Musik in Hi-Fi-Qualität übers Netzwerk hören

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Perfekte Streaming-Kette

Die Verbindung des Hi-Fi-Systems mit dem Heimnetzwerk wird immer bedeutender und verlangt nach frischen Erkenntnissen. Was wir in unserem neuen Testumfeld geschaffen haben, kann auch für Sie von Interesse sein.

Es kann so leicht sein, sich von surrenden Festplattengeräuschen und fauchenden Lüftern zu verabschieden, indem diese Ruhestörer einfach in einen anderen Raum verbannt werden. Natürlich sind heutige Audiorechnerlösungen – und dazu zählen auch Server, die komplette CD-Sammlungen oder hochauflösende Audiofiles verwalten – schon nahezu geräuschlos.
 
Aus diesem Grund sind Audiospeicherlösungen wie die RipNAS, Naim HDX oder die Olive O4HD bereits fester Bestandteil unserer Hi-Fi-Welt und in zahlreichen Racks zu finden. Warum sich also diesem Thema verwehren und die neuen klanglichen Möglichkeiten nicht nutzen? Denn gegen Studio-Masterfiles in Kombination mit ausgefeilten Wandlern innerhalb einer Streamingkette haben viele rein analoge Systeme mittlerweile das Nachsehen.

Kabel oder Wireless?

Während einige Geräte – wie etwa der CD-Player – nach und nach das Rack verlassen, werden die analogen Strippen gegen digitale Ethernet-Leitungen ausgetauscht. Ein erhöhter Verkabelungsaufwand ist dabei nicht immer ausgeschlossen. Hier scheint WLAN zunächst eine adäquate Lösung zu sein, gibt sich aber durch die immer stärkere Auslastung der verfügbaren 13 Kanäle in Mehrfamilienhäusern auch problematisch.
 
Hochauflösende Studio-Masterfiles lassen sich zudem eher schwerlich über das drahtlose Netzwerk schicken. Vor ungewollten Einstreuungen bleiben gleichwohl die analogen Komponenten nicht gefeit. Bei klassischen Hi-Fi-Verstärkern können Mikrowellen, die das WLAN-Netz aussendet, bei der Summierung der einzelnen Feldstärken mitunter zu Verzerrungen im Audiosignal führen.

Sparfuchs oder Visionär?

Aufgrund dessen haben wir uns beim Aufbau unserer neuen Test- und Hörräume bewusst für eine dezentrale Serverlösung mittels LAN entschieden – Sie zuhause können das natürlich genauso in einem Nebenraum oder dem Keller tun. Gerade wenn man neu baut oder sich neu einrichtet, sollte man die Chance nutzen, vorwärtsweisende Technologien unterzubringen. Das Verlegen von Netzwerkleitungen der Kategorie 7e und das Anbringen der passenden Anschlussdosen sind dabei ein Anfang. Hierbei sollte nicht unbedingt der Sparfuchs der Ratgeber sein, sondern der Visionär.
 
De facto werden die Anschlüsse meist im Bereich des Hi-Fi-Racks benötigt, das später vielleicht auch einmal als Surround-Setup genutzt werden soll. Mit dem gewissen Maß an Weitsicht ist ein aktives Lautsprecher-Set-up, das über LAN-Kabel verbunden wird durchaus denkbar. In diesem Fall sollte über eine Schuko- Steckdose in der Nähe des Aufstellortes nachgedacht werden. Wenn nicht für Netzwerksignale vorgesehen, kann die Ethernet-Leitung auch für die symmetrische Übertragung von Audiosignalen genutzt werden. Das ist angesichts der heutigen Standards vollkommen legitim und wird von der Qualität der Leitungen unterstützt – vorausgesetzt es werden unnötige Umwege vermieden.

Neuaufbau

Bei der Gestaltung unseres Hörraumes haben wir uns genau an diese Prämisse gehalten: An den Stellen, an denen wir Lautsprecher aufgestellt haben, befinden sich doppelte LAN-Anschlussdosen und ein 230-Volt-Netzanschluss. Alle Netzwerkanschlüsse laufen in einem Serverschrank im Redaktionsraum zusammen. Durch die Verdrahtung auf Steckfelder ist jeder einzelne Anschluss zugängig. An dieser Stelle können wir mithilfe eines Routers oder Switches typische Netzwerksignale verbinden und verteilen. Eine Einbindung von WLAN-Zugriffspunkten ist hier ebenfalls möglich. Den Speicherpunkt unserer Audiotestfiles stellt unter anderem ein konvektionsgekühlter Audioserver namens AssetNAS dar. Mit einem Raid-Verbund aus Festplatten und einem Windows Home Server bietet er genügend Sicherheit vor unerwünschtem Datenverlust.
 
Von einem externen Computer greifen wir direkt auf unseren Server zu, bearbeiten Dateien und behalten unseren Serverschrank – den Anforderungen entsprechend – aufgeräumt und übersichtlich. Warum all dieser Aufwand? Für unsere Arbeit ist es wichtig, unabhängig vom Hausnetz und den Servern des Verlages zu sein. Bei Bedarf können wir jede Anschlussdose im Hörraum oder am Messplatz mit dem Hausnetz, dem Audionetz oder dem Testnetz für Testgeräte verbinden, um die notwendigen Funktionen zu überprüfen oder Software-Updates vorzunehmen. Einen Schritt weiter in Sachen Audioperformance brachte uns die stringente Trennung der Netzversorgung. Während die Energieversorgung aller Audio- und Messgeräte über eine Netzphase unserer eigenen Unterverteilung geschieht, bezieht die Computer-Peripherie mit ihren Schaltnetzteilen ihre Versorgung auf einer getrennten Phase von einer weiter entfernten Unterverteilung.
 
Den Aufwand, den wir für unsere objektiven Tests betreiben, muss man natürlich nicht zuhause umsetzen. Je nach vorhandenen Gegebenheiten und Budget, lassen sich bereits mit einfachen Mitteln große Erfolge erzielen. Planen Sie bei einem Umzug bereits jetzt für die Zukunft und lagern Sie bestenfalls Ihren Server aus dem Audiorack aus. In einem Heimnetzwerk, das nicht rein auf die Audiowiedergabe ausgelegt ist, ist auch ein medienübergreifendes System denkbar. Geräte wie die Evolve Lifestation (AUDIO TEST 2/2013) bieten neben der Musiklagerung auch die Möglichkeit, Bild- und Videodateien abzulegen. Wie Sie sich auch entscheiden, planen Sie bereits jetzt mit der nötigen Voraussicht, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Die passenden Trends und Neuigkeiten erhalten Sie dabei regelmäßig von uns!
(Torsten Pless)

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