Die Revolution des Kinos

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Die Revolution des Kinos, Teil 2

Apocalypse Now

Apocalypse Now

 



Obwohl, oder sollte man besser sagen, gerade weil Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ (1979) so ziemlich am Ende der New Hollywood-Ära entstand, ist es sozusagen eine Klimax allen dessen, was sich in den Jahren zuvor in der Kinolandschaft so entwickelte.



 



Und doch ist der Film ein ganz eigenes Kunstwerk, ein Überfilm, dessen Entstehungsgeschichte mindestens genauso spannend ist, wie seine absolut erstaunliche und faszinierende Handlung.



 



 



Hauptcharakter Captain Willard (Martin Sheen) ist durch und durch ein Soldat, der nur für den Kampf leben kann. Aus diesem Grund nimmt er den ominösen Auftrag an, während der Wirren des Vietnamkrieges nach dem abtrünnigen Colonel Walter Kurtz (Marlon Brando) zu suchen.



 



Selbst ernannter Gott

Laut Willards Auftraggeber (u. a. dargestellt vom jungen Harrison Ford) sei dieser vollkommen verrückt geworden und hat sich in den Kambodschanischen Dschungel zurückgezogen, um dort zum Gott der ansässigen Eingeborenen zu werden. Der Eliminierungsbefehl macht Willard mehr als stutzig und er beginnt, sich durch den Lebenslauf seines zukünftigen Mordopfers hindurchzuarbeiten. Wie kann es sein, dass aus einem so hoch dekorierten, gebildeten Colonel eine solche Bedrohung für die US-Armee wird?
 
Fortan beginnt für Willard eine Odyssee durch den Wahn des Krieges, die ihn auf die gleichen Pfade führt, auf denen zuvor auch schon Kurtz gewandelt ist. Durch die Augen Willards kann der Zuschauer die Entwicklung der geheimnisvollen Schattenfigur Kurtz nachvollziehen. Es ist ein Abstieg in die niedersten Abgründe des menschlichen Daseins, eine Bootstour ans Ende jeglicher Vernunft, ein Horror-Tripp, der die irren Mechanismen und Vorgänge des Krieges besser entschlüsselt, als jede Dokumentation.

Die Folge Vietnams

 



Bereits Ende der 1960er Jahre entwickelte Drehbuchschreiber John Milius („Dirty Harry“) unter dem Projektnamen „The Psychedelic Soldier“ das Skript zum Film. Milius kam damals gerade von der Filmhochschule und stellte sich mit diesem Drehbuch nach eigener Aussage einer Herausforderung eines seiner Dozenten. Niemand könne Joseph Conrads Novelle „Heart Of Darkness“ (1899) bewältigen, hieß es, in der das Genie Kurtz aus den Tiefen des afrikanischen Dschungels gerettet (!) werden soll, sich allerdings herausstellt, dass er sich in Wirklichkeit lieber weiterhin vor der Zivilisation verbergen möchte.



 



Nach der Radioumsetzung von Orson Welles (1938) war Milius der erste, der Conrads Stoff erneut aufgriff und ihn dann später für „Apocalypse Now“ in die richtige Form brachte. Er packte es in den Kontext des gerade aktuellen Vietnam-Krieges und schuf damit den Inhalt eines der größten und zugleich kuriosesten Antikriegs-Filme aller Zeiten, der mit seiner Mischung aus drogenbuntem Psychotripp und leichter Horror-Note mitten ins Mark der Zeit traf.



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