Helmut Thoma: Pionier des Privatfernsehens ist tot

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Helmut Thoma

Der 1939 in Wien geborene Medienmanager ist verstorben.

Trauer um Helmut Thoma, der RTL in seinen ersten Jahren geprägt hat. Wie seine Familie mitteilte, sei Thoma kürzlich und „überraschend“ an Herzversagen gestorben. Die Beisetzung ist bereits erfolgt.

Seine Medienkarriere begann in den 60er Jahren beim ORF. Der gebürtige Wiener wechselte in den 70ern zu Radio Luxemburg, wo er in den 80ern Programmdirektor wurde. 1984 übernahm er die Direktion des damals neuen Privatsenders RTLplus in Luxemburg. Ab 1986 war er Sprecher der Geschäftsführung von RTLplus Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG. Er formte RTL in den Folgejahren, saß am Ruder, als bis heute prägende Programmmarken wie „GZSZ“, „Unter uns“ oder „Cobra 11“ auf Sendung gingen. Thoma gilt zudem als Vater der werberelevanten Zielgruppe, die er später dann – wie er in Interviews sagte – für inzwischen wieder überholt hielt.

Der vielfach ausgezeichnete Thoma lenkte die Geschicke von RTL bis 1998 – dann übergab er die Leitung des Senders an Gerhard Zeiler. In den 90ern und 2000ern war er eine Zeit lang noch Medienbeauftragter von NRW, Kolumnist und auch Aufsichtsrat des Deutschen Anleger Fernsehens. Bis zuletzt äußerte er sich auch zu aktuellen Fernsehthemen, so bezeichnete er Stefan Raabs RTL-Comeback etwa als schweren Fehler – und erklärte, dass er Dieter Bohlen für das wahre RTL-Zugpferd halte.

Helmut Thoma

In einer Medienmitteilung seiner Familie heißt es am Montagvormittag: Prof. Dr. Thoma war ein liebender Vater und Ehemann, darüber hinaus ein international anerkannter Medien Manager, ein Visionär, ein Macher, Grenzgänger und Querdenker. Ein Mensch, der Fernsehen nicht nur machte, sondern der sich darauf verstand, Fernsehen zu bewegen, zu verändern, manchmal zu provozieren und dabei immer mit klarem Blick auf das, was den Zuschauer wirklich interessierte.“ Und weiter: Er sei „ein Mann mit klarer Haltung“ gewesen, „aber auch der nötigen Ambivalenz. Drei Mal verheiratet,immer unterwegs im Wechsel zwischen Nähe und Distanz, zwischen öffentlichem Leben und privater Rückkehr.“

Nicht die Normal-Ameise sein wollte Helmut Thoma

„Mein Mann hat immer gesagt, er möchte nicht in diesem riesigen Ameisenhaufen der Menschheit eine Normal-Ameise sein, er möchte wenigstens eine mit einer Schleife sein.“ so Danièle Thoma. „Mit seinen Leistungen wollte er immer aus der Masse herausragen – und genau das ist ihm auch gelungen.“

„Mein Vater war ein Mensch, der sich von niemanden verbiegen ließ,“ erinnert Sohn Harald sich an ihn. „Ich habe ihn bewundert. Wir haben täglich miteinander telefoniert. Dabei habe ich mir auch manches Mal einen Spruch anhören müssen, aber genau das fehlt mir jetzt am meisten.“ Zu Thomas markantesten Sprüchen zählten „Der Wurm muss dem Fisch schmecken.“ und „Im Seichten kann man nicht ertrinken.“ 

„Visionär mit unerschütterlichem Gestaltungswillen“

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) würdigte Thoma nach Bekanntwerden der Todesnachricht als „Visionär, der das Privatfernsehen in Deutschland mit unerschütterlichem Gestaltungswillen revolutioniert“ habe. „Sein Gespür für Zuschauerinteressen, sein unkonventioneller Ansatz und seine pointierte Art machten ihn zu einer prägnanten und unverwechselbaren Figur der Branche.“ Als „Mr. RTL“ habe er die deutsche Medienlandschaft wie kaum ein zweiter geprägt.

Ähnlich äußerte sich Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: „Als Geburtshelfer des Privatfernsehens war Helmut Thoma ein mutiger Visionär und ein beharrlicher Ermöglicher.“ Das moderne Fernsehen werde mit seinem Namen verbunden bleiben, meinte Weimer.

 

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  • Helmut Thoma: privat
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10 Kommentare im Forum
  1. Mein Beileid. Er hat aus RTL das gemacht was es heute ist. Im Positiven wie auch im Negativen.
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