Heute bei Sky: Staffelfinale für „Gangs of London“ fällt schwach aus

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Die erste Staffel von „Gangs of London“ geht heute Abend bei Sky in die letzte Runde. Warum das Finale der Brutalo-Serie enttäuscht:

Über acht Folgen hinweg konnte man den Zerfall der Gangsterfamilie Wallace beobachten. Nach dem Tod des ermordeten Clanchefs versucht dessen Sohn Sean (Joe Cole), die Geschäfte mit eiskalter Hand weiterzuführen. Seine Mutter Marian (Michelle Fairley) ist ebenfalls bereit, für die Ehre der Familie über Leichen zu gehen. Heute Abend können die Fans der Mafiaserie von „The Raid“-Schöpfer Gareth Evans nun erleben, ob die Wallaces glimpflich davonkommen oder endgültig von ihren zahlreichen Feinden überrannt werden.

Die letzte Folge – das kann spoilerfrei verraten werden – hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck. Man spürt, dass die Last zu groß ist, alle Fäden in einer einzelnen Folge zusammenzuführen. Das große, befürchtete Problem, das bereits in der Pilotfolge erkennbar war (DF berichtete), hat sich letztlich selbst bestätigt. Am Ende der vierten Folge fragt die von Michelle Fairley gespielte Matriarchin nach einem Gemetzel verzweifelt: Wer tut uns das an? Naja, gute Frage. Fünf Folgen später ist man leider nur mäßig schlauer. Viel Neues gab es nicht zu erzählen.

Vorgegaukelte Komplexität

Die kriminellen Machenschaften der Londoner Unterwelt erscheinen in dieser Serie als undurchdringbares Geflecht. Die Verwicklungen und Geschäfte sind so kompliziert, die Aufstellung der zahllosen Figuren so verzweigt, dass die Gefahren schon gänzlich unsichtbar werden und im Blutrausch verschwimmen. Eigentlich ein interessantes Konzept, den Bandenkrieg darzustellen! Für eine Serie, die dennoch die ganze Zeit vorgibt, es würde um Identifikation und Nachempfinden gehen, wird das jedoch irgendwann ernüchternd.

Bis in die größere politische Ebene dringt man gar nicht vor. Es geht da um eine Bürgermeisterwahl am Rande. Gelder, die gewaschen und verschoben werden, bleiben quasi unsichtbar, Ausflüge in andere Länder bloße Schauplätze. Stattdessen tummeln sich immer mehr Figuren, deren Persönlichkeiten und Motivationen völlig nebulös bleiben. Man fragt sich mehrfach, ob man einfach nur nicht aufgepasst hat oder aber „Gangs of London“ unter der unnötig kompliziert ausgebreiteten Oberfläche doch recht wenig erzählerisches Futter zu bieten hat. So verkommt das Mafiaepos über seine neun Folgen eher zur blutgetränkten Seifenoper, in der lediglich immer mehr schlimme Dinge passieren, weil man offenbar verstanden hat, dass das Fernsehpublikum seit „Game of Thrones“ nach Schockmomenten giert.

Die Action bleibt stark und blutig

Vielleicht war „Gangs of London“ von Anfang an eine Serie, die vor allem vom bloßen Effekt gelebt hat. Und in dieser Hinsicht kann man Gareth Evans tatsächlich wenig vorwerfen. Die ultrabrutalen Kampfchoreografien bleiben bis zum Schluss auf einem waghalsig hohen Niveau. Besonders die fünfte Folge, die auf eine Belagerung zusteuert, kann wahrscheinlich als ein inszenatorischer Action-Höhepunkt der vergangenen Jahre gesehen werden.

Besagte Episode ist vom brodelnden Spannungsaufbau am Anfang bis zur blutigen Eskalation am Ende ein Glanzstück des TV-Jahres. Wahrscheinlich auch deshalb, weil sie die undurchschaubaren Figurenverwicklungen einmal pausiert und räumlich losgelöst vom Rest der Handlung stattfindet. Und, Ja, es gibt im Verlauf der neun Folgen immer wieder herausragend in Szene gesetzte und schlichtweg eindringlich effektive Momente. Dazu gehört auch eine entschleunigte, aber dennoch kaum zu ertragende, diskussionswürdige Folterepisode von Torture-Porn-Spezialist Xavier Gens.

Nachschub bereits angekündigt

Über zu wenig Gesprächsbedarf kann sich das Sky Original jedenfalls nicht beklagen. Der Erfolg war groß genug, dass eine zweite Staffel für 2022 bereits angekündigt wurde. Ob es dafür so klug war, mehrere zentrale Handlungsstränge im Finale so liederlich und unwirsch abzuschneiden, ist eine andere Frage. Aber wer weiß, vielleicht baut Staffel 2 ja das Gewaltspektakel um eine Handlung und nicht umgekehrt.

Das Staffelfinale von „Gangs of London“ läuft heute um 22.20 Uhr bei Sky Atlantic. Über Sky Ticket, Sky Go und Sky Q können alle neun Folgen bereits seit dem 23 Juli auf Abruf gestreamt werden. Den realen Bezügen und Hintergründen der Serie hat Sky darüber hinaus eine Folge im „Echt jetzt.“ – Podcast gewidmet:

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