
Mit Jahresende 2024 hatte sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Schweiz von UKW verabschiedet. Nun liegen die ersten belastbaren Zahlen vor, wie sich das UKW-Ende ausgewirkt hat.
Die Schweiz hat bereits vor zehn Jahren den UKW-Ausstieg beschlossen und setzt ihn nun in die Tat um. Beschlossen ist, dass es mit Ende 2026 in der Schweiz gar keinen UKW-Rundfunk mehr geben soll. Die SRG hatte sich aber entschlossen, bereits früher UKW abzuschalten. Am Ende hat der hohe Spardruck, mit dem sich die öffentlich-rechtliche Anstalt konfrontiert sieht, den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben.
Die damals vorgelegenen Zahlen haben der SRG im Grunde auch recht gegeben. So war bekannt, dass weit über 90 Prozent der Schweizer Radio digital empfangen. Nur noch ein kleiner einstelliger Prozentsatz hat UKW die Stange gehalten. Doch vermutlich hat man bei der Ermittlung dieser Zahlen denselben Fehler gemacht, wie man ihn auch von anderen einschlägigen Untersuchungen im deutschen Sprachraum kennt. Nämlich, dass nur die Primärnutzung abgefragt wurde. Dabei weiß wohl jeder, wie die Nutzung eines, in diesem Falle Radios, abläuft. Wenn ein neues DAB+-Gerät angeschafft wird, ersetzt dieses zwar ein UKW-Radio, aber dieses wird nicht weggeworfen, sondern wandert zum Beispiel in den Hobbyraum. Mit diesen Radios wird dann eben gehört, was noch geht. Und wenn die SRG auf UKW nicht mehr vertreten ist, dann sind es eben Private. Also gibt es die große Unbekannte jener, die Radio sowohl über DAB+, als auch über UKW nutzen. Genau dieser Umstand dürfte der SRG am Ende zum Verhängnis geworden sein.
Erste belastbare Zahlen
Jetzt, ein halbes Jahr nach der UKW-Abschaltung liegen erstmals belastbare Zahlen vor. Die einen kommentieren die Reichweitenverluste der SRG seit deren UKW-Ausstieg als fatal, die SRG selbst bewerten sie mit „im erwarteten Rahmen“. Zumindest nach außen hin demonstriert die SRG Gelassenheit. Wie es innerhalb der SRG aussieht, dringt freilich (noch) nicht nach Außen.
Zunächst gibt die SRG zu bedenken, dass die Radionutzung insgesamt zurückgeht. Nach den von der Mediapulse AG aktuell veröffentlichten Zahlen haben alle SRG-Radios im Vergleich zum Vorjahressemester um 6 Prozent verloren. Mit 46,2 Prozent Marktanteil ist man aber noch immer Marktführer im Lande.
Spannend ist auch, dass die aktuellen Untersuchungsergebnisse die digitale Radionutzung in der Schweiz „nur“ mit 87 Prozent belegen. Wobei insbesondere die Nutzung von DAB+ im Steigen begriffen ist.
Halbjahresergebnis im Detail
Insgesamt hat die Radionutzung in der Deutschschweiz im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2024 von 72,6 auf 70,4 Prozent abgenommen.
Radio SRF 1 und Radio SRF3 müssen je einen Verlust von 4,7 Prozent einstecken. Damit wird SRF 1 nur noch von 16 Prozent und SRF 3 von 12,4 Prozent der Bevölkerung eingeschaltet. Trotzdem sind beides nach wie vor die reichweitenstärksten Radios in der Deutschschweiz. Radio SRF 2 Kultur muss nur 0,6 Prozent an Reichweite einstecken und liegt aktuell bei 2,3 Prozent. Radio SRF News, das auch in der Vergangenheit nur über DAB+ verbreitet wurde, hat sich um 0,3 Prozent auf 2,8 Prozent gesteigert.
Der Zugewinn aller Privatsender gemeinsam in der Deutschschweiz hält sich mit 2,9 Prozent eher in Grenzen. Bemerkenswert ist aber auch, dass die Nutzung ausländischer Sender, primär jener aus Baden-Württemberg und in der Ostschweiz auch aus Österreich, von 6 auf 7,3 Prozent angestiegen ist.
Was bedeutet das im Detail?
Vermutlich muss man die herben Verluste der ehemals über UKW verbreiteten SRG-Kanäle relativiert betrachten. Weil gegenwärtig befindet das Land sozusagen in einer Radioempfangs-Ausnahmesituation. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kommt nur noch digital, die Privaten dürfen noch weiter auf UKW bleiben, wenngleich viele von ihnen auch schon einzelne UKW-Frequenzen stillgelegt haben.
Sollte der beschlossene definitive UKW-Ausstieg für alle mit Ende 2026 halten, würde das aber heißen, dass ab diesem Zeitpunkt alle noch betriebenen UKW-Radios, abgesehen von der Möglichkeit des Auslandsempfangs, ziemlich nutzlos werden. Also sollten alle Schweizer auf digitalen Empfang wechseln. Da werden die jetzigen UKW-Nutzer aber die SRG-Sender auch wieder finden und das könnte die Karten neu mischen.
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