Special-Edition-Spezial

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Blu-rays mit umfangreicher Extraausstattung

Sondereditionen, die mit kreativer Aufmachung und Unmengen von Bonusmaterial um Aufmerksamkeit und Käufergunst werben, gehören ohne Frage zu den Highlights in jeder anständigen Blu-ray-Sammlung. Nicht nur, dass man den ganz persönlichen Lieblingsfilm hier in der besten technischen Qualität und mit der umfangreichsten Extraausstattung erhält, immer öfter locken die Vertriebe auch mit liebevoll und detailliert gestalteten Zugaben, die an Schlüsselmomente aus den Filmen erinnern und so für eine noch stärkere emotionale Verbindung zwischen Kinoerlebnis und Heimkinovariante sorgen.

Alien Anthology

Den Anfang in unserem bunten Reigen von Spezialeditionen macht die wirklich spektakuläre „Alien Anthology“. Von den Fans seit Jahren gefordert, und seit der Ankündigung nun schon monatelang heiß diskutiert, kommt das lang erwartete Blu-ray-Release der „Alien“-Reihe mit einem Paukenschlag daher und definiert die Maßstäbe in Sachen Extras tatsächlich neu. Sage und schreibe 60 (!) Stunden Bonusmaterial verteilt auf sechs Blu-rays sprengen wirklich alle Grenzen und werden sicher auch den anspruchsvollsten Hardcore-Fan zufriedenstellen. Der Löwenanteil befindet sich dabei auf den Discs Nummer fünf und sechs, während die ersten vier Scheiben jeweils die Originalkinofassung sowie eine alternative erweiterte Fassung (Director’s Cut beziehungsweise Special Edition) der vier Filme beinhalten.
 

Wer sich für die „Alien Anthology“ interessiert, hat die Qual der Wahl: Die „Facehugger Edition“, deren Box eine erhabene Reliefprägung des titelgebenden Alien-Überträgers aus dem Film ziert, ist für circa 50 Euro erhältlich. Ganz tief in die Tasche greifen muss man hingegen für die (schon fast vergriffene) „Limited Edition‚ Egg’“. Für inzwischen weit mehr als die ursprünglichen 130 Euro bekommt man die Box hier in einer großen und detailliert ausgearbeiteten (und auf 5 000 Stück limitierten) Skulptur von einem Alien-Ei, das per Batterieversorgung leuchtet und zusätzlich zu den sechs Blu-rays noch vier DVDs mit den ursprünglichen Kinofassungen und den Extended-Versionen der Filme beinhaltet.

Meilensteine der Science-Fiction

Als Ridley Scott 1979 „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ in die Kinos brachte, erweiterte er die Grenzen der Science-Fiction in einem Maße, das das gesamte Genre für immer verändern sollte. Der gezielte Einsatz von Horror-, Action- und Suspense-Elementen formte ein zeitloses Meisterwerk, das bis heute nichts von seiner unerreicht klaustrophobischen Atmosphäre eingebüßt hat. Das Design des Aliens (gestaltet vom schweizerischen Ausnahmekünstler H.R. Giger) hatte eine ungeahnte Bildkraft und entwickelte sich quasi über Nacht zu einer unverwechselbaren Marke der Popkultur. Hinzu kam mit der Figur der Ellen Ripley – perfekt besetzt mit einer knallharten Sigourney Weaver – die erste weibliche Actionikone der Kinogeschichte.
 

Teil zwei unter der Regie von James Cameron verlagerte sieben Jahre später den Schwerpunkt dann auf Action und eine temporeichere Inszenierung, ohne dabei den Geist des Originals zu verraten. Er setzte dem ursprünglichen Kampf Mann (beziehungsweise Frau) gegen Alien eine mit schwerem Geschütz ausgestattete Armada von Marines entgegen, die eine verzweifelte Schlacht gegen eine ganze Horde von Aliens führten – ob man nun diese eher actionbetonte Variante bevorzugt oder die pure Science-Fiction-Essenz des Originals, ist reine Geschmackssache; beide Filme sind absolut auf Augenhöhe und jeder für sich ist ein Meilenstein des Genres.
 

Das Who’s who der Filmemacherzunft setzte sich auch 1992 bei Teil drei fort: David Fincher nahm auf dem Regiestuhl Platz und schuf eine leicht religiös-philosophisch angehauchte Fortsetzung, die sicherlich als hoffnungslosester und düsterster Teil des Franchise angesehen werden kann, den hohen Erwartungen jedoch nicht ganz gerecht wurde. Wählt man die erweiterten Fassungen der Filme an, wird man übrigens vom jeweiligen Regisseur in einer kurzen Einleitung über die Unterschiede zur Kinoversion aufgeklärt. Besonders die Special Edition von Jean-Pierre Jeunets viertem Teil („Alien: Resurrection“, 1997) gefällt dabei mit einigen erweiterten Szenen, die den schwächsten Part der Serie deutlich aufwerten und mit einem apokalyptischen alternativen Ende vielleicht den einen oder anderen Enttäuschten endgültig auch mit diesem Teil versöhnen könnten.

Extras ohne Ende

Allein mit der detaillierten Auflistung sämtlicher enthaltener Bonusfeatures hätten wir zwei Seiten unseres Spezials füllen können – das gesamte Material zu sichten, ist eine halbe Lebensaufgabe und wird jedem „Alien“-Jünger die Freudentränen in die Augen treiben. Enthalten ist das komplette Bonusmaterial der DVD-Box „Alien Quadrilogy“ aus dem Jahre 2003, plus Unmengen an neuen, Blu-ray-exklusiven Inhalten, die komplett in High Definition präsentiert werden.
 

Um von der Fülle an Featurettes, Dokumentationen, Fernsehspecials, Bildergalerien, Storyboards, Konzeptzeichnungen und Interviews nicht erschlagen zu werden, hat man sich bei Fox ein wirklich originelles und innovatives System einfallen lassen. Der in Anlehnung an den Bordcomputer der Nostromo aus Teil eins „MU/TH/UR 6000“ genannte Modus ermöglicht einen raschen Wechsel zwischen den Filmdiscs und den Bonusscheiben: Die Ladezeiten bleiben hier erfreulich kurz, schon nach ungefähr zehn Sekunden befindet man sich wieder im Hauptmenü. So kann man sich beispielsweise beim Betrachten der Filme sein ganz persönliches Bonusprogramm zusammenstellen: Wenn Sie einen Aspekt sehen, der Sie interessiert, dann können Sie davon ausgehen, dass sich passende Hintergrundinformationen dazu finden, die Sie in einem komfortablen Lesezeichensystem ablegen können, um sie später auf den Bonusscheiben anzusehen. So entsteht für jeden Zuschauer eine ganz individuelle Erfahrung der schier grenzenlosen Extravielfalt der Anthology. Man kann das Boxset also tatsächlich als Nachschlagewerk, als Lexikon, als Anthologie des komplexen „Alien“-Universums begreifen, an dem unzählige Kreative ihren Anteil haben.

Was lange währt…

Die „Alien Anthology“ ist genau das geworden, was sich die Fangemeinde erhofft hat: Die ultimative Sammlung einer der besten Science-Fiction-Reihen überhaupt, in bestmöglicher, sehr zeitgemäßer Bild- und Tonqualität, ausgestattet mit neuem und aufregendem Bonusmaterial. Dass die Extraabteilung einen neuen Standard setzt, davon konnte man ausgehen – doch ob diese unglaubliche Vielfalt in naher Zukunft überhaupt jemals wieder getoppt werden wird, darf stark bezweifelt werden.

Alien Anthology

Die größte Überraschung in Sachen Bild ist vielleicht, dass den Transfers das Kunststück gelingt, in allen vier Teilen das exakt gleiche Feeling zu verbreiten, was der gesamten Tetralogie ein bisher unerreichtes Maß an Schlüssigkeit und Zusammengehörigkeit verleiht. Ganz gleich, ob man sich das Original von 1979 oder einen der Nachfolger anschaut: Die Schärfe ist auf gutem bis sehr gutem Niveau, eine stets sichtbare leichte Kornstruktur (bei Teil vier übrigens am markantesten) verleiht den Bildern den typisch-griffigen, dreckigen „Alien“-Look. Beim Sound ist dagegen eine stetige Steigerung zu hören: Während Teil eins noch sehr zurückhaltend mit Raumklang und Effekten ist, drehen die Sequels ordentlich auf und erreichen mit druckvollerem Sound, mehr Subwoofer-Einsatz und lebendiger Surround-Einbindung sehr gute Testwerte. Die Bonusabteilung ist sowieso über jeden Zweifel erhaben: Alles in allem also die beste Version der „Alien“-Saga, in Bild, Ton und Extras. Punkt.

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