
In „Willkommen bei den Sch’tis“ war Line Renaud die resolute Mutter des Postboten Antoine, gespielt von Dany Boon. In der Tragikomödie „Im Taxi mit Madeleine“ ist ihr Verhältnis ganz anders.
Eine ältere Dame steigt in der französischen Hauptstadt in ein Taxi, das von einem schlecht gelaunten Fahrer gesteuert wird. Die Fahrt wird etwas länger dauern. Zeit genug, ins Gespräch zu kommen. Wie sich die beiden Fremden einander annähern, zeigt der Spielfilm „Im Taxi mit Madeleine“ aus dem Jahr 2022. Die französische Tragikomödie mit Line Renaud und Dany Boon läuft am Montag (21. Juli) um 20.15 Uhr im Ersten im ARD-Sommerkino.
Der Pariser Taxifahrer Charles (Dany Boon) kämpft mit Eheproblemen und Geldsorgen – ein lukrativer Auftrag kommt da gerade richtig. Die Zentrale schickt ihn auf eine Fahrt quer durch die ganze Stadt. Seine Passagierin, die 92-jährige Madeleine Keller (Line Renaud), verlässt endgültig ihr schönes Haus in der Vorstadt, um nach einem Sturz und auf ärztliches Anraten ins Altersheim zu ziehen. Das interessiert den schroffen Mann jedoch wenig, er macht sich eher Sorgen, weil ihm obendrein auch der Verlust des Führerscheins droht.
Lebenserinnerungen und ein Geschenk
Unwillig lässt sich Charles auf ein Gespräch mit der selbstbewussten Madame ein, die aus ihrem Leben zu erzählen beginnt: von ihrem ersten Kuss als 16-Jährige mit einem US-Soldaten nach der Befreiung – mit dem unvergesslichen Geschmack, der sie immer noch verzaubert. Das Geschenk (wie sie sagt), das er nach drei Monaten hinterließ, wog 3,5 Kilo und wurde Mathieu genannt – ihr Sohn.
Die alte Dame lässt ihr Leben an sich und Charles vorüberziehen, es geht um Orte, die für sie bedeutsam waren, um leidenschaftliche Liebesschwüre und haltlose Versprechungen. Und sie erzählt von ihrem gewalttätigen Ehemann, den sie auf ungewöhnliche Weise loszuwerden versucht, wofür sie vor dem Schwurgericht einen sehr hohen Preis zahlen muss. Madeleine ist von schlagfertiger Offenheit – und bringt damit schließlich auch den mürrischen Taxifahrer dazu, von sich zu erzählen.
Zufällige Begegnung
Der Film erzählt von zwei vollkommen unterschiedlichen Menschen, die der Zufall zusammenführt. Notgedrungen müssen sie sich für eine bestimmte Zeit miteinander beschäftigen und entwickeln ganz allmählich Interesse füreinander und Vertrauen zueinander. Regisseur und Drehbuchautor Christian Carion (62, „Eine Schwalbe macht den Sommer“) hat diese Geschichte einfühlsam inszeniert, mit wunderbarer Musik unterlegt und mit vielen Rückblenden versehen. Darin glänzt Alice Isaaz als junge Madeleine.
Lebenskluge Glanzleistung
Die mittlerweile 97 Jahre alte Line Renaud und der 59-jährige Dany Boon waren in der Erfolgskomödie „Willkommen bei den Sch’tis“ von 2008 zu sehen als Mutter und Sohn, zu finden übrigens noch bis einschließlich 26. Juli in der ARD-Mediathek.
Im Film „Im Taxi mit Madeleine“ liefert Renaud, in der deutschen Version gesprochen von Isabella Grothe, liefert mit vielen kleinen Nuancen eine mit Lebensklugheit gespickte Glanzleistung ab. Sie spielt mit viel Empathie und großer Würde. Das bereitet ihr sichtlich große Freude, die sich auch auf die Zuschauer überträgt. Fazit: Diese ganz besondere Taxifahrt ist sehr berührend und unbedingt sehenswert.
Von Klaus Braeuer, dpa / Redaktion DF: mw
Außerdem interessant: