
Fische, Insekten oder auch Pflanzen – viele Wesen wirken für den Menschen unscheinbar, erstrahlen aber unter UV-Licht. Die Forschung steht vor vielen Rätseln. Eine TV-Doku sucht Erklärungen.
Eine bunte Party, wo der Mensch nicht eingeladen ist: Fluoreszenz ist im Tier- und Pflanzenreich recht weit verbreitet. Für uns mit bloßem Auge meist nicht sichtbar, sind manche Lebewesen unter UV-Licht strahlend leuchtend. Eine zweiteilige Arte-Dokumentation zeigt am Donnerstag (28. August, um 20.15 Uhr) Einblicke in die Erforschung dieser bisher weithin unbekannten Welt.
Fluoreszierende Tiere und Pflanzen sind in der Lage, Licht zu absorbieren und in einer anderen Wellenlänge wieder abzustrahlen. Bei Tageslicht ist der Effekt meist nicht ausgeprägt genug, um ihn zu bemerken. In der Doku „Leuchtende Natur“, die im Arte-Stream schon vorab verfügbar ist, ziehen Forscher deshalb nachts mit ihren UV-Lichtern los.
Sowohl an Land als auch im Wasser
So leuchten etwa die Augen einer Fischart im Meer bei Korsika rot – in einer Tiefe, in der kein rotes Licht von der Oberfläche mehr durchdringt. Wie eine Photovoltaikanlage Sonnenlicht in Elektrizität umwandelt, so schaffen es diese Fische, grünes und blaues Licht in rotes umzuwandeln. Die Forscher gehen davon aus, dass dies dem Fisch als Lichtquelle dient – denn wenn er Beute sieht, leuchten seine Augen heller.
Die Liste der fluoreszierenden ist Tiere lang – und wird wohl länger. Einige Skorpione, Salamander, Frösche, Quallen, Wellensittiche und sogar manche Säugetiere fluoreszieren. Viele dieser Tiere sind nachts oder während der Dämmerung aktiv, weil die fluoreszierende Wirkung dann am meisten zum Tragen kommt.
Kommunikation oder Abschreckung?
Was aussieht wie ein buntes Party-Outfit, hat sich in der Evolution jedoch oft nicht ohne Grund durchgesetzt. Viele Tierarten sehen UV-Licht – aber nicht alle. Ein fluoreszierendes Muster kann demnach quasi als geheimes Signal unter Artgenossen dienen. Oder auch dazu, Beute anzulocken. Manches giftige Tier verstärkt durch sein Leuchten möglicherweise die Botschaft: „Komm mir bloß nicht zu nahe.“
Bei vielen Tierarten ist die Funktion noch ungeklärt. So fluoreszieren in Kalifornien diverse Skorpionarten leuchtend blau. Seit rund 100 Jahren ist dieses Phänomen bekannt – und mindestens genauso lange wird darüber spekuliert.
Von der Tierwelt zur Medizin
Dabei ist Fluoreszenz nicht nur für die Biologie spannend, sondern auch für die Medizin. Ein Protein, das in einer fluoreszierenden Qualle entdeckt wurde, war 2008 sogar einen Nobelpreis wert. Dieses Eiweiß kann unter anderem dazu dienen, Krebszellen sichtbar zu machen und deren Vermehrung nachzuvollziehen.
Die Doku liefert beeindruckende Einblicke in Flora und Fauna. Was für den Menschen wie eine bunte Lichtshow wirkt, ist für viele Tiere Alltag. Zahlreiche Fragen sind weiter offen. Ob Partnerwahl, Tarnung oder bloßer Nebeneffekt: Das geheime Leuchten erinnert daran, dass die Evolution noch viele Rätsel bereithält.
Text: dpa / Redaktion DF: mw
Außerdem interessant: