
Pünktlich zum Donnerstag geht es mit der 3. Staffel von „Star Trek: Strange New Worlds“ auf Paramount+ weiter: Die Enterprise darf einen allerersten Holodeck-Prototyp an Bord testen. Es wird ziemlich retro.
Langsam macht sich bei der dritten Staffel von „Star Trek: Strange New Worlds“ ein Muster bemerkbar. Musste in der allerersten Episode die Föderation noch vor einer Invasion der Gorn gerettet werden, durfte sich die Mannschaft in der zweiten Folge bei einem romantischen Intermezzo entspannen (auch wenn sie dabei alle zum Spielball einer universellen Allmacht wurden). Episode 3 ging dann wieder voll auf Action-und Spannungskurs, indem die Klingonen Captain Pike und seine Crew auf Trab hielten.
Und nun folgt das vierte Abenteuer, bei dem die Enterprise zwar kurzzeitig an der Vernichtung vorbei schrammt, doch in erster Linie ist das hier ein kuscheliger Retro-Spaß, der das Holodeck nutzt, um tief in die TOS-Ära der späten 1960er einzutauchen. Nach dem voran gegangenen dramatischen Überlebenskampf scheint nun also wieder Erholung und Müßiggang auf dem Programm zu stehen. Und vor allem ist viel Augenzwinkern angesagt.
Auf das Holodeck ist einfach kein Verlass

Eigentlich ist gerade nicht viel los. Captain Pike und seine Crew untersuchen einen Neutronenstern, was sich als typischer Standard-Forschungsauftrag erweist. Um diese gemächliche Sesselarbeit interssanter zu gestalten, darf die Enterprise nebenbei einen allerersten Holodeck-Prototyp an Bord testen. Die Technik scheint noch von Kinderkrankheiten und Unzuverlässigkeiten geplagt zu werden, könnte sich aber bei den fünfjährigen Deep-Space-Missionen als nützliche Trainings- und Erholungsstation für die Crew erweisen.
Sicherheitsoffizierin La’an Noonien-Singh (Christina Chong) soll dieses Holodeck auf Herz und Nieren prüfen. Sie entscheidet sich für ein Krimi-Szenario aus den späten 1960ern, in welchem sie als die Detektivin Amelia ein Mordkomplott im Hollywood-Milieu aufklären muss, wobei ein pompöses Herrenhaus den Schauplatz bildet. Vor allem Schiffsingenieur Montgomery Scott (Martin Quinn) kommt dabei gehörig ins Schwitzen, denn die blutjunge Technologie stellt sich als komplexe Überbelastung für die Systeme der Enterprise heraus. Und natürlich wird La’an genau dann wegen irgendwelcher technischer Komplikationen auf dem Holodeck eingesperrt, als die Sicherheitsprotokolle ausfallen.
„Strange New Worlds“ frönt dem Retro-Fieber

Das Autoren-Team geht in der dritten Staffel von „Strange New Worlds“ einer durchaus cleveren Strategie nach: Mit jeder neuen Episode wird ein bekannter Topos aus dem „Star Trek“-Kosmos genommen und in neuem Anstrich präsentiert. In Folge 2 beispielsweise gab es ein unerwartetes Wiedersehen mit Q. Episode 3 hat einen packenden Klingonen-Horror-Actioner abgeliefert. Und Folge 4 bedient sich nun bei der Wunderwelt des Holodecks und bringt genau die altbekannten wie auch liebgewonnen Klischees mit, die von Anfang an so fragwürdig waren (diese unnützen Sicherheitsprotokolle!).
Vor allem aber ist diese neue Episode ein Trip in die Ära der „Star Trek“-Original-Serie der späten 1960er Jahre, nur dass das Holodeck-Pendant unter dem Titel „The Last Frontier“ läuft. Dabei lassen es sich die Macher nicht nehmen, die heute trashig anmutenden Budget- und Technik-Limitierungen von einst genüsslich auf die Spitze zu treiben, ohne sich aber bloß darüber lustig zu machen, sondern im Bewusstsein des einzigartigen Charmes dieser Anfänge. Das augenzwinkernde Retro-Szenario lässt auch die Spielfreude des eingesessenen Ensembles neu erstrahlen, das sich hier im Gewand versnobter Hollywood-Schauspieler, -Autoren und -Produzenten auf etwas andere Weise ausleben kann.

Folge 4 setzt also wieder ganz klar auf die humoristische Schiene und auf Gemütlichkeit. Auch wenn nicht jeder Witz gleich gut zündet, sind doch einige gelungene Gags dabei, die nicht nur auf die TOS-Eigenheiten anspielen, sondern auch das alte Hollywood vor knapp 60 Jahren parodieren. Dabei könnte man vielleicht kritisieren, dass das alles zuweilen in eine selbstreferenzielle Überhöhung ausartet, aber letztlich funktioniert der Retro-Charme vor allem stilistisch ziemlich gut.
Nach dem eingangs beschriebenem Muster müsste nach dieser eher gemächlichen „Urlaubsepisode“ mit der kommenden Folge wieder ein packendes Spannungsstück auf dem Programm stehen, das mehr Action und Bedrohlichkeit verspricht. Man darf gespannt sein.
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