Wie empfange ich Multistream-Signale?

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Über Multistream sind über satellit viele Programme empfangbar, die man auf normalem Wege nicht sehen könnte

Längst nicht alles, was über Satelliten ausgestrahlt wird, ist für den Sat-Direktempfang gedacht. Zum Teil kommen Transponder auch zur Signalzuführung zu terrestrischen DVB-T/T2-Sendeanlagen zum Einsatz. Genutzt wird eine Sondernorm, die empfangbar sein kann.

Die Rede ist von Multistream. Dieses System hat jüngst durch die Aufschaltung zweier frei empfangbarer ORF-TV-Programme auf 9 Grad Ost wieder von sich reden gemacht. Multistream-Übertragungen basieren zwar auf DVB-S2, erfordern aber zusätzliche Übertragungsparameter. Diese können in Standard-Receivern und TV-Geräten mit Multituner aber nicht programmiert werden. Womit diese für den Empfang von Multistream-Signalen ausscheiden. Was auch so beabsichtigt ist. Denn die per Multistream ausgestrahlten Pakete sollen auch nicht von jedermann empfangbar sein. Sie sind ausschließlich für die Ausstrahlung über terrestrische Sendeanlagen vorgesehen. Mit geeigneten Linux-Boxen lässt sich Nutzen aus diesen Übertragungen ziehen.

Multistream-Pakete im Detail

Die über Satellit zugeführten Pakete für DVB-T- oder DVB-T2-Sendeanlagen, entsprechen bis auf kleine Details exakt dem, was in Folge terrestrisch ausgestrahlt wird. Damit können wir nicht nur dieselben Programme wie in den Zielgebieten empfangen, sondern auch ein exakt derselben Bild- und Tonqualität, sowie aller Zusatzfunktionen, wie EPG, zusätzliche Audiospuren, Teletext, HbbTV-Signalisierung. All das schließt mit ein, dass Programme, die für den Satelliten-Direktempfang verschlüsselt sind, frei empfangbar verbreitet werden. Eben genauso, wie sie terrestrisch ausgestrahlt werden. Auf diese Weise eröffnen sich über Multistream einige Empfänge, die mit herkömmlichem Sat-Equipment so nicht möglich wären.

Die unumstößliche Norm ist dies jedoch nicht. Mitunter werden die per Multistream zugeführten Programme erst vor Ort zu einem endgültigen DVB-T2-Mux zusammengefügt. Etwa, wenn dem Paket auch lokale Elemente zugefügt werden.

So zeigt sich das Menü für den manuellen Sendersuchlauf in der Betriebsoberfläche OpenATV beim Empfang üblicher Sat-Kanäle

Multistream empfangen

Per Multistream ausgestrahlte Pakete werden an terrestrischen Sendeanlagen mit speziellen Receivern empfangen. Sie sind auch für Übertragungsparameter ausgelegt, die beim herkömmlichen Sat-Empfang nicht vorkommen. Dies können unerwartet hohe Symbolraten von über 40.000 sein, die längst nicht von allen Geräten verarbeitet werden können. Die nächste Herausforderung wartet in der verwendeten Modulationsart auf uns. So wird etwa auf 9 Grad Ost 16APSK eingesetzt, das von herkömmlichen Empfangsgeräten nicht unterstützt wird.

Außerdem erfordert Multistream die Eingabe von drei zusätzlichen Parametern. Ob sich die vorhandene Box darauf versteht, verrät das Menü für den manuellen Sendersuchlauf. Enthält dieses Einstellmöglichkeiten für den PLS-Modus, den PLS-Code und die Input Stream ID, steht dem Multistream-Empfang nichts im Wege.

Beide PLS-Parameter sind als übergeordnete Adresse aller Multistream-Pakete auf einem Transponder zu verstehen. Der PLS-Code wird als bis zu sechsstelliger Zahlenwert angegeben. Hinter dem PLS-Mode verbirgt sich jedoch keine Zahl, sondern eines von drei Wörtern. Sie lauten „Root“, „Gold“ oder „Combo“.

Über einen Satellitentransponder werden gewöhnlich mehrere Multistream-Pakete übertragen. Meist sind es zwei bis drei, aber es können auch mehr sein. Hier legt die Input Stream ID fest, welches Paket empfangen wird. Damit braucht es für jedes über einen Transponder ausgestrahlte Multistream-Paket einen gesonderten Sendersuchlauf. Die beiden PLS-Parameter bleiben innerhalb eines Multistream-Transponders unverändert.

Nachdem der Transportstreamtyp von „Gewöhnlich“ auf „Multistream“ geändert wurde, erscheinen in der Menüoberfläche drei zusätzliche Zeilen

Im Detail

Im manuellen Sendersuchlauf-Menü wird die Aufmerksamkeit zunächst auf den Menüpunkt „Transportstreamtyp“ gelenkt. Ihn findet man im unteren Viertel der Liste der einzustellenden Parameter. Für den Empfang üblicher Sat-Transponder wird der Transportstreamtyp auf „Gewöhnlich“ belassen. Mit den seitlichen Pfeiltasten der Fernsteuerung kann man hier auf „Multistream“ wechseln, worauf in Folge drei zusätzliche Zeilen eingeblendet werden. Die einzutragenden Parameter entnimmt man am besten internationalen Sat-Frequenzlisten.

Wie Multistream-Ausstrahlungen gefunden werden, variiert von Gerät zu Gerät. Längst nicht jede, grundsätzlich für Multistream geeignete Box findet die so über Satellit ausgestrahlten Programme auch mit dem automatischen Suchlauf oder Blindscan. Bleibt mit ihnen der Scan ergebnislos, ist der manuelle Suchlauf zu bemühen, mit dem man jedenfalls zum Ziel kommt.

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11 Kommentare im Forum
  1. Was bitte hat der geneigte Leser von diesem Beitrag, wenn er nicht SatDXer ist? Sommerlochfühler.
  2. Ja, total schlimm, immer diese technischen Artikel hier. Dann lieber Dschungelcamp oder die Geissens. Oder Trump und Politik. Geht auch immer.
  3. Wie empfange ich Multistream-Signale? Nur noch wenige Angebote verfügbar: GTMedia-Combo | eBay.de Die Einstellungen der Parameter / Multistream-Codierungen erfolgen automatisch. Auch Biss-codierte Programme werden automatisch entschlüsselt, die TNTSat V6 Karte funktioniert und auch die TivuSat-Goldcard. Update auf die neuste Receiver-Software ist über Internet und via USB möglich. Dafür ist aber eine zusätzliche / variable Sat-Antenne erforderlich, die auch für den Empfang der Sat-Positionen mit Multistream-Programmen geeignet ist.
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