
Arte soll zu einer europäischen Streamingplattform in 24 Sprachen ausgebaut werden. Bisher ist das Ganze aber nur ein Lippenbekenntnis. Ein Kommentar von Michael Fuhr.
Es wäre wirklich ein ambitioniertes Projekt, das der deutsche Kultur- und Medienstaatsminister Wolfram Weimer und seine französische Amtskollegin Rachida Dati auf den Weg bringen wollen. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer europäischen Medienplattform. Das wurde im Juni bekannt. Im Zentrum soll dabei der deutsch-französische Kulturkanals Arte stehen, der zu einer solchen Streamingplattform in bis zu 24 Sprachen ausgebaut werden soll.
Gerade in Zeiten eines wiedererstarkten Nationalismus wäre ein solches gemeinsames, europäisches Projekt ein wichtiges Signal. Ziel einer solchen grenzüberschreitenden Streaming-Plattform soll es entsprechend auch sein, „Europas Stimme in der internationalen Medienlandschaft zu stärken und eine kritische und demokratische Öffentlichkeit zu fördern“. Europa müsse „seine Stimme der Freiheit in der Welt lauter hörbar machen“, heißt es von den Initiatoren der Idee.
Mehr als nur eine reine Übersetzung bestehender Inhalte
Vorgesehen sei nicht nur die bloße Übersetzung von bestehenden Inhalten, sondern insbesondere auch „eine gezielte Lokalisierung der Angebote“, heißt es von Arte. Dafür soll eine „Kooperation mit dem breiten Netzwerk an europäischen Partnersendern, Produktionsfirmen sowie Film- und Kulturschaffenden in den europäischen Zielländern“ geschaffen werden.
Durch einen Ausbau von Arte zu einer internationalen Plattform könnte der Programmkatalog in den einzelnen Sprachangeboten erweitert werden. Es gehe auch um „neue Formate im dokumentarischen, informativen, fiktionalen und kulturellen Bereich“. Sie sollen „insbesondere auch junge Nutzerinnen und Nutzer in ihrer täglichen Lebenswelt ansprechen“.
Bisher nur Lippenbekenntnisse
Manko: Bisher ist das Projekt nicht mehr als ein reines Lippenbekanntnis. Wie die Gewerkschaft ver.di in einem Beitrag erläutert, sei es auch kein neuer Plan, Arte im Netz auszubauen. Als der französische Staatspräsident Emmanuel Macron im Mai 2024 Deutschland besuchte, kündigte er bereits an: „Frankreich und Deutschland wollen Arte zur Plattform aller Europäer machen.“ Große Worte, denen bisher aber noch keine Taten gefolgt sind.
Immerhin: Besonders in Deutschland sei in den vergangenen Monaten die Bereitschaft für einen Arte-Ausbau spürbar gewachsen, heißt es in dem ver.di-Beitrag. Im Koalitionsvertrag der Regierungskoalition von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) heißt es auch enmtsprechend: „Wir unterstützen den Aufbau einer europäischen Medienplattform unter Einbeziehung von Arte.“ Rückhalt gebe es auch vom deutsch-französischen Ausschuss für Grenzüberschreitende Zusammenarbeit, der 2019 durch den Vertrag von Aachen zwischen beiden Ländern eingesetzt wurde.
Auch die Rundfunkkommission der Bundesländer, die für die Medienpolitik zuständig sind zeige Unterstützung darin, dass Arte zu einem europäischen Angebot weiterentwickelt wird. So stehe es auch in der Begründung des Reformstaatsvertrags zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der Ende 2025 in Kraft treten soll. Und last but not least habe auch die Europaministerkonferenz der Bundesländer den Arte-Ausbau erst vor wenigen Wochen bekräftigt.
Fusion mit 3sat endgültig vom Tisch
Mit dem Ausbau von Arte zu einer europäischen Medienplattform dürften auch die höchst umstrittenen Pläne einer Fusion mit 3sat endgültig vom Tisch sein, wenn sie es nicht jetzt schon sind. Letzter Stand war, dass der Gesetzesentwurf zum Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk soweit verändert wurde, dass arte und 3sat weiter nebeneinander existieren können.
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Bildquelle:
- Arte-Logo: © ARTE G.E.I.E./Patrick BOGNER