Die Revolution des Kinos

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Die Revolution des Kinos, Teil 8

Sternenkind, Uhrwerk Orange

Sternenkind



Das besondere an Kubricks Filmen ist der perfekt in Szene gesetzte Symbolismus, der in jedem seiner Werke zu finden ist. So wird z. B. die Evolution in „2001- Odyssee im Weltraum“durch schwarze Monolithen vorangetrieben. Mit „Also sprach Zarathustra“ als sinfonische Untermalung entdeckt der vom Monolithen veränderte Ur-Mensch den evolutionären Vorteil eines Knochens bzw. das Prinzip einer Waffe. Im anschließenden Siegestaumel über seine vollbrachte Mord-Tat schleudert der Vorfahr das Objekt in die Luft.



 



Der bedeutungsschwangere Schnitt, der aus dem Knochen auf dem Scheitelpunkt seiner Flugbahn ein Raumschiff werden lässt, machte Kubrick legendär. Obwohl er damit Millionen Jahre überspringt, verbindet dieser Schnitt den ersten Geistesblitz der Menschheitsgeschichte direkt mit dem Aufbruch in den Weltraum. Der Homo Sapiens ist weit gekommen, denn er hat es geschafft, den zweiten Monolithen auf dem Mond ausfindig zu machen. Doch wohin führt ihn der nächste Schritt? Ein evolutionäres Wettrennen zum dritten Zielpunkt auf dem Jupiter entbrennt und wird an der Seite der Künstlichen Intelligenz HAL 9000 zum phänomenal inszenierten Horror-Tripp.



 



Was den Zuschauer mit dem letzten Monolithen erwartet, ist ein psychedelisches Farbgewirr und ein Schluss, der mehr Fragen aufwirft, als dass er Antworten gibt. Angeblich soll das Film-Finale den kommerziellen Erfolg des doch recht anspruchsvollen Werks gerettet haben. Der Ruf, einen Rauschmittel-freien und realistischen Drogentripp miterleben zu dürfen, war in den Folge-Jahren der Hippie-Bewegung ein gutes Werbeelement.



Uhrwerk Orange

 



Den Blick für die besondere visuelle Ausgestaltung hat Kubrick wohl aus seinen Erfahrungen als Fotograf mitgenommen. Doch nicht nur die Bilder weisen eine symmetrische Ästhetik auf, auch die Handlung beschreibt in seinen Werken durchgängig eine Kreisform. Im Falle von Anthony Burgess’ Beatnic-Gewaltorgie, „Uhrwerk Orange“, passiert dies sogar im Stundentakt. Gleich in doppelter Ausführung geht Brutalo und Melonenträger Alex DeLarge (Malcom Mc Dowell) seine Wege durch das zukünftige Britannien. Im ersten Durchlauf raubt, prügelt und vergewaltigt er aus Langeweile.



 



Steppend und singend nähert er sich seinen Opfern, um ihnen ganz ohne Intention oder Motiv eins überzubraten. Sein Sprach-Slang „Nadsat“, ein Mix aus Englisch und Russisch gibt unter Anderem Aufschluß über Burgess Vorstellung von der politischen Entwicklung, in der die Weltmacht Russland mit dem englisch sprechenden Westen zusammenfließt und sich die Sprachen daher zunehmend annähern. Eine Zukunftsperspektive gibt es für Alex und seine Bandenmitglieder nicht. Stattdessen kennen sie nur das Hier und Jetzt der Genusssucht. So gibt sich Alex im Zeitraffer seiner Triebhaftigkeit hin, zusammen mit Beethovens 9. Sinfonie und zwei nymphomanisch veranlagten Teenie-Girls.



 



Gegenüber seinen „Droogs“ lässt er allerdings den Anführer heraushängen, was sich als kein gutes Konzept für eine Bande voller Anarchisten herausstellt. Wen verwundert’s da, dass ihn seine „Untergebenen“ während eines Überfalls auf eine allein stehende Frau verraten. Nachdem Alex ihren Tod durch eine übergroße Penis-Plastik verursacht, wird er selber niedergeschlagen und den Händen der Polizei überlassen.



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