Die Quadratur des Kreises

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Die Quadratur des Kreises Teil 5

Wharfedale Achromatic Supro

„Die Raumillusion lebt“

Mit der Bezeichnung „Achromatic“ hat sich Wharfedale ein sehr hohes Ziel für seine Lautsprecher auf die Agenda geschrieben. So soll die puristische Reinheit, die Übertragung originalgetreuer und unverfälschter Musik beschrieben werden. In der Achromatic-Serie werden verschiedene vorkonfigurierte Lautsprechersets angeboten.
 
Wir haben uns für das „Supro“ entschieden. Es besteht aus den beiden großen Front-Linienstrahlern WA-T8 mit jeweils acht Stück der 3 Zoll großen Tiefmitteltöner. Sie verfügen über eine Aluminiummembran mit einem invertierten Konus. An diesem sorgt eine Kapton-Schwingspule in Verbindung mit einem starken Magneten für den gezielten Antrieb. Unterstützt wird der möglichst große Hub des Systems durch eine gut auslenkbare Gummisicke.
 
Für den Hochtonbereich im Linienstrahler wird eine 25-Millimeter-Gewebekalotte beschäftigt, deren Antrieb über eine verkupferte Aluminiumschwingspule erfolgt, die mit Ferrofluid gekühlt wird, damit das System nicht in thermische Kompression gerät. Das sind die Grundfakten.
 

Der beachtlich hohe, aber sehr schmale Frontlautsprecher findet seinen festen Stand auf einem Metallfuß mit Spikes. Ein weiterer Lautsprecher, wie der Center-Speaker WA-C4, ist mit einer Wandhalterung versehen, der in der vorliegenden Version vier der schon genannten Tiefmitteltöner und wieder den gleichen Gewebe-Kalottenhochtöner enthält.
 
Dabei bildet die Anordnung der Chassis eine D’Appolito-ähnliche Gruppe. Eine Nummer kleiner fallen die beiden WA-S2-Surround-Satelliten aus, die gleichfalls mit Wandhalterung aufwarten und die schon besprochenen Chassis nutzen – ebenfalls in einer D’Appolito-ähnlichen Lautsprecheranordnung.
 
Alle drei Varianten sind geschlossene 2-Wege-Systeme mit einem einfachen Anschlussterminal auf der Rückseite, das jede Kontaktart akzeptiert. Die Abdeckungen der Speaker erscheinen in einem silbergrauen Design, das zusammen mit den schwarzen Glanzlackseitenteilen und dem Soft-Leder-Image der übrigen Flächen einen eigenen Charme besitzt. 

Daher sieht der Subwoofer WA-12SB etwas aus wie ein begehrter Gitarrenverstärker der Beatles. In ihm steckt aber ein 12-Zoll-Tieftöner, der als direktstrahlender Subwoofer arbeitet und zur Entkoppelung vom Fußboden auf Spikes ruht. Interessanterweise ist die Bassreflexöffnung in der Unterseite.
 
Der Center mit und ohne Abdeckung; unten mit seinen Wandhalterungen eingelassen. Angetrieben wird der Sub von einer Endstufe mit einer Sinusleistung von 150 W. Sie ist auf seiner Rückseite eingebaut, ebenso wie alle Anschluss- und Regelmöglichkeiten.

Neben einer automatischen Abschaltung gibt es auch einen echten Netzschalter. Etwas verwirrend: Die höchste einstellbare Trennfrequenz ist mit 85 Hz beschriftet, diese ist aber zu wählen, wenn der AV-Receiver die Einmessung übernimmt. Alles beginnt mit der Einmessung über den AV-Receiver, der für alle angeschlossenen Lautsprechersysteme eine Trennfrequenz gegenüber dem Subwoofer von 150 Hz ermittelt hat.
 
Im Gesamtklang hat das Wharfedale-Surround-Set einen wunderbar ruhigen, fast soften und räumlichen Klangeindruck ohne klangliche Härten oder Schärfen hinterlassen. Dabei waren die Lautsprecher als solche nicht lokalisierbar, sodass sich der Ausdruck „Surrounded by Sound“ wohl am ehesten anbietet.

Die kleinen Lautsprecher in Linienstrahleranordnung erzeugten zudem ein sehr detailreiches Klangbild, das aus den akustischen Testsequenzen regelrecht eine Klangmalerei erstellte. Feinste Hintergrundgeräusche in Filmszenen waren plötzlich sehr real hörbar, wo andere Surround-Sets eher einen Schleier darüber deckten und rein oberflächlich agierten. Bewegungen im Surround waren sehr gut mit den Ohren verfolgbar und auch in der räumlichen Tiefe erschließbar. Dies ist ein Indiz für eine gelungene Abstimmung der Front- und Rear-Speaker, denn so ein nahtloses Ineinandergreifen ist auf den ersten Anblick schon aufgrund der Größenunterschiede beachtlich. 
 
Es sei an dieser Stelle nochmals die hohe Trennfrequenz zum Sub erwähnt, die solche Ereignisse hier erst möglich macht. Auf der anderen Seite kann nicht verschwiegen werden, dass die dynamischen Fähigkeiten bei grobdynamischen Attacken wie Gewitterdonnerschlägen in Filmsequenzen etwas schwächer ausfallen, wodurch dem System die Höchstnote im Dynamikverhalten verwehrt blieb. Ein Grund dafür ist im recht subtil arbeitenden Subwoofer zu suchen, der mit seiner Bauform nicht zu denen seiner Branche zählt, die über das Ziel hinausschießen.
 
Kurz, prägnant und trocken, das sind seine Einsätze im Geschehen. Wo andere mit ihrer Bassreflexresonanz gern das Raumvolumen zum Mitschwingen anregen, bleibt er zurückhaltend. Schade, denn in mancher Szene braucht es ein wenig mehr Tiefbassfundament. Dafür sind die Konturen in den Tiefmitten sehr gut greifbar. Eine Eigenschaft, die sich wiederum in jeder Art von Musik zum Vorteil entwickelt. 
 
Auch der Center-Speaker fügt sich mit einer klaren und organischen Abstimmung ohne Überzeichnungen in die Dialogübertragung ein. Die Sitzplätze weiter außerhalb des Sweetspots werden dagegen im Abstrahlverhalten mit einer leichten Verfärbung im Klang bedient. Trotz der kleinen Schwächen ist das System für uns eine klare Empfehlung wert, auch mit dem Hinweis auf die Integration in das Wohnambiente. 

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