„Chime“: Horror-Meisterwerk von Kiyoshi Kurosawa jetzt auf neuer Plattform verfügbar

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Szene aus "Chime" von Kiyoshi Kurosawa
Foto: Roadstead

Nachdem die DVT-Plattform in Betrieb genommen wurde, können Kunden jetzt den neuen Horrorfilm „Chime“ von Kultregisseur Kiyoshi Kurosawa leihen und kaufen.

Wer den neuen Film von Kiyoshi Kurosawa bislang sehen wollte, musste entweder die diesjährige Berlinale besuchen oder aber recht tief in die Tasche greifen, um sich die digitalen Rechte zu sichern. „Chime“, so heißt der Film, ist das erste Produkt, das die neue DVT (Digital Video Trading) Plattform Roadstead mit Sitz in Tokio anbietet. DIGITAL FERNSEHEN berichtete vor kurzem bereits über den Start des Projekts. Das Konzept der Web3-Plattform besteht darin, dass Nutzer in einem bestimmten Zeitraum Eigentümerlizenzen nebst Bonusmaterial an einem Film kaufen können und so aktiv an dessen Verbreitung beteiligt sind. Im Anschluss erhalten sie nämlich die Befugnis, den jeweiligen Film weiterzuverkaufen, zu vermieten und zu verleihen. Via Stanning soll dabei auch möglich sein, den Film auf Roadstead kostenlos zum Abspielen anzubieten.

Eine Lizenz für „Chime“ kostete umgerechnet knapp 90 Euro. Inzwischen ist der Zeitraum der Verkaufsphase abgelaufen. Zeit also für Phase 2 und diese dürfte für alle interessant sein, die bislang weder so viel Geld für den Film bezahlen noch die Berlinale besuchen konnten oder wollten. Inzwischen können nämlich tatsächlich alle Interessierten „Chime“ bei den jeweiligen Lizenzinhabern zu günstigeren Konditionen digital erwerben oder ausleihen. Zwar ist der neue Film von Kurosawa, der mit Werken wie „Cure“ oder „Pulse“ zu den prägendsten Horror-Regisseuren überhaupt zählt, nur etwa 45 Minuten lang, doch die haben es in sich!

Roadstead startet mit dem neuen Film von Kiyoshi Kurosawa

Kurosawa beweist nach all den Jahren in „Chime“ immer noch inszenatorische Meisterklasse, wenn es darum geht, eine zutiefst beklemmende, grauenerregende und paranoide Stimmung zu kreieren. Bis zum Schluss hält er die Spannung hoch, welcher Schrecken die Figuren in seiner Welt überhaupt heimsucht. Verwinkelte Zimmer und stimmungsvoll inszenierte Projektionen und Schatten laden dazu ein, die Bilder panisch nach grausigen Details abzusehen. „Chime“ spielt dabei in der Kochschule von Takuji Matsuoka (Mutsuo Yoshioka), wo ein rätselhafter, eigensinniger Schüler plötzlich behauptet, ein Teil seines Gehirns sei durch eine Maschine ersetzt worden. Zum Beweis sticht er sich vor versammelter Klasse ein Küchenmesser in den Schädel.

Kurosawa inszeniert diesen blutigen Schockmoment – es wird nicht bei dem einen bleiben – mit kühler, nüchterner Drastik. So, wie ohnehin alles in diesem Film mit seinen entsättigten Farben kühl und trostlos erscheint. „Chime“ zeigt das zugespitzte Bild einer Welt, die Beruf und Privatleben in einer perfekten Fassade vereinen will und in der der Mensch wie eine makellose, geölte Maschine zu funktionieren hat. Bis plötzlich das Unerwartete, das Störende geschieht und die gesamte Ordnung durcheinanderzubringen droht. Aber tut es das wirklich?

Chime von Kiyoshi Kurosawa bei Roadstead
Poster zu „Chime“ Foto: Roadstead

Das Gewöhnliche wird unheimlich

Verstörend ist Kurosawas Film vor allem, weil er selbst die furchteinflößendsten und brutalsten, plötzlichen Ereignisse mit seinen eindrucksvoll choreographierten Sequenzen und Kamerabewegungen so abgebrüht inszeniert, als seien sie einfach nur ein Teil des ganz gewöhnlichen, perfekt durchkalkulierten Alltags. Als folgte hier alles einem vorgegebenen Plan, der alles lenkt und steuert. Wenn hier Menschen plötzlich aus dem Nichts mit Messern aufeinander losgehen, das Heimelige im wahrsten Sinne unheimlich wird und der kryptische, unsichtbare psychologische Terror auch die heimischen vier Wände in einen gespenstischen Ort verwandelt, zieht „Chime“ die Spannungsschraube kontinuierlich fester.

Alles Vertraute verliert hier seine Unschuld und Normalität. Alles davon erscheint plötzlich bedrückend, banal, einengend oder gefährlich. Seien es Familienmitglieder, ein Wohnzimmer oder ein Küchenutensil. Der Tritt über die Hausschwelle gleicht irgendwann dem Gang in eine grauenerregende Hölle, deren Leere mit dem leeren Inneren der Hauptfigur verwächst. Grundsätzlicher, fundamentaler kann Horror kaum gelingen: Die Normalität verwandelt sich plötzlich in eine schreckliche Fremde.

So kann man „Chime“ sehen

Wer „Chime“ sehen will, braucht zunächst einen Account auf der Roadstead-Plattform. Diesen kann man neu über eine Email-Adresse oder über ein bestehendes Google- oder Apple-Konto anlegen. Im Anschluss kann man den Film (neben einem Making Of und einem digitalen Poster) dann kaufen oder leihen. Das Leihen und seine Konditionen sind davon abhängig, welche Rechteinhaber den Film gerade „vorrätig“ haben und anbieten. Hat ein Nutzer den Film aktuell ausgeliehen, muss man offenbar warten, bis dessen Leihperiode abgelaufen ist und „Chime“ zurück auf den Markt wandert. Die angebotenen Preise für je unterschiedlich lange Zeiträume schwanken zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels zwischen 2,70 Euro und neun Euro.

Wer den Film bei einzelnen Lizenzbesitzern kaufen will, muss hingegen knapp 18 oder 84 Euro bezahlen. Das Angebot scheint sich hier ebenso immer wieder zu verändern – je nach aktueller Verfügbarkeit. Zum Zeitpunkt des Verfassens bieten lediglich zwei Besitzer den Film zum Kauf an. Neun Kopien sind indes zum Leihen verfügbar.

Weitere Berichte und Rezensionen zu Filmen, die im Rahmen der diesjährigen Berlinale gezeigt wurden, findet man auf den Seiten von DIGITAL FERNSEHEN. Eine Übersicht über weitere Highlights des Festivals findet man hier.

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