100 Jahre Universal – 4. Teil

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Neues Vermarktungskonzept: Der Blockbuster

Um dem Fernsehen zu trotzen, versuchten die Monumentalfilme der 1960er die Zuschauer von ihren heimischen Bildschirmen in die Kinos zu locken. Ganz gelang es ihnen nicht. Dafür eröffnete die Flimmerkiste neue Werbeformen, die zu einem weitaus stärkeren Vermarktungskonzept führten: Dem Blockbuster.

Einen Häuserblock sprengen die kommerziell erfolgreichen Filme glücklicherweise noch nicht, wie es der von einer Fliegerbombe abgeleitete Name suggeriert. Stattdessen sorgen sie mittels geschicktem Merchandise, Fernsehwerbung, Plakaten und einer breiten Veröffentlichungspolitik für eine ganz klare Vorgabe des Mainstream-Geschmacks. Zwar gab es schon in den 1950ern Filme, auf die jene Beschreibung zutraf, so richtig kam der Begriff allerdings erst in den 1970er Jahren auf, als Steven Spielbergs „Der weisse Hai“ seine Premiere in mehreren tausend Kinos gleichzeitig feierte, was zu der Zeit ein komplettes Novum war.
 
Trotz geringem Produktionsbudgets von nur 7 Millionen US-Dollar war das internationale Einspielergebnis mit über 470 Millionen US-Dollar für damalige Verhältnisse beträchtlich. Zwei Jahre später setzte Spielbergs guter Freund George Lucas die Messlatte mit seinem romantischen Weltraummärchen „Star Wars“ noch ein deutliches Stück höher. Beide Regisseure führten dieses Wechselspiel fort und schufen in gemeinsamer Zusammenarbeit mit „Indiana Jones“ eine weitere Filmreihe, die dem Kino ein völlig neues Veröffentlichungsmodell aufzeigte: Das Konzept der Trilogie. Was ist besser, als der riesige Erfolg eines einzelnen Filmes?

Natürlich der von dreien, die von ihrem gegenseitigen Erfolg zehren und sich im Grunde genommen gegenseitig bewerben. Trotz der Seitensprünge zu Paramount schuf Steven Spielberg aber auch unter der Universal-Flagge großartige Filme, wobei insbesondere „E. T. – der Außerirdische“ (1982) die Massen begeisterte. Klein und Groß zeigten sich gleichermaßen fasziniert von dem verschrumpelten, niedlichen Alien-Wesen, das den kleinen Jungen Elliott (Henry Thomas) auf Trab hielt. Der Flug des Fahrrads gehört inzwischen nicht nur wegen der ikonenhaften Bildgestaltung zu den markantesten Szenen des Hollywood-Kinos, sondern auch wegen John Williams unvergesslichem Soundtrack.
 
Insgesamt hielt das Drama um das Pflanzenwesen über ein Jahrzehnt den ersten Platz im kommerziellen Kino-Olymp, bis ihn 1993 „Jurassic Park“ ablöste. Da „E. T.“ hauptsächlich für ein junges Zielpublikum gemacht ist, ließ Spielberg im Rahmen der Neuveröffentlichung  2002 die Waffen der Polizei digital retuschieren und in Walkie-Talkies umwandeln. Die Blu-ray hierzu bietet allerdings das Original und erschien übrigens zudem in einer limitierten Raumschiff-Edition. Auch in Zukunft sollte der Vater des Blockbusters noch viele Male das Kinopublikum begeistern, sowohl durch seine Regie-Arbeiten (z. B. „Der Soldat James Ryan“), als auch als Produzent (z. B. „Zurück in die Zukunft“).

Steven Spielberg & George Lucas

Als sich die beiden Giganten das erste Mal trafen (Spielberg arbeitete zuvor an „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, Lucas an „Star Wars“), war sich noch keiner von beiden im Klaren, wie sehr sie die Filmwelt und Popkultur mit ihren Werken verändern würden. Ganz zu schweigen davon, wie weit oben ihre Namen auf der Ruhmestafel des Hollywood-Olymps stehen würden. Sie waren einfach zwei junge Regisseure Anfang 30, die in der Blüte ihres Lebens den Stoff schufen, aus dem die Träume waren.
 
Beide machten Urlaub auf Maui, wobei Lucas eine Idee auskramte, die er schon einige Jahre mit sich herum trug. Er unterbreitete Spielberg den Vorschlag, einen Film über einen Schatzjäger und Abenteurer namens Smith zu drehen, Indiana Smith (der Vorname stammt von seinem Hund). Spielberg willigte ein, die Regie zu führen, nur der Name müsste noch eingängiger klingen. Einen Peitschenschlag später war „Indiana Jones“ geboren, feierte an den Kinokassen immense Erfolge und schweißte die beiden Masterminds auch jenseits der vorerst zwei weiteren Fortsetzungen zusammen. Nun gelten sie als Urväter des Blockbusters.

Diverse Besitzerwechsel und Vorstoß auf den Video-Markt

Im fünften und letzten Teil unseres Universal-Specials erfahren Sie nächste Woche spannende Hintergundinformationen zu den diversen Besitzerwechseln, die das Filmstudio in Krisenzeiten durchlaufen musste, bis es sich den heutigen Stand auf dem Film- und Fernsehmarkt erarbeitet hatte. Zudem geben wir einen kurzen Ausblick auf das zukünftige filmische Geschehen bei Universal…

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