Klassiker im Aufwind: Warum „Evergreens“ auf FAST-Channels boomen

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Retrofernseher Evergreens

In einer Zeit, in der neue Serienproduktionen unter hohem Kostendruck stehen und Zuschauer durch eine Flut an Inhalten zunehmend selektiv werden, erleben ältere TV-Formate und Filme – sogenannter „Evergreen-Content“ – ein bemerkenswertes Comeback.

Wie der FAST-Plattformbetreiber Fast Channels TV in einer Analyse feststellt, zeigt sich in aktuellen Nutzungsdaten und Marktbeobachtungen, dass klassische Inhalte nicht nur ältere Zielgruppen erreichen, sondern sich auch bei jüngeren Generationen zunehmender Beliebtheit erfreuen.

Geringere Kosten, konstante Nachfrage

Ein wesentlicher Vorteil von Evergreen-Inhalten liegt in ihrer wirtschaftlichen Effizienz. Anders als bei neuen Produktionen fallen für Plattformen keine oder nur sehr geringe Lizenz- und Herstellungskosten an. Gleichzeitig bieten sie einen stabilen Zuschauerstrom – insbesondere in Free-Ad-Supported-Streaming-Angeboten (FAST), wo der Fokus auf Reichweite und Werbeumsätzen liegt. Diese Sender werden kostenlos ausgestrahlt und finanzieren sich durch Werbeunterbrechungen – wie das herkömmliche Privatfernsehen im linearen TV.

Der Anbieter spricht von einem klaren Trend: Klassiker aus den 80er-, 90er- oder frühen 2000er-Jahren schaffen es regelmäßig in die meistgesehenen Formate ihrer Genre-Channels. Darunter befinden sich Sitcoms, Dramaserien, Retro-Cartoons und frühere Actionserien, die heute durch digitale Ausstrahlung auf Smart-TVs oder mobilen Apps neue Zielgruppen erreichen.

Neue Plattformen, altes Programm

Dabei ist auffällig, dass der Erfolg solcher Inhalte plattformübergreifend zu beobachten ist. Sowohl im linearen Streaming via FAST als auch in On-Demand-Angeboten tauchen klassische Inhalte immer häufiger in den Empfehlungsalgorithmen und Top-Listen auf. Fast Channels TV nennt in diesem Zusammenhang etwa eigene Kanäle, die auf Retro-Inhalte spezialisiert sind – mit dauerhaft stabilen Zuschauerzahlen und vergleichsweise geringem Aufwand in Betrieb und Pflege.

Auch größere Plattformen wie Pluto TV, Samsung TV Plus oder Rakuten TV setzen auf Archiv-Inhalte – oft ergänzt durch neu kuratierte Channel-Marken, die alte Formate unter einem neuen Label bündeln. Diese Programmstrategien zielen nicht nur auf Nostalgie ab, sondern bieten durch Wiedererkennungseffekte und einfach zugängliche Storylines auch für neue Zuschauer einen niedrigschwelligen Einstieg.

Kein Ersatz, sondern Ergänzung zu Neuware

Fast Channels TV betont, dass Evergreen-Content nicht als Ersatz für neue Produktionen zu verstehen sei, sondern vielmehr als ergänzendes Angebot mit strategischem Mehrwert – insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Denn auch Streamingdienste spüren die Folgen sinkender Abozahlen, steigender Produktionskosten und einem zunehmend fragmentierten Markt.

In diesem Umfeld kann Evergreen-Content eine konstante Programmstruktur bieten, Werbeflächen füllen und Plattformen helfen, Nutzer länger zu binden. Vor allem ältere Formate mit hoher Episodenanzahl und abgeschlossenen Staffeln eignen sich laut Branchenbeobachtern gut für den „lean-back“-Konsum – also für passives Sehen ohne aktives Suchen.

Ausblick: Archiv als Wettbewerbsvorteil?

Die aktuelle Entwicklung deutet darauf hin, dass der Zugang zu gut kuratiertem Archivmaterial künftig ein Wettbewerbsvorteil im Streamingmarkt sein könnte. Anbieter, die über umfangreiche Bibliotheken verfügen oder strategisch auf Lizenzen klassischer Inhalte setzen, könnten davon profitieren – gerade im Segment werbefinanzierter Streamingangebote, das weltweit stark wächst.

Auch für Contentproduzenten und Rechteinhaber bieten sich neue Verwertungsmöglichkeiten: Formate, die jahrzehntelang im Archiv lagen, könnten über neue digitale Kanäle ein zweites Leben erhalten – oft sogar mit internationaler Reichweite.

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Bildquelle:

  • Retrofernseher Evergreens: © CESM I Studio/stock.adobe.con, Archiv digitalfernsehen.de
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