Phoenix Wright – Ace Attorney

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Vom Videospiel zum Spielfilm

Man nehme eine extrem erfolgreiche Videospielreihe und einen der kreativsten Regisseure Japans und erhalte einen kunterbunten Gerichtsthriller, der abgefahrener kaum sein könnte.

EINSPRUCH! Bei diesem Gerichtsfall kann einfach alles passieren. Schräge Kläger, schräge Opfer, schräge Zeugen, total schräge Frisuren und noch viel schrägere Anwälte. Einzig der Richter scheint einigermaßen normal zu sein, doch auch dieser Schein trügt. Selbst er ist ein Pool der Extreme, doch dazu später mehr. 
 
Es gibt wohl kaum einen Nintendo DS-Spieler, der nicht mindestens einmal Capcoms grandiose „Ace Attorney“-Reihe gespielt hat. Der Grundsatz dieser Spiele ist es, vollkommen absurde Figuren in einem Gerichtssaal miteinander zu konfrontieren und diese einen spektakulären Fall nach dem anderen austragen zu lassen. Dabei darf man sich von den infantilen Gesten und der kunterbunten Bonbon-Optik nicht täuschen lassen, denn die Story hinter jedem Fall ist dermaßen durchdacht, dass selbst solche Krimi-Ikonen wie Agatha Christie ihre reinste Freude an dem Stoff gehabt hätten. Kurzum, „Ace Attorney“ ist absolut hochwertige Krimi-Kost, die sich seit Jahren auf der tragbaren Spielekonsole bewährt hat, besonders in Japan eine riesige Fangemeinde besitzt und demnächst sogar auf sämtlichen tragbaren Apple-Geräten spielbar sein wird.
 
Mit der Realverfilmung des ersten Videospiels dieser Reihe hat sich Japans Kultregisseur Takashi Miike („Audition“, „Yattaman“) ein schweres Los zugemutet, denn den extremen Comic-Gestus der Figuren auf reale Schauspieler zu übertragen, dürfte kein leichtes Unterfangen gewesen sein. Als Handlung wählte Miike den zweiten und den vierten Fall des ersten Spiels und konzentrierte sich dabei auf das amüsante Duell zwischen dem unerfahrenen Strafverteidiger Phoenix Wright (Hiroki Narimiya) und seinem größten Konkurrenten, dem perfektionistischen Staatsanwalt Miles Edgeworth (Reiji Mitsurugi).

Mord in den eigenen Reihen

Obwohl Wright erst seit kurzem seine Lizenz besitzt, wird er sofort ins kalte Wasser geschmissen, als seine wunderschöne Mentorin Mia (Yo Kimiko) kaltblütig ermordet wird. Am Tatort findet er ihre jüngere Schwester Maya (Minami Hamabe) vor, die von einem Zeugen sofort als Täterin identifiziert wird. Entgegen aller Fakten glaubt Phoenix jedoch nicht, dass Maya den Mord begangen hat, weshalb er sie vor Gericht verteidigt.
 
Sein Widersacher Miles macht es ihm allerdings nicht gerade einfach, möchte dieser doch seine 100Prozent-Quote als ungeschlagener Strafverteidiger beibehalten. Da kommt ihm das neue Strafgesetz gerade richtig, dass jeden Strafprozess mittels Dreitagesfrist beschleunigen soll. Phoenix hingegen ist bei dieser Beweislage erst einmal planlos, bis sich Maya als waschechtes Medium entpuppt, durch das sich ihre tote Schwester zu Wort melden kann. In den Spielen sorgt das stets für witzige Nebeneffekte mit Mias üppiger Oberweite, da Mayas Kleidung nun mal auf eine etwas geringere Körbchengröße ausgelegt ist.

Haargenau

Eine der Eigenheiten von „Ace Attorney“ sind die nicht zu übersehenden, oft sogar überdimensionalen Frisuren der Figuren. Diese setzt auch Regisseur Miike sehr gewitzt in Szene, indem er die offensichtlichen Darsteller-Perücken wie in den Spielen als Stimmungsindikator der Figuren verwendet. So wirken sich Argumente und Gegenargumente schlagartig auf die Haare aus, die z. B. im Falle des traditionell zuerst auftauchenden Staatsanwalts, regelmäßig, fast explosionsartig ausfallen. Phoenix Wrights Spitzhaarfrisur kann sich da schon einmal panisch aufstellen, während die runde Lockenpracht der Fotografin Lotta Hart bei einer Falschaussage wie ein riesiger, außer Kontrolle geratener Medizinball durch die Gegend wackelt.

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