Die Revolution des Kinos

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Die Revolution des Kinos, Teil 5

Martin Scorsese

Taxi Driver

 



Vom Vietnam Krieg zu psychisch lädierten Kriegsveteranen ist es nicht weit, und so spielte sich auch ein gewisser Exsoldat und Taxi-Fahrer in die Herzen der Kinogänger.





Die New Hollywood-Ära war genau der richtige Zeitpunkt für Martin Scorseses „Taxi Driver“ (1976) – Ohne die neue Freiheit wäre der Film vermutlich gar nicht erst entstanden. Robert De Niros tragische Figur als Einzelgänger Travis Bickle traf genau den Mark der Zeit, da sich die meisten Zuschauer mit Teilen seiner Figur identifizieren konnten. Im Grunde genommen hat so gut wie jeder durchschnittliche Großstädter mit der Anonymität zu kämpfen. Einsamkeit und deren Bewältigung sind daher grundlegende Themen, die von den Anti-Helden des New Hollywood-Kinos perfekt widergespiegelt wurden.



 



Travis‘ Leben wird hauptsächlich von seiner Arbeit, dem Transport von Taxi-Gästen, bestimmt. Aus diesem Grund haben die in den Wagen steigenden Fremden mehr Macht über sein Leben, als er selbst (wie passend, dass Martin Scorsese in einer Szene selbst als einnehmender Taxi-Gast fungiert). Geprägt vom politischen Desinteresse, der veränderten Wahrnehmung seiner Schlaflosigkeit und einer stetig wachsenden Paranoia gegenüber seiner Umgebung schlägt er sich die Nächte um die Ohren und schmeißt die Aufputschmitteln in den Rachen, als wären es Hustenpastillen.



 



Betsy (Cybill Shepherd), eine Wahlhelferin für den Präsidentschafts-Kandidaten Palatine, ist seine einzige Hoffnung auf ein geregeltes Leben innerhalb einer Partnerschaft. Aufgrund seiner sozialen Inkompetenz gelingt es ihm jedoch nicht, sie von seinen Qualitäten zu überzeugen. Auf seiner ziellosen Suche nach Erfüllung trifft er des Weiteren auf die zwölfjährige Iris (Jodie Foster), die trotz ihres geringen Alters in die Prostitution gedrängt wurde. Der aufsteigende Hass gegen die Gesellschaft, die so etwas zulässt, bringt das Fass zum überlaufen und treibt Travis in die Rolle eines Vigilanten. Er besorgt sich Waffen, schert sich einen Iro und bereitet seinen letzten Feldzug gegen den Abschaum der Straße vor – ein Amok laufender Weltverbesserer der gefährlichsten Sorte.



Gottes einsamster Mann

 



Durch den Anti-Helden Travis war „Taxi Driver“ seiner Zeit weit voraus. Das geniale Konzept dahinter ließ das Verhalten der Hauptfigur weder gutheißen noch eindeutig verurteilen. Travis’ Reaktionen sind nachvollziehbar, sein Auftreten durch DeNiros Charme sympathisch. Drehbuchautor Paul Schrader entwickelte Travis’ Charakter nach dem psychologischen Bild, das er von Arthur Bremer hatte, nachdem er dessen veröffentlichtes Tagebuch las.



 



Bremer versuchte 1972 den konservativen Präsidentschaftskandidaten George Wallace zu erschießen, ähnlich wie es später die fiktionale Figur im Film praktizierte. Die Parallelen sind bis hin zur Wahl-Plakette an Bremers Revers unverkennbar, beschreibt sein Tagebuch neben der Vorbereitung auf das Attentat auch noch eine Beziehung, die aus ähnlichen Gründen scheiterte, wie sie im Film dargestellt werden. Dass Drehbuchautor Schrader selbst gerade an einer Trennung litt und sich eine gewisse Zeit lang der Isolation hingab, schien dem im Jahr des Attentats verfassten Drehbuch darüber hinaus noch einen Glaubwürdigkeits-Bonus zu verpassen.



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