Orechestriert? ARD und ZDF werden mit Programmbeschwerden überhäuft

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ARD und ZDF Logo: obs/ARD ZDF
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Die Öffentlich-Rechtlichen sehen sich einer Flut von Beschwerden ausgesetzt. Der Löwenanteil ist auffällig gleichförmig verfasst.

ARD und ZDF müssen sich seit einigen Monaten mit einer Flut von Programmbeschwerden beschäftigen. Die beiden Senderfamilien bestätigten Angaben des für seine Recherchearbeit bekannten Medienhauses „Correctiv“. 

Demnach verzeichnete das ZDF im vergangenen Jahr innerhalb weniger Monate 17.000 Beschwerden über das Programm – mehr als zehnmal so viel wie im Jahr 2023. Bei der ARD gingen im selben Zeitraum allein bei der Programmdirektion in München (ARD-Zuschauerredaktion Das Erste) 31.000 Beschwerden ein. 

„Die reale Zahl ist höher, weil auch Beschwerden bei den Gremien der anderen Landesrundfunkanstalten eingegangen sind“, ergänzte eine ARD-Sprecherin. Es gebe keine erfasste Zahl für alle ARD-Sender.

ZDF: Gibt auch immer noch viel konstruktive Kritik 

„Ein erheblicher Teil der Beschwerden stammt von Gegnern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“, erläuterte eine ZDF-Sprecherin. „Dies trifft vor allem auf konzertierte Massenbeschwerden wie die über ‚rundfunkalarm.de‘ zu.“ 

Es gebe aber auch „sehr konstruktive und mit großer Sorgfalt zusammengetragene Beschwerden von Menschen, die dem ZDF grundsätzlich positiv zugewandt sind und die durch ihre Beschwerde die Qualität unseres Programmangebots bewahren oder verbessern wollen“, betonte der Sender.

Eine Beschwerde muss Kriterien erfüllen

Damit eine formale Programmbeschwerde auch einen Vorgang auslöst, muss sie laut ARD bestimmte Kriterien erfüllen. „Programmbeschwerden können nur zu bereits ausgestrahlten Sendungen eingereicht werden, nicht aber zur Arbeitsweise der ARD, der Programmstruktur oder anderen übergeordneten Aspekten.“ Adressieren muss man sie jeweils an den Rundfunkrat der redaktionell verantwortlichen Landesrundfunkanstalt.

Den ‚Correctiv‘-Recherchen zufolge lässt sich die häufige Herkunft von dem 2024 gegründeten Onlineportal ‚rundfunkalarm.de‘ daran erkennen, dass in oft gleichlautenden Formulierungen „Propaganda“ oder angeblich mangelnde Ausgewogenheit als Beschwerdegrund angegeben werde. 

„Diese Beschwerde kannst du anpassen“

Auf dem Portal werden Besucher ermutigt, sich zu beschweren. Nutzer finden Themenvorschläge und Musterschreiben („Diese Beschwerde kannst du anpassen und dann in deinem Namen abschicken“).

Text: dpa / Redaktion DF: mw

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4 Kommentare im Forum
  1. Die reine Quantität der Beschwerden, die sich im Wesentlichen auf die Mobilisierung durch ÖR-Gegner zurückführen lässt, sagt inhaltlich erstmal überhaupt nichts aus. Das ist reine Stimmungsmache, wenn nun geschlussfolgert wird: Viele Beschwerden = schlechtes Programm.
  2. Viel wichtiger wäre der inhaltliche Hinweis darauf, dass die im Artikel verlinkte Webseite für die Massenbeschwerden fraglich seriös ist. Laut Impressum ist der Anbieter eine Firma in Amsterdam und zu ihr und ihrem Geschäftsführer gibt es in der Presse recht eindeutige Einschätzungen. Dem Unternehmen geht es offensichtlich auch nur um Geldmacherei: "Mit unserer Lösung machst Du Schluss mit der GEZ!“ Mit solchen Sätzen wirbt ein Dienstleister im Internet. Wer 55,08 Euro zahle, also genauso viel wie der Rundfunkbeitrag für ein Quartal pro Wohnung kostet, könne sich erfolgreich gegen die Abgabe für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wehren. Das bekommen zunehmend Gerichtsvollzieher zu spüren." Endlich Schluss mit dem Rundfunkbeitrag?
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