Schweiz: Auch DAB+-Programme profitieren vom UKW-Aus der SRG

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Die SRG hat nach der UKW-Abschaltung viele Hörer verloren. Profitieren konnten auch reine DAB+-Programme.

Im Dezember wird es in der Schweiz spannend: Nachdem sich der Nationalrat klar gegen ein Ende des UKW-Hörfunks ausgesprochen hatte, entscheidet der Ständerat final, ob es auch 2027 noch mit dem analogen Hörfunk weitergeht. Die großen Privatradios, die zunächst den UKW-Ausstieg Ende 2026 mittragen wollten, sind umgekippt und argumentieren gegenüber der Politik damit, dass ihnen ohne UKW ähnliche Hörerverluste wie der SRG drohten, die bereits Ende 2024 aus dem analogen Radio ausgestiegen ist. Immer wieder heißt es, Hörer würden zu Sendern ins Ausland abwandern, wenn man nicht weiter auch analog senden dürfte.

Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Richtig ist, dass die SRG Hörer nach der UKW-Abschaltung verloren hat (man ist übrigens immer noch Marktführer). Richtig ist aber auch, dass die Hörer nicht (nur) zu Sendern im Ausland oder inländischen Privatradios gewandert sind, sondern auch zu DAB+ only-Anbietern.

Digitale Sender gewinnen stark hinzu

So meldet CH Media, eines der größten, privaten Radiounternehmen in der Schweiz, dass sich alle rein digital verbreiteten Sender erfreulich entwickeln. Virgin Radio erreichte im zurückliegenden Quartal mit einer Nettoreichweite von 132.000 Personen pro Tag einen neuen Rekord (+12 Prozent). Flashback FM konnte seine Reichweite im Vergleich zum dritten Quartal 2024 sogar um 50 Prozent steigern und erzielte mit 114.000 täglichen Hörerinnen und Hörern ebenfalls einen neuen Bestwert. Auch andere rein digital verbreitete Programme wie Schlager Radio, Rockit Radio, Vintage Radio und viele mehr konnten stark zulegen.

Was ist passiert: Die Hörer mussten sich nach der UKW-Abschaltung der SRG neue Hardware anschaffen, etwa Digitalradios mit DAB+ oder Internetradios. Ein Teil der Eidgenossen dürfte dies tatsächlich nicht gemacht haben und hat sich andere Programme auf UKW gesucht: verbliebene inländische Privatradios oder eben tatsächlich Sender aus den Nachbarländern Frankreich, Italien, Deutschland oder Österreich im Grenzgebebiet.

DAB+-Radiohörer entdecken neue Programme

Ein Großteil der Schweizer hat nach dem UKW-Aus der SRG aber auch DAB+-Radios gekauft. Teilweise waren die Lager leergeräumt und die Modelle ausverkauft. Offenbar fanden die Nutzer der Geräte nach Inbetriebnahme neue, bislang unbekannte Programme in der Senderliste vor, die seither verstärkt aus Neugier gehört werden. Das sind etwa bekannte Privatradios, die über DAB+ teils in der gesamten Deutsch-Schweiz verbreitet werden, oder eben auch rein digital verbreitete Programme.

Natürlich gefällt das den Privatradios mit UKW-Frequenzen gar nicht, dass sie Ende 2026 die analogen Kanäle abschalten müssten. Da sie die jetzt neu gewonnen Hörer halten wollen, versuchen sie (offenbar mit Erfolg) eine Verlängerung von UKW zu erwirken, mit dem Schein-Argument, dass sie die Hörer an Stationen im Ausland verlieren würden, wenn sie die analogen Frequenzen nicht mehr nutzen dürfen. Ein sehr geschicktes Spiel, das funktioniert, weil die Politik darauf anspringt.

Alle UKW-Frequenzen werden neu ausgeschrieben

Sollte der Ständerat tatsächlich für eine Verlängerung von UKW stimmen, müssten laut der SRG alle Frequenzen neu ausgeschrieben werden, auch jene, die der öffentlich-rechtliche Hörfunk abgeschaltet hat. Die SRG steht somit unter Zugzwang und prüft die Rückkehr ins analoge Radio, sollte sich die Politik tatsächlich für jenen Weg entscheiden. Denn es wäre nicht ausgeschlossen, dass sich Privatradios die ehemaligen, weit leistungsstärkeren SRG-Frequenzen angeln könnten. Dann würde noch mehr Ungerechtigkeit in der Radiolandschaft entstehen.

In der Schweiz, die eigentlich 2026 als erstes Land weltweit komplett aus dem UKW-Hörfunk aussteigen wollte, könnte es somit zu einer der größten Neuvergabe von UKW-Frequenzen in ganz Europa kommen. Die Lizenzen würden dann bis 2036 laufen.

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Bildquelle:

  • 290825 Schweiz Regierung DAB+: SRG
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