
Derzeit ist die UKW-Abschaltung in Schleswig-Holstein im Gange. Aber nicht nur dort, denn auch in anderen Bundesländern werden immer wieder UKW-Frequenzen stillgelegt. Welche Vorteile bietet DAB+?
Manche sehen die UKW-Abschaltungen skeptisch. Vor allem, weil sie dann mit ihrem alten Radio nicht mehr über den gewohnten Empfangsweg ihre Lieblingssender hören können. Doch hinter der UKW-Abschaltung und dem Wechsel zu DAB+ steckt so viel mehr, als nur der Wechsel von der analogen zur digitalen Welt.
Stichwort Frequenzen
Auf UKW gilt das zur Verfügung stehende Frequenzspektrum schon lange als hoffnungslos überfüllt – nicht nur in Deutschland, sondern international. Die extremen Beispiele dafür sind aus dem Italien früherer Zeit bekannt. Da war „eine Kurve – drei Sender“ nicht einfach nur ein Schlagwort, sondern gelebte Praxis. So extrem war es in Deutschland zwar nie, aber mit dem Aufkommen des Privatfunks wurden auch hierzulande viele Frequenzen verstopft: Mit dem Resultat, dass man vieles, was man früher noch recht gut aus der Nachbarschaft hören konnte, dann nicht mehr ging. Wenn nun UKW-Sender abgeschaltet werden, eröffnet das zumindest die Chance, wieder weiter entfernte Sender empfangen zu können.
Auf DAB+ kannte man dieses Problem in dieser Art und Weise nicht, da hier mit Gleichkanalnetzen gearbeitet wird. Das heißt, dass alle, denselben Multiplex ausstrahlenden Standorte auf derselben Frequenz arbeiten.
Hinzu kommt, dass in einem DAB+-Mux nicht nur ein Programm, sondern bis rund 16 übertragen werden. Für jedes davon bräuchte es auf UKW eine eigene Frequenz. Und zwar pro Standort. Die Programmvielfalt, die wir heute über DAB+ genießen, ließe sich auf UKW gar nicht abbilden.
Wie ist das mit den Kosten?
Für die Programmverbreitung ist UKW eine echt teure Angelegenheit. Schließlich kann auf einer Frequenz nur ein einziges Programm übertragen werden. Bei DAB+ stellt ein Multiplex eine gewisse Übertragungskapazität zur Verfügung. Sie ist in 864 Kapazitätseinheiten, so genannte CUs, unterteilt. Diese können recht flexibel von den Programmanbietern gemietet werden. Je nachdem, wie gut die Tonqualität und der verwendete Fehlerschutz sein sollen, braucht es davon mehr oder weniger. Damit hat es ein Anbieter in gewissem Rahmen selbst in der Hand, wie viel einem die Übertragung über DAB+ kostet.
Als grobe Faustformel gilt allerdings, dass bei einem gleich großen Versorgungsgebiet die Übertragungskosten auf UKW rund zehnmal so hoch sind, wie auf DAB+. Anders ausgedrückt kann man mit einem Betrag X auf UKW vielleicht eine lokale bis regionale Versorgung finanzieren, während man damit auf DAB+ so richtig in die Fläche gehen kann.
Chance für neue Sender
Die ungleich geringeren Kosten für eine Ausstrahlung via DAB+ gibt auch neuen Sendern die Chance, überhaupt erst auf Sendung gehen zu können. Auf diese Weise sind in der digitalen Radiowelt viele Spartenprogramme entstanden, die so auf UKW einfach nicht finanzierbar gewesen wären, weil der angesprochene Hörerkreis für einen wirtschaftlich tragfähigen Betrieb viel zu klein gewesen wäre. Gerade diese Chance hat uns in Deutschland auf DAB+ bereits viele Programme beschert, die auf UKW absolut nicht realisierbar gewesen wären. Nicht nur wegen der Kosten, sondern auch, weil es dafür keine Frequenzen mehr gegeben hätte.
UKW hatte seine große Zeit und seine volle Berechtigung. Genauso, wie bis in die 1960er die Mittelwelle. Die wurde dann nach und nach mit der zunehmenden Verbreitung von UKW überflüssig und abgestellt. Und so wird UKW derzeit überflüssig. Radio lebt jedenfalls weiter. Eben digital und zunehmend auf DAB+.
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