Heute Impro-„Tatort“ ohne festes Drehbuch – mit Politiker Armin Laschet

Der erste "Tatort" 2020 ist ein gewagtes Experiment. Starbesetzung, alle improvisieren. Sieben Kommissare sollen eine Mordserie stoppen. Und ein Spitzenpolitiker darf als besonderer Gast mitspielen.

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Tatort das Team; © WDR/Tom Trambow
© WDR/Tom Trambow

Dieser „Tatort“ ist anders. Mit Starbesetzung, ohne festes Drehbuch. Der Plot ist ungewöhnlich: Kommissare wurden in Serie gekillt. Es herrscht Ausnahmezustand in Nordrhein-Westfalen. Die Ermittler tappen völlig im Dunklen. Also wird ein Top-Team aus sechs Polizei-Dienststellen zusammengezogen. Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Das eigenwillige Dortmunder Duo Peter Faber und Martina Bönisch, Kollegin Nadeshda Krusenstern aus Münster und vier weitere Ermittler der Sorte smart, rüpelhaft, arrogant oder depressiv. Eine explosive Mischung, wie sich im „Tatort – Das Team“ am Neujahrstag um 20.15 Uhr im Ersten zeigen wird.

Am Anfang gleich eine Überraschung: Ein Politiker, den im wahren Leben einige für den nächsten Kanzlerkandidaten halten, hat einen Gastauftritt. Mit tiefen Sorgenfalten entsteigt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsent Armin Laschet in der Tiefgarage des leerstehenden, SEK-gesicherten Tagungshotels einer schwarzer Limousine. Er schwört die sieben Kommissare auf ihre Aufgabe ein. „Es ist wirklich eine dramatische Lage. Sie sind natürlich auch beunruhigt, wenn vier Ihrer Kollegen Opfer wurden in den letzten Monaten.“ Daher brauche es unkonventionelle Maßnahmen – er meint damit auch zwei externe Coaches, die aus ihnen eine effektive Truppe zusammenschmieden sollen.

„Ich weiß, dass Sie das nicht toll finden werden“, sagt CDU-Politiker Laschet – und schaut so ernst in die Kamera wie es die Lage erfordert. Zwei Mal hat er einen Sekunden-Text. In der Rolle des MP macht der MP seine Sache gut. Vor einer echten schauspielerischen Herausforderung stehen die neun Darsteller. Sie improvisieren. Alle wussten nur grob, was sie am Set erwarten würde, Ausgang total ungewiss.

Alle Kommissare kennen sich untereinander mehr oder minder oder hatten Kontakt zu einem der „mit fantasievoller Grausamkeit“ getöteten Opfer. Und das war’s dann schon an Gemeinsamkeiten. Kollegin Bönisch (Anna Schudt) und Nadeshda (Friederike Kempter) – sonst an der Seite von Kommissar Thiel und Professor Boerne – gehen sich regelrecht an die Gurgel. Kommissar Faber (Jörg Hartmann) mutmaßt: „Die wollen uns doch verarschen.“

Besonders widerspenstig gibt sich Ermittler Marcus Rettenbach (Ben Becker) aus Oberhausen, eigentlich noch in psychiatrischer Behandlung. Franz Mitschowski (Nicholas Ofczarek) aus Aachen kommt als überheblicher Vogel daher. Und warum aus Düsseldorf Kommissarin Nadine Möller (Elena Uhlig) beordert wurde, bleibt allen anderen bis zuletzt ein Rätsel – schließlich war ihr Mann einer der vier getöteten Kollegen. Sascha Ziesing (Friedrich Mücke) aus Paderborn wird von den zwei externen Coaches – gespielt von Bjarne Mädel und Charly Hübner – insgeheim als „Ehrgeizling aus der Provinz“ eingestuft.

Der wilde Haufen soll sich zusammenraufen und den Killer stoppen. Verraten sei: Ja, scheint unfassbar, aber sie schaffen es. Allerdings nimmt die Sache eine spektakuläre Wende und es gibt weitere Opfer bis zum unerwarteten Finale. Auf dem Weg dahin ist der Krimi ein Wagnis.

Es war ein Experiment, bei dem bis zur Drehmitte unklar war, ob es gelingen würde, wie Regisseur Jan Georg Schütte schildert. Er steht auch selbst als SEK-Einsatzleiter vor der Kamera. Er habe die Schauspieler und deren Fantasie ganz nach vorne holen wollen, betont Schütte nach WDR-Angaben. Am Set habe sich ein Riesendruck aufgebaut. „Diese Not und Verzweiflung, die teilweise herrschte, hat es dann glücklicherweise auch in den Film geschafft.“

Der „Tatort“ ist an zwei Tagen abgedreht worden, angelegt als ein Kammerspiel. Bis auf wenige Außenaufnahmen vom Hotel in Siegburg bei Bonn – es steht tatsächlich leer und wird für SEK-Übungen genutzt – sind alle Szenen innerhalb des Komplexes entstanden. Lange wusste keiner so richtig, was passieren würde. „Das war manchmal echt schwer auszuhalten, wenn sieben gestandene Kollgen dich angucken und fragen: Wie geht denn der Film jetzt weiter?“, erzählt Bjarne Mädel. Von einem „Tanz auf dem Seil“ spricht Ben Becker laut TV-Sender.

„Wir haben Dinge preisgegeben, die wir normalerweise nicht zeigen“, verrät Anna Schudt. Schütte glaubt, es sei „ein ganz besonderes Stück Fernsehen“ gelungen. Und welche Zuschauer-Reaktion erwartet er? „Es wird natürlich einen Aufschrei geben.“ (Yuriko Wahl-Immel, dpa)

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  • Tatort_Das_Team2: © WDR/Tom Trambow

21 Kommentare im Forum

  1. Hab gerade abgeschaltet. Es gab ja schon öfter mal schlechte Tatorte, aber so einen Müll hab ich noch nie gesehen. Und das zur besten Sendezeit...
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