
Im neuen Anthologie-Film „Predator: Killer of Killers“ kehrt eines der berühmtesten Monster der Filmgeschichte zurück.
Vielleicht hat sich das „Predator“-Franchise wieder gefangen. Zumindest hinterlässt der neueste Eintrag der Filmreihe einen erstaunlich positiven Eindruck, wenn man ihn mit seinem Vorgänger vergleicht. 2022 erschien „Prey“ bei Disney+ und damit ein Versuch, der Reihe neues Leben einzuhauchen. In dem Historienfilm tauchte das Predator-Alien-Monster im 18. Jahrhundert in den Great Plains auf und bedrohte den Stamm der Comanchen.
Regisseur Dan Trachtenberg war dabei bemüht, etwas über das Sterben indigener Kulturen zu erzählen. Der Mix aus Geschichtsstunde und Sci-Fi-Spektakel, Archaik und künstlicher Digitalästhetik wollte am Ende aber kaum aufgehen, wie man in der ausführlichen Kritik von DIGITAL FERNSEHEN nachlesen kann. Am Ende blieb „Prey“ ein blasses, befremdliches Unterfangen. Zum Glück verhält sich das mit dem neuesten Teil der Reihe anders! Er ist nämlich deutlich stärker gelungen und bringt das Potential des Predators überzeugender auf den Punkt.
1987 wurde das „Predator“-Franchise gestartet. Damals noch mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Vier Fortsetzungen und Neuinterpretationen waren die Folge. Dazu kamen einige Kurzfilme und zwei Crossover mit dem „Alien“-Franchise. Dan Trachtenberg wird noch in diesem Jahr einen weiteren „Predator“-Film mit dem Untertitel „Badlands“ herausbringen. Weitere Projekte sind in Planung. Noch scheint also längst kein Ende für das Monster-Franchise in Sicht zu sein. Und um die Wartezeit bis zu dem neuen Film zu verkürzen, hat Trachtenberg darüber hinaus noch eine Anthologie erstellt, die man ab sofort bei Disney+ streamen kann.

Darum geht es im neuen „Predator“-Film
„Predator: Killer of Killers“ heißt dieser Animationsfilm, der sich in drei Erzählstränge und Episoden aufspaltet. Jede davon spielt in einer anderen Epoche und handelt von einer anderen Figur. Die erste Episode heißt „The Shield“ und spielt im Jahr 841. Die zweite Episode namens „The Sword“ spielt 1609 in Japan, während sich die dritte unter dem Titel „The Bullet“ während des Zweiten Weltkriegs im Nordatlantik entspinnt.
Was diesen Animationsfilm auszeichnet, ist, dass er weiter daran arbeitet, sein Monster anknüpfungsfähig und als Motiv vielseitig einsetzbar zu halten. Der Predator war einst ein Gespenst der Gewalt, der Angst und des schlechten Gewissens, das konkret aus dem Vietnamkrieg resultiert und umherspukt. Inzwischen ist dieses Monstrum noch weiter zu einem Sinnbild der Gewalt an sich abstrahiert worden und die Form einer Anthologie beziehungsweise eines Episodenfilms bietet sich ganz besonders an, um dieses Bild in immer neue Kontexte zu verpflanzen und neu durchzuspielen. Schade, dass die einzelnen Episoden dabei visuell so homogen geraten sind, anstatt auch in dieser Hinsicht auf verschiedene Stile und Darstellungsweisen zu setzen!

Extrem brutale Action
„Predator: Killer of Killers“ erzählt letztendlich Coming-of-Age-Geschichten über Männer, die in Gewalt hineinwachsen. Familienbeziehungen, Freund- und Kameradschaften werden von Rache und Krieg überschattet. Blut fließt in Strömen. Überhaupt bestimmt die Gewalt auch ästhetisch den gesamten Film. Gesprochen wird kaum; Dialoge und Handlung sind auf ein Minimum beschränkt. „Killer of Killers“ ist ein Film des Kampfes und der Bewegung. Ein auf Wesentliches reduziertes Showcase an Action-Nummern.
Die animierte Ästhetik errichtet dabei noch einen letzten, verfremdenden Schutzpanzer in der Wahrnehmung, während dort exzessiv Körper zerschossen und zerhackstückelt werden. Gerade die erste Episode, die sich rund um den Feldzug einer Wikinger-Kriegerin und deren Sohn dreht, ist extrem brutal in ihren Gewaltdarstellungen. Im Zentrum steht dabei eine Plansequenz, die ohne offensichtliche Schnitte den Weg der Kriegerin verfolgt, die sich durch Horden an Feinden metzelt.

„Predator: Killer of Killers“ überrascht
Zynisch könnte man das nennen, wie sich der Film lange Zeit beide Optionen offen hält. Einerseits geht es, wie man es aus diversen Teilen der Reihe kennt, auch darum, die ästhetischen Faszination an der Gewalt, den Blutdurst zu stillen. Zugleich will man diese Gewalt kritisieren, aber das wiederum geht anscheinend doch nicht so ganz ohne ein paar Opfer- und Kameradschaftsgedanken und vermeintliche Kampfideale. „Predator: Killer of Killers“ ist jedoch glücklicherweise clever genug, sein Publikum damit zumindest in Teilen auf eine falsche Fährte zu führen.
Eine Schwachstelle sei nicht unerwähnt: Dieser Film bleibt trotz interessanter Pointe, die versucht, die einzelnen Episoden zusammenzuführen, arg zerfasert und ohne Punkt und Komma. Schließlich dient auch dieses Werk vor allem zur Überleitung für weitere Werke, die da womöglich kommen werden. Es will sich also möglichst viele erzählerische Optionen und Enden offen halten. Stark ist dennoch, wie es irgendwann mit den Dynamiken seiner drei Erzählstränge bricht und seine Figuren als das bloßstellt, was sie in den gewalttätigen Ideologien ihrer Welt und Menschheitsgeschichte sind: Schlachtvieh, Opfertiere, Gladiatoren. Und spätestens hier bleibt sich die Reihe in ihren Grenzverwischungen treu, wenn alle Schranken zwischen den Zeiten fallen, um etwas Überzeitliches, Allgemeingültiges zu erkunden.
„Predator: Killer of Killers“ läuft seit dem 6. Juni 2025 bei Disney+.
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