Jetzt spricht der neue NDR-Intendant zur Causa Julia Ruhs

5
118
NDR Intendant Hendrik Lünenborg

Der Chef der Anstalt räumt dabei Fehler ein. Klar bleibt aber: Die künftigen „Klar“-Ausgaben des NDR sollen von Tanit Koch, Ex-Chefredakteurin von „Bild“, moderiert werden.

Der neue NDR-Intendant Hendrik Lünenborg räumt Fehler im Umgang mit der umstrittenen Personalie Julia Ruhs ein. Die „Kommunikation war an der Stelle wirklich nicht optimal. Das kann man gar nicht anders sagen, denn wir haben ja das Format fortgesetzt“, sagte Lünenborg im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der NDR habe mit Tanit Koch dafür eine neue Moderatorin gewonnen. „Es ist niemand gecancelt worden“, betonte er. Ruhs werde das Format weiterhin beim Bayerischen Rundfunk (BR) präsentieren.

Klar
Julia Ruhs. Foto: NDR&BR/Markus Konvalin

Ruhs hatte die Pilotfolgen des Formats „Klar“ moderiert – produziert von NDR und BR. Nach der Auftaktsendung zum Thema Migration, in der sie unter anderem über Gewalt im Zusammenhang mit Einwanderung berichtete, war Kritik laut geworden. Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NDR äußerten in einem internen Schreiben, dass journalistische Standards verletzt worden seien. 

Am Mittwoch entschied der Sender, Ruhs nicht mehr für die NDR-Ausgaben des Formats einzusetzen. Die Journalistin wird jedoch weiter die „Klar“-Sendungen beim BR moderieren. Die Entscheidung wiederum rief Proteste aus der Politik hervor: Vor allem Union und AfD kritisierten die Absetzung. Ruhs warf dem NDR „Cancel Culture“ vor.

Koch mit „eigenem Blick“ aufs Land

An ihre Stelle tritt nun Tanit Koch, frühere Chefredakteurin von „Bild“ und der RTL-Zentralredaktion. Sie soll nicht nur moderieren, sondern auch redaktionell mitarbeiten. Er freue sich, „dass wir so eine profilierte, erfahrene Journalistin gewonnen haben, die einen ganz eigenen Blick auf unser Land hat und das wird uns sicher gutstehen“, sagte Lünenborg.

Dass Koch 2021 den Bundestagswahlkampf des damaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet leitete, sieht der Intendant gelassen: „An Personalien scheiden sich immer wieder mal die Geister. Das müssen wir aushalten, weil wir sonst uns selbst auch zu sehr einschränken. Sie ist eine gelernte Journalistin und sie hat bewiesen, dass sie unabhängig arbeiten kann.“

Ab 2026 werden die „Klar“-Folgen abwechselnd vom NDR und vom BR produziert. Geplant ist auch eine höhere Episodenzahl.

Ein Wortlaut-Interview mit Lünenborg lesen Sie im Laufe des Tages bei DIGITAL FERNSEHEN.

Text: dpa / Redaktion DF: mw

Außerdem interessant:

Bildquelle:

  • NDR Intendant Hendrik Lünenborg: NDR/Arman Ahmadi
5 Kommentare im Forum
  1. Dabei frage ich mich, warum die Journalisten des NDR eine ehemalige Chefredakteurin der Bild als weniger "rechtsxtremistisch" einstufen sollten als Julia Ruhs? Die kommt doch quasi vom Erzfeind!
  2. Was mir immer noch ein Rätsel ist, da werden doch Leute sich vorab diese produzierte Sendung angeschaut, abgenommen und dann für sendenswert entschieden haben. und nach den Ausstrahlung sind es dann 150 Mitarbeiter die sich melden, die nicht namentlich genannt werden möchten, die Probleme mit dieser Sendung haben. Als Laie und unterbelichteter Konsument würde ich ja mal wünschen, dass mal einer einzeln aufzeigt, was es an der Sendung zu bemängeln gibt.
  3. Es ist eine Aufgabe für Journalisten. Wäre ein super Artikel fürs DF-Newsteam. In den zahlreichen Links ware ja schon der eine oder andere Hinweis zu finden.
Alle Kommentare 5 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum