
Viele Jahre lang arbeitete Medienmanager Wolfram Winter in Schlüsselpositionen bei Premiere und Sky. Für DIGITAL FERNSEHEN hat er seine Gedanken zur geplanten Transaktion von Sky Deutschland zu RTL Deutschland aufgeschrieben.
Ob Helmut Thoma sich hätte vorstellen können oder wollen, dass RTL Sky Deutschland kaufen würde? Aus seinen Aussagen zu schließen wohl eher nicht, aber vielleicht kann er sich jetzt an einem anderen Ort mit Leo Kirch darüber unterhalten – es sind in jedem Fall viele Geschichten, die sich darum ranken.
Zulässig ist aber zu schließen, dass mit dieser Transaktion das Unternehmen wieder dort gelandet ist wo es einst als Premiere unter dem Bertelsmann-Dach begann. Und sich somit die Lücke schließt, welche die deutschen privaten Fernsehkonzerne fast zu lange geschehen ließen – zu starke Fokussierung auf das profitable werbefinanzierte Geschäft, keine Bereitschaft ins „Bezahlfernsehen“ zu investieren (Geld verlieren), um mittel- und langfristig viel mehr zu verdienen.
Comcast als Noch-Eigentümer von Sky Deutschland blickt dagegen wohl mit weniger Freude auf diesen einstigen Milliarden-Kauf – irgendwie wollte es nicht klappen aus England heraus den deutschen Konsumenten klarzumachen wieviel sie für was auszugeben haben, oder welche Programme oder Produkte sie mehr oder weniger zu mögen hätten.

Der CEO von Sky Deutschland schreibt, dass er sich beim Sky Deutschland-Team bedankt für den turnaround, er schreibt dies mehr in der Form eines Beobachters als denn er Teil dieses Teams gewesen wäre. Ist nur mein Eindruck, aber deckt sich eben mit den vielen Geschichten, die in den letzten zehn Jahren erzählt wurden.
Wachsen wollte Sky Deutschland einfach nicht, das gelang „nur“ allen Wettbewerbern, also konnte man im Oktober 2022 lesen, dass Comcast Sky Deutschland für eine Milliarde Dollar or so verkaufen wolle. So gesehen kam man von über sieben Milliarden – und gelandet ist man jetzt bei 150 Milionen Euro plus. Das ist keine Erfolgsgeschichte.
Irgendetwas lief seit der Akquisition durch Sky PLC schief, und symbolhaft steht dafür wohl der Abgang von Brian Sullivan als CEO der Sky Deutschland AG in 2015. Ein Journalist sagte damals zu mir, dass Herr Sullivan wohl keine Lust gehabt hätte „Abteilungsleiter Deutschland“ sein zu wollen, und es schmerzt mich bis heute, dass er recht hatte in dieser Analyse – ganz gleich ob Brian nun wirklich dazu Lust gehabt hätte oder nicht.
Nun aber auf zu neuen Ufern – RTL hat sich einen signifikanten zahlenden Abonnenten-Stamm eingekauft – und eine Mannschaft, die weiß, wie Pay-TV geht – sie wissen es übrigens noch besser, wenn man investiert statt englische Kommentatoren deutsche Tennis-Matche kommentieren zu lassen, um Kosten zu sparen. Die Marke Sky gehört Comcast, aber brauchen wird sie RTL auf Dauer nicht wirklich – die eigene Dachmarke ist die stärkste im deutschen Fernsehmarkt und die eigene Plattform übt sich nicht in einem Kunstnamen, sondern nutzt genau diese.
Die Einkaufsmacht von RTL auf dem Rechtemarkt, sowohl im fiktionalen als auch im Sportrechtemarkt, ist mit dieser Transaktion gestärkt, und in Punkto lokaler Eigenproduktion kennt man sich dort wesentlich besser aus als es Sky PLC je zugelassen hatte.
So wird womöglich auch Helmut Toma, vielleicht mit einem leichten Grummeln, feststellen können, dass das doch jetzt mal ein guter Anfang ist für eine künftige Erfolgsgeschichte und Sky Deutschland statt Kommentatoren jetzt Flugkosten sparen kann.
Redaktion DF: mw
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Bildquelle:
- Wolfram Winter 2: Three Winters