
Die Mittelwelle ist tot. Das glauben viele, aber dem ist nicht so. Nicht einmal in Deutschland. Noch größer ist die Mittelwellen-Szene in Italien. Dort fordert nun der Verband OMItaliane den verpflichtenden Einbau der Mittelwelle in den Fahrzeugen.
So exotisch es klingen mag ist dieser Vorstoß gar nicht. In den USA gibt es eine vergleichbare Forderung seit mehreren Jahren. Aktuell arbeitet man wieder intensiver an einer vergleichbaren Verpflichtung. Global betrachtet geht es hier um die Gleichbehandlung aller Radiostationen. Schließlich gibt es in den USA nach wie vor 6.463 Stationen auf Mittelwelle. Auch in Italien gibt es eine nicht zu unterschätzende Szene von immerhin 35 Mittelwellenstationen. Laut vorliegenden Informationen könnte es in der Region Venedig bald sogar eine 36. Station geben.
Was ist der Hintergrund?
Der Verband OMItaliane vertritt über 30 Nachbarschaftssender, die in Italien auf Mittelwelle senden. Diese Stationen arbeiten zwar nur im Bereich von rund 7 Watt bis in den einstelligen kW-Bereich, können mitunter aber auch in weiten Teilen Österreichs und sogar in Süddeutschland mit, wie es heißt, durchaus beifahrertauglichem Signal gehört werden.
OMItaliane macht darauf aufmerksam, dass die Mittelwelle immer mehr von den Fahrzeugen verschwindet. Damit diese Stationen weiterhin eine Chance haben, gehört zu werden, wird nun ein verpflichtender Einbau der Mittelwelle in den Fahrzeugen gefordert. Dabei unterstreicht man ferner, dass es hier absolut nicht um nostalgische Gefühle geht, die der eine oder andere mit der Mittelwelle verbinden mag, sondern darum, dass dieser Bereich nach wie vor genutzt wird, um Gemeinden, Bergregionen, ländliche Gebiete und Randzonen, die von den großen Sendern im Lande ignoriert werden, eine Stimme zu geben. Eine Stimme, die auch gehört werden will.
Neue Chance für die Mittelwelle?
Die sieht man in Italien sehr wohl. Auf lokaler und regionaler Basis lässt sie sich mit vergleichsweise geringem Aufwand betreiben. Zudem würde sich DRM, also Digitalradio im AM-Bereich gerade für solche Anwendungen anbieten. Das hat übrigens auch schon die italienische Aufsichtsbehörde für Kommunikationswesen AGCOM erkannt.
Wie abwegig wäre heute Mittelwelle in modernen Autos?
Weitaus weniger, als man denkt. Dasselbe trifft übrigens auch auf DRM zu. Der Automarkt ist global ausgerichtet. Zwar werden Fahrzeuge in der Regel mit länder- oder regionsspezifischen Merkmalen ausgeliefert, was aber nicht heißt, dass ein Modell für jedes Land gesondert gebaut wird. So war bereits 2024 zu erfahren, dass es sogar deutsche Autohersteller gibt, die die Mittelwelle und sogar DRM in all ihren Fahrzeugen zwar einbauen, aber nicht überall freischalten. Was durchaus heißt, dass mancher in Mitteleuropa einen Wagen besitzt, dessen fest eingebautes Radio all das empfangen könnte, aber eben für Hierzulande deaktiviert wurde. Den Nutzen von dieser eingebauten Technikhaben dafür aber Käufer unter anderem in Indien, DRM und Mittelwelle durchaus von Bedeutung sind.
Gut möglich, dass in Italien ein Stein ins Rollen gebracht wird, der den Nutzern am Ende wieder die Mittelwelle im Auto bescheren kann. Das Potential und Interesse wäre durchaus da. Nicht nur in Italien, sondern unter anderem auch in den Niederlanden, wo es inzwischen 87 Stationen davon gibt. In Deutschland sind es derzeit fünf und in Österreich eine, aber es könnte eine zweite hinzu kommen.
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