Geheime Satellitensignale

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Schmalbandigem Satellitenradio auf der Spur

Üblicherweise werden auf den Transpondern unserer bekannten Satelliten TV- und Radioprogramme gemeinsam übertragen. Sie werden während eines Sendersuchlaufs von unseren Sat-Receivern fein säuberlich getrennt und in die Listen für Fernseh- und Radiokanäle eingetragen.

Wer sich Sat-Frequenzlisten schon einmal genauer angeschaut hat, wird aber auch weitere Radiostationen entdeckt haben, die alleine für sich senden und von unseren Receivern offensichtlich übersehen wurden. Wie sind sie dennoch zu bekommen?

Wo zu finden?

Solche geheimen Radiosender sind zum Beispiel auf Astra 3B auf 23,5 Grad Ost und auf Eutelsat 16A auf 16 Grad Ost aufgeschaltet. Auf 23,5 Grad Ost sind zum Beispiel die Übertragungen des Deutschlandfunks, von Antenne Bayern, sowie den österreichischen Privatsendern Antenne Tirol, Radio Osttirol, Welle 1, Radio Oberland und Radio POS Österreich bekannt. Auf 16 Grad Ost wissen wir von mehreren niederländischen Stationen, wie Radio 538, 100 % NL und unter anderem Slam! FM. Wir können davon ausgehen, dass es noch deutlich mehr solche Radiostationen auf unseren bekannten TV-Satelliten gibt.

Schmale Symbolrate

Diese Radiostationen senden genau genommen im gleichen DVB-S-Standard wie auch die von unseren Receivern empfangbaren Signale. Sie unterscheiden sich von den üblichen Ausstrahlungen jedoch in ihrer Symbolrate. Sie wird durch eine drei- bis fünfstellige Zahl beschrieben und entspricht sinngemäß der belegten Bandbreite auf einem Satellitentransponder. Sehen wir uns einen üblichen Transponder an, werden über ihn bis zu etwa zehn TV-Kanäle in Standardauflösung oder bis rund vier HD-Programme in einem gemeinsamen Datenstrom ausgestrahlt. In ihm können auch mehrere Radioprogramme enthalten sein. Dafür braucht es hohe Symbolraten, wie etwa 22000 oder 27500. Mit solchen Datenströmen ist ein Satellitentransponder bereits gut ausgelastet.
 
Auf für den Direktempfang uninteressanten Satellitenpositionen werden immer wieder auch TV-Programme einzeln übertragen. Sie sind schmalbandige SCPC-Signale mit einer vierstelligen Symbolrate. Sie kann bis unter 2000 gehen. Auch unsere Radioprogramme werden als SCPC-Signale ausgestrahlt. Bei den von uns bekannten Signalen kommen Symbolraten von rund 332 bis 940 zum Einsatz. Sie sind damit sehr schmalbandige Signale, die verglichen mit üblichen Datenströmen, wie sie für die Verbreitung von TV-Signalen erforderlich sind, mitunter deutlich weniger als 1/80 an Bandbreite belegen. Damit belegen solche Radioprogramme nicht viel mehr als die Breite einer Nadel auf einem Satellitentransponder.

Signalzuführung

Solche Signale sind nicht für den Direktempfang vorgesehen. Sie dienen zur Signalzuführung zu terrestrischen Sendeanlagen, was wir auch aus erster Hand bestätigt wissen. Den Satellitendirektempfang hat man mit solchen Ausstrahlungen somit gar nicht im Sinn. Womit es auch nicht wundert, dass diese „geheimen“ Signale erst in letzter Zeit nach und nach in den internationalen Sat-Frequenzlisten auftauchen.
 
Seit über zehn Jahren weiß man von verschiedenen Programmanbietern, dass diese die Signalzuführung zu ihren Sendeanlagen über Satellit bewerkstelligen. Weiter war bekannt, dass über Satellit in digitalem SCPC gesendet wird und dass es für den Empfang Spezialreceiver braucht. Mehr wurde kaum verraten. Damit war auch klar, dass diese Programme für uns zu Hause nicht erreichbar waren.

Versuch 1: manueller Sendersuchlauf

Die Erfahrung hat uns bereits oft gelehrt, dass Sender, die beim Blindscan oder dem automatischen Sendersuchlauf nicht berücksichtigt wurden, in der Regel mit dem manuellen Sendersuchlauf gefunden werden. Also nichts wie rein in die Menüoberfläche und die Übertragungsparameter eingegeben. Doch nach Betätigen des Suchlaufs tut sich Ernüchterung auf. Denn gefunden wird nichts. Des Rätsels Geheimnis liegt in der geringen Symbolrate. Für sie sind unsere Receiver einfach nicht geeignet.
 
Sie sind für den Empfang digitaler Datenströme ab einer Symbolrate von 2000 ausgelegt. Während ältere Receiver bereits mit Symbolraten um 2500 schon nicht mehr richtig klar kamen, schaffen es HD-Boxen auch darunter. Häufig kann man mit ihnen sogar noch SCPC-TV-Programme sehen, die mit einer Symbolrate von etwa 1 400 ausgestrahlt werden. Manche Geräte schaffen auch noch Signale mit rund 1 300. Darunter ist aber so ziemlich Schluss. Signale mit dreistelligen Symbolraten übersehen sie.

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