den Konsumenten angeboten. Alternativ kann der Blucom Nutzer sich auch über UMTS oder GPRS den Blucom Zugang herstellen. Darüber hinaus braucht der Zuschauer lediglich ein Handy und einen Browser, der per SMS bestellt werden kann und einmalig auf das Mobiltelefon geladen werden muss. Über den Blucom-Browser erhalten Konsumenten einen interaktiven, spontanen und einfachen Zugang zum mobilen Inhalt, der ihnen passend zur aktuellen Sendung auf den Seiten des Programmveranstalters angeboten wird – gleich ob der Konsument nur Informationen nutzt oder auch interaktiv teilnimmt. Betty nutzte statt des Handys eine Fernbedienung.
 
DF: Was hat Betty.TV falsch gemacht?
 
Elsäßer: Das kann ich nicht beantworten. Das müssen Sie bei Betty erfragen.
 
DF: Was macht Blucom anders?
 
Elsäßer: Einfach gesagt: Bei Betty war eine neue, weitere und teure Fernbedienung notwendig, bei Blucom ist lediglich ein preiswertes Stück Software, der Browser für 3,99 Euro erforderlich. Der Browser wird einmalig auf das Handy geladen und Handys sind bereits zu Millionen Stück im Markt und somit beim Konsumenten vorhanden.
 
DF: Wie hat sich Blucom in den vergangenen Monaten entwickelt und wie ist das Potential?
 
Elsäßer: Warum wollen die Marktpartner Blucom? Die Sender verstärken deutlich ihre kommunikativen Maßnahmen zu ihren Kunden, den Zuschauern. Der interaktive Dienst Blucom stellt dabei ein ideales Werkzeug dar. Aktuell binden 14 Programmveranstalter Blucom in ihren Kommunikationsweg ein. Darunter so prominente wie RTL, die ProSiebenSat.1-Gruppe oder MTV und VIVA. Will sagen, die Entwicklung ist gut, zumal in den kommenden Monaten weitere Sender folgen werden.
Aber auch die Verbreitung der digitalen Satelliten-Receiver mit denen man Blucom nutzen kann, wird jetzt rasch zunehmen, denn mit der Verfügbarkeit von mehr Boxen weiterer Hersteller erwarten wir eine sehr deutliche Steigerung und damit auch mehr Blucom-Nutzer.
 
DF: Blucom wird häufig mit der Programmplattform Entavio in Verbindung gebracht, funktioniert der Dienst auch ohne ein Entavio-Abo?
 
Elsäßer: Ja, natürlich über alle Enatvio Receiver – auch ohne Entavio-Abo. Voraussetzung ist immer, dass – bei Nutzung eines digitalen Receivers – dieser Blucom tauglich ist.

DF: Kann man den Blucom-Dienst auch ohne neue Hardware wie zum Beispiel einer entsprechend aufgerüsteten Set-Top-Box nutzen?
 
Elsäßer: Ja, über die Möglichkeit UMTS oder GPRS. Dieser Zugang funktioniert unabhängig von den Receivern. Sein besonderes Merkmal: Er funktioniert immer und überall, egal ob im Kabelnetz, DVB-T oder im mobilen Einsatz, wenn man unterwegs ist. Diese Alternative ist aber gegenüber der Receiverlösung deutlich teurer, da der Konsument permanent online ist. Der Datenstrom über den Receiver ist hingegen absolut kostenlos.
 
DF: Welche Anwendungen sind bei den Endkunden am beliebtesten?
 
Elsäßer: Diese Frage kann nur der Sender beantworten, wir verfügen über keinerlei Konsumentendaten.
 
DF: Eine stattliche Zahl an TV-Sendern setzt schon jetzt auf Blucom, sind noch weitere Kandidaten in Aussicht?
 
Elsäßer: Da sich der Dienst Blucom in einem stark wachsenden Markt interaktiver Anwendungen befindet können Sie davon ausgehen, dass sich der Kreis der Programmveranstalter die Blucom nutzen wollen weiter zunimmt. Das sind nicht nur TV-Sender, die an Blucom interessiert sind. Auch andere Partner wie Media Markt oder arvato.mobile sind dabei. Wir werden über die weitere Entwicklung berichten.
 
DF: Vielen Dank für das Gespräch[fp]

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6 Kommentare im Forum
  1. AW: Wolfgang Elsäßer: "Blucom ist im Markt sehr gut angekommen" Das mehrere Programmveranstalter Blucom nutzen hat er gesagt, aber wieviele Verbraucher Blucom nutzen hat er verschwiegen. Dürfte gering sein. Und wie ich das hier lese grenzt sich Blucom auch langsam von ENTAVIO ab.
  2. AW: Wolfgang Elsäßer: "Blucom ist im Markt sehr gut angekommen" Warum baut man nicht einfach eine Netztwerkschnittstelle ein und bindet den Receier für interaktivität so ein?
  3. AW: Wolfgang Elsäßer: "Blucom ist im Markt sehr gut angekommen" Premiere verfügt zwar bereits über entsprechende Hardware mit LAN-Anschluss, nur die Dienste, da wartet man noch vergeblich drauf!
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