Samsung GQ55Q90T – Direct-LED-LCD im Test

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Die Vorzeichen unseres Test sind diesmal etwas andere als im Vorjahr, schließlich steht Samsungs QLED-LCD-Nachfolgegeneration bereits vor der Tür. Lohnt sich Samsungs Q90T im Jahr 2021 noch immer?

Dieser Test erschien zuerst im HDTV Magazin 1/2021

Dass sich 2021 nicht schlagartig alles ändern wird, was technologisch 2020 in die Wege geleitet wurde, lässt sich anhand des Samsung 55Q90T sehr schön demonstrieren: Tuner-Ausstattung, App-Support und die Grundzutaten der Bildwiedergabe sind auch fast ein Jahr nach der Produkteinführung auf Top-Niveau. Im Gegensatz zum Q95T müssen Sie auf die externe One-Connect-Box verzichten, weshalb sämtliche HDMI-Quellen direkt am Q90T angeschlossen werden. Hinsichtlich der Zuspielungsmöglichkeiten gibt es keine Nachteile: Auch beim Q90T wartet der HDMI-Eingang Nummer 4 mit einer HDMI-2.1-Bandbreite auf und Signale einer Xbox Series X können in 4K-HDR-120-Hz-Qualität übertragen werden. An den HDMI-Eingängen 1 bis 3 müssen Sie sich zwar mit HDMI-2.0-Bandbreite begnügen, dennoch können Sie auf diesem Wege 120-Hz-HDMI-Signale mit bis zu 1440p-Qualität anzeigen. Neue Gaming-Features wie ALLM, VRR und Freesync werden ebenfalls unterstützt (Nvidia G-Sync möglich, aber kein offizieller Support). Wer auf klassischem Wege Bildsignale wiedergeben möchte, wird bei diesem Fernseher ebenfalls kaum etwas vermissen, ganz im Gegenteil: Der Sendersuchlauf gelingt im Handumdrehen und die kostenlose Freischaltung (6 Monate) von HD-Plus-Inhalten erfordert keine Smartcard oder CI-Plus-Modul, sondern lediglich eine Internetverbindung. Weiterer Vorteil der App-Freischaltung: Die restriktiven Aufnahmebeschränkungen eines CI-Plus-Moduls greifen hier nicht, sodass Sie auch HD-Plus-Inhalte aufzeichnen können. Dabei haben die jeweiligen Programmanbieter jedoch das letzte Wort: Die Aufnahmemöglichkeiten können sich von Sender zu Sender unterscheiden. Kombinieren Sie den Twin-Tuner-Empfang (USB-Recording mit Mehrfachaufnahme oder Senderwechsel und Time-Shift) mit den verfügbaren Streaming-Apps, stehen Ihnen nahezu alle erdenklichen Videounterhaltungsportale zur Verfügung, ohne externe Geräte anschließen zu müssen. Dabei sind die verbauten Smart-TV Prozessoren leistungsstark genug, um auch neue Videocodecs wie AV1 im Youtube-Player ruckelfrei zu verarbeiten. Ins Stocken konnten Videosequenzen nur geraten, wenn parallel im Systemmenü des Fernsehers Einstellungen getätigt wurden. Allerdings lief die Wiedergabe stets ruckelfrei, sobald wir die Fernbedienung beiseitelegten. Apropos Fernbedienung: Während die Verarbeitung der beiliegenden Smart-Remote nicht die Qualität einer Q95T- oder Q84T-Beilage erreicht, fällt die Steuerung mit dem Q90T dennoch gleichwertig aus. Ist eine Grundfunktion nicht auf dem ersten Blick abrufbar, stehen Multifunktionstasten zur Verfügung, die über ein Onscreen-Display beispielsweise die Ziffer- oder Farbtasteneingabe erlauben. Sollte die Wiedergabe eines Bildinhalts nicht ausreichen, können Sie im Multi-View-Fenster HDMI- und TV-Tuner-Signale gleichzeitig darstellen oder Smartphone-Inhalte im Nebenbild spiegeln. Bildgröße, Anordnung und Tonzuweisung der Bildinhalte lassen sich meist flexibel einstellen.

Tiefere Einblicke

Unter dem Punkt Bildschärfeeinstellungen versteckt sich nicht nur die Filmbildglättung und die 100-/120-Hz-Interpolation, sondern auch der Rauschfilter. Schalten Sie die Funktion aus, können Sie die Signalqualität besser nachvollziehen und laufen nicht Gefahr, künstliche Nachzieheffekte zu provozieren. Aktivieren Sie den Rauschfilter, profitieren Sie von einer leistungsstarken Artefaktminderung, die nicht nur Rauschmuster unterdrückt, sondern auch Banding-Artefakte ausgleicht. Versteckt in den Systemeinstellungen können Sie beim Lichtsensor eine Mindesthelligkeit vorgeben, um eine zu dunkle Wiedergabe zu vermeiden. Automatische Bild- und Tonkorrekturen auf Basis der Eingangssignale sollten Sie mit Bedacht einsetzen: Im Test nutzten wir ausschließlich die Korrekturen für die Tonwiedergabe, während wir den Auto-Bildabgleich deaktivierten. Auch für Videospieler heißt es, mehr als nur den Game-Mode im Smart-Hub zu aktivieren: In den Systemeinstellungen finden sich zusätzliche Einstellungen für den Schwarz-Equalizer (abschalten für besten Kontrast) und eine weitere Zwischenbildberechnung. Hiermit können Sie im Spielmodus ruckelige 30-FPS-Games aufwerten, zugleich schaltet das LCD-Panel in einen 120-Hz-Modus um, was den pulsierenden PWM-LED-Flackereffekt gut unterdrückt. Ohne Zwischenbildberechnung zeigt der Q90T die geringste Eingabeverzögerung, doch dunkle Bildszenen wie der Startbildschirm der PS5 können sichtbare horizontale Schattenmuster aufweisen – ein Nebeneffekt der LED-PWM-Ansteuerung im 60-Hz-Modus. Zudem war es im Test nicht möglich, eine HDR-Wiedergabe mit 120-Hz-Bildfrequenz über die PS5 zu realisieren. Spielkonsolen wie Xbox Series X oder auch PC profitieren von der HDMI-VRR-Verbindung: Bildruckler und Artefakte lassen sich damit ausmerzen. Vermeiden sollten Gamer den VRR-Modus lediglich, wenn die Bildwiedergabe zugleich in HDR-Qualität erfolgen soll, denn die VRR-Funktion des Q90T macht das HDR-Bild schlichtweg unansehnlich. PC-Spieler können eine RGB-Wiedergabe erzielen, wenn die Signalquelleneinstellung des jeweiligen HDMI-Eingangs des Fernsehers auf PC umgestellt wird, doch dann stehen viele Bildeinstellungen nicht mehr zur Verfügung. In Sachen Spielbarkeit erreicht der Q90T ein Top-Niveau: Wer in 120-Hz-Signalqualität zuspielt, kann die Eingabeverzögerung auf knapp 6 Millisekunden minimieren und selbst mit 60-Hz-Signalen ist der Input-Lag minimal (ca. 11 Millisekunden).

Privatkino

Kinofans erwartet mit dem Film- und Film­maker-Mode die beste Bildqualität: Das LED-Local-Dimming, die gezielte Abdunklung von Kinobalken sowie die reduzierte Intensität von Untertiteln mit HDR-Quellen sorgen für einen angenehmen Filmbildeindruck. Der effektive Kontrastfilter des Q90T mindert Spiegelungen sichtbar und sorgt auch bei Umgebungslicht für tolle Schwarzwerte. Wie im Q95T konnten wir auch beim Q90T mehr als 100 LED-Dimming-Felder ermitteln, deren Ansteuerung im Film- und TV-Modus effektiver funktioniert als im Spielmodus. Samsung setzt bei der Signaloptimierung auf eine Kontraststeigerung und blendend helle HDR-Bilder lassen sich vor allem flächig erzeugen. Kleinste leuchtstarke HDR-Details werden hingegen gedrosselt, um Halo-Effekte und Aufhellungen zu minimieren. Gleichmäßige Übergänge ins Tiefschwarz meistert der Q90T meist artefaktfrei, nur bei starken Kontrastwechseln kann es passieren, dass die Schwarzdarstellung unvermittelt zur Aufhellung neigt. Die imposante Leuchtstärke des Q90T von mehr als 1000 Nits erreichen Sie auch bei natürlicher Farbwiedergabe. Für eine bestmögliche Durchzeichnung in hellen Bildbereichen kann es hilfreich sein, die hohe Dimming-Stufe im Filmmodus ohne die künstliche Kontrastverstärkung zu nutzen. Alternativ zeigen Quellen im Format HDR10+ eine normgerechte Wiedergabe, wenn Sie die Filmeinstellungen des Fernsehers verwenden. Das interne HDR-Tonemapping ist auf HDR4000-Signale optimiert, der HGiG-Spielmodus reduziert die Tonemapping-Grenze, das interne Tone-Mapping-Verhalten des Fernsehers bleibt aber bestehen. Einzig in dunklen Filmpassagen zeigt sich, dass Farben und Kontraste auch einmal ausbleichen und Konturen leicht nachziehen können.

Der Programmschieberegler auf der Fernbedienung zeigt bei kurzem oder langem Tastendruck unterschiedliche Funktionen wie die Senderliste oder den EPG. Dank HD-Plus-App-Freischaltung können Sie auch Privatsender in HD-Qualität ohne CI-Plus-Modul genießen. Im HD-Plus-Modus wird u. a. die EPG-Anzeige angepasst.

Durch die tolle 24-Hz-Filmwiedergabe oder auf Wunsch manuell einstellbare Zwischenbildberechnung sollten Filmfans den gewünschten Bewegtbildlook erreichen können. Bunte leuchtstarke Farben erwarten Sie vor allem im nativen Farbraummodus, während die DCI-Kinofarbabdeckung nicht ganz das aktuelle Optimum erzielt. Gleiches gilt für die Bildausleuchtung: Homogen ausgeleuchtete Flächen können bei Bildbewegungen zu einem Schatteneffekt und zur Vignettierung tendieren. Umgekehrt punktet der Q90T gerade bei großflächig leuchtstarken bunten Bildinhalten mit toller Bilddynamik und LCD-typisch haben Sie hier keine Nachleuchteffekte zu befürchten, selbst wenn bunte Senderlogos oder Spielanzeigen stundenlang an der gleichen Stelle verharren. Um den eingeschränkten Blickwinkel des LCD-Panels aufzuwerten, greift Samsung auf Zusatzfilter und eine angepasste Subpixelansteuerung zurück. In Summe kann der Q90T auch bei seitlicher Bildbetrachtung überzeugen, wenngleich Sie HDR-Quellen für einen bestmöglichen Bildkontrast bei bestmöglicher Sitzposition und Bildausrichtung genießen sollten. Die nach unten abstrahlenden Lautsprecher klingen keineswegs muffig, sondern schön direkt und wer die Tonnachbearbeitung bemüht, profitiert von den zusätzlich an der Display-Oberseite angebrachten Lautsprechern. Zusätzlich verbaut Samsung Mittel-Tieftonlautsprecher im Gehäuse, sodass der Q90T keinesfalls blechern klingt. Schließen Sie eine aktuelle Samsung-Soundbar an, können Sie das Q-Symphony-Konzept ausnutzen, hierbei spielen Soundbar-Lautsprecher und die oberen Lautsprecher des Q90T als Einheit. Einschränkungen ergeben sich lediglich bei den Tonformaten: Der Q90T deckt nur gängige Dolby-Standards ab, zu DTS- oder Mehrkanal-PCM-Quellen ist der TV nicht kompatibel. Wer eine Dolby-Atmos-Soundbar oder einen AV-Receiver mit dem eARC-Anschluss verbindet, kann sich zumindest über eine 3D-Audiowiedergabe im Dolby-Atmos-Format freuen.

Neue Spielkonsolen wie die Xbox Series X mit HDMI 2.1 (4K 120 Hz) sollten Sie am HDMI-Eingang Nummer 4 anschließen. Für den bestmöglichen HDR-Kontrast sollten Sie auf den Schwarz-Equalizer verzichten. 60-Hz-Sig­nale lassen sich durch eine 120-Hz-Zwischenbildberechnung aufwerten, was zugleich das PWM-Flackern mindert

Empfehlung auch im Jahr 2021!

Noch nie war ein Samsung-4K-Top-TV-Modell so günstig wie der Q90T aktuell: Wer auf die One-Connect-Box und hochwertige Smart-Remote des Q95T verzichten kann, erhält hier eine nahezu gleichwertige Qualität. Aufgrund der attraktiven Marktpreise bietet der Q90T weiterhin einen exzellenten Gegenwert.

Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!

Einstellungen für ein natürliches Bild

Bildmodus: Film, Filmmaker oder Spiel
Bildformat: 16:9
Auf Bildschirm anp.: Ein oder Auto
Helligkeit: Je nach Wunsch (SDR), 50 (HDR)
Kontrast: 50
Schärfe: 5
Farbe: 25
Farbton: 0
Bildschärfe-Einstell.: Auto oder Manuell
Unschärfeminderung: 10
Judder-Minderung: Je nach Wunsch
LED-Clear-Motion: Aus (24-Hz-Film je nach Wunsch)
Rauschunterdrückung: Je nach Wunsch (Rauschmuster- und Banding-Filter)
Lokales Dimming: Standard (SDR und HDR10+), Hoch (HDR10)
Kontrastverbesserung: Aus (je nach Signal alternativ Niedrig)
Farbton: Warm 2
Gamma: BT.1886=0 (SDR), ST.2084=0 (HDR)
Schattendurchzeich.: 0 oder je nach Wunsch
Farbraumeinstellung: Auto (neutral) oder Nativ (Games, Animationsfilme)
Dyn. Schwarz-Equaliz.: Aus für besten Kontrast

Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!

Bildquelle:

  • DSC04842: © Auerbach Verlag
  • DSC04832: © Auerbach Verlag
  • Samsung-Q90T-EPG: © Auerbach Verlag
  • Samsung-Q90T-Spiel: © Auerbach Verlag
  • de-qled-q90t-gq55q90tgtxzg-r-perspective–black-246212199-Kopie: © Samsung

64 Kommentare im Forum

  1. Die neuen Samsung Modelle haben einige Probleme. Ich kann nur jeden raten vor dem Kauf sich gründlich zu informieren und nicht nur Blind irgendwelchen Tests zu vertrauen.
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