Japanimation

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Culture Shock

Animes gibt es in allen erdenklichen Formen und zu vielerlei Themen. Science-Fiction, Fantasy, Erotik, Action, Western, Komödie, Horror oder Drama – kein Genre bleibt unbeachtet, weshalb sich auch hierzulande eine breite Anhängerschaft gebildet hat. Fragt sich nur, wann sich die japanische Filmkunst endlich auf Blu-ray durchsetzt.

In Japan, Amerika sowie im europäischen Ausland gibt es sie bereits in angemessener Stückzahl: Gemeint sind die HD-Versionen jener Zeichentrickfilme, die Außenstehende häufig mit dem Kindchenschema, sprich übergroßen Augen und kleiner Stupsnase, in Verbindung bringen und damit eine ganze Kunstform über einen Kamm scheren. Dass sich hinter dem Begriff „Anime“ viel mehr verbirgt als simpel gezeichnete Figuren, weiß man spätestens, wenn man hochwertige Produktionen wie z. B. „Akira“ (1988) oder „Prinzessin Mononoke“ (1997) gesehen hat.
 
In Japan gehören die Animationsfilme bereits seit geraumer Zeit zur Kultur und können auf eine lange Tradition zurückblicken. Eines der Studios, das diese Entwicklung maßgeblich prägte, ist Studio Ghibli, das man heute oftmals mit den Disney Studios vergleicht. Allzu weit hergeholt ist diese Analogie übrigens nicht, da Disney schon seit Längerem den US-Vertrieb der Ghibli-Filme übernimmt. Der neuste Kinohit „Ponyo“ (16. September 2010) wurde sogar von John Lasseter und Co. produziert – man merkt also schon, wie die westliche Trickgröße ihre Finger nach der traditionellen Animationskunst Japans ausstreckt.

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Japans Disney

Doch unabhängig von den anstehenden Kinofilmen „Ponyo“ sowie „Die Borgerin Arrietty“ (2011) gibt es bereits unzählige Studio-Ghibli-Produktionen, die jeder Animationsfan einmal gesehen haben sollte. Zu unseren Favoriten zählen „Nausicaä“ (1984), „Mein Nachbar Totoro“ (1988) und „Kikis kleiner Lieferservice“ (1989), um nur einige Beispiele aus den Anfangstagen des Studios zu nennen. In der Entstehungszeit, den späten 1980er Jahren, schwappten nur bedingt Informationen über die kompromisslose Qualität der Animationen nach Deutschland. „Prinzessin Mononoke“ schaffte dann 1997 bzw. mit etwas Verspätung (2001) auch hierzulande den internationalen Durchbruch und machte die Namen der Ghabli-Gründer Hayao Miyazaki und Isao Takahata über Japans Landesgrenzen hinaus bekannt. Zu diesem Zeitpunkt stand das Studio schon auf überaus festen Beinen und hatte Extremsituationen wie die parallele Produktion der beiden Filme „Mein Nachbar Totoro“ und „Die letzten Glühwürmchen“ mit Bravour gemeistert.
 
Für den 2002 produzierten Film „Chihiros Reise ins Zauberland“ erhielt Miyazaki verdientermaßen den Oscar® für den besten Animationsfilm. Seitdem steht nahezu jede Ghibli-Produktion zumindest auf der Nominierten-Liste der Academy Awards. „Das wandelnde Schloss“ (2004) und der von Miyazakis Sohn Goro produzierte „Die Chroniken von Erdsee“ (2006) sind bisher die jüngsten auf DVD erhältlichen Filme. Ein Geheimrezept für den Erfolg gab das Studio bislang noch nicht preis, nur so viel ist klar: Fast jeder Film zeigt junge Mädchen bzw. Frauen, die ihren eigenen Weg in die Selbstständigkeit (inklusive des kurzen Haarschnitts) finden. Sei es die kleine Hexe Kiki, die in eine fremde Stadt fliegt, um dort Arbeit zu finden, Chihiro, die sich in einem dämonischen Badehaus etabliert, oder die 17-jährige Haru, die im Königreich der Katzen nach der eigenen Identität sucht: Am Ende sind sie immer klüger und bekommen ihr Leben in den Griff.
 
Jeder Selbstfindungstrip ist natürlich bombastisch gezeichnet und strotzt nur so vor tiefenpsychologischer Symbolik. Die Handlung entspringt dabei meist einer literarischen Vorlage und ist deshalb stets tiefgreifender, als es zu Anfang scheint. Aus nicht ganz uneigennützigem Interesse fragten wir beim deutschen Vertrieb Universum nach, ab wann wir mit der Ghibli-Collection auf Blu-ray rechnen können, und erhielten folgende Antwort: Das japanische Studio sei sehr auf Qualität bedacht, weshalb es nun mühselig sämtliche Kunstwerke bearbeite und auf das HD-Medium transferiere. Das dauert natürlich seine Zeit und so ist gerade einmal der erste Film „Nausicaä“ ohne festen Veröffentlichungstermin angekündigt. „Ponyo“ ist natürlich auch schon am Start – klar, der neuste Film benötigt keine Restauration für die Full-HD-Auflösung.

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