
Keine zwei Wochen nach dem EM-Titel von Riga startet die Bundesliga in ihre neue Saison. Die Basketballer sind in aller Munde – und wollen das Momentum für sich nutzen. Der Ruf nach mehr Free-TV wird somit laut.
Die EM-Helden sind zurück auf dem Parkett! An diesem Freitag startet ein Gold-Quintett von Riga mit dem FC Bayern Basketball in die neue Bundesliga-Saison. Während die NBA-Stars um EM-MVP Dennis Schröder und Orlando-Star Franz Wagner noch ein paar Tage durchschnaufen können, müssen Andreas Obst, Justus Hollatz, Leon Kratzer und Oscar da Silva gegen Aufsteiger Science City Jena (20.00 Uhr/Dyn) schon wieder ran. Co-Kapitän Johannes Voigtmann fehlt noch eine Weile verletzt.
Der BMW Park wird beim ersten Spiel des Titelverteidigers auf jeden Fall ausverkauft sein. Und auch sonst versprechen sich Spieler und Verantwortliche einen positiven Effekt des Europameisterschaftstitels der Nationalmannschaft. „Es läuft bei uns. Die Hallen sind voll, die Vereine werden von Kindern fast überlaufen und die Mitgliederzahlen steigen“, frohlockte BBL-Chef Stefan Holz im Gespräch mit der dpa. „Wir sind aus der Nische raus, in einer breiteren Öffentlichkeit angekommen. Das gilt es zu verstetigen.“
Warnung vor zu hohen Erwartungen
Doch wie kann das gelingen? Wie profitiert man als Liga von der erfolgreichsten Generation, die die deutsche Nationalmannschaft bislang hatte? EM-Bronze 2022, WM-Titel 2023, EM-Gewinn 2025 – der deutsche Basketball steht so gut da wie noch nie. Bricht jetzt der große Hype aus?
„Man darf nicht denken, dass Basketball durch den EM-Triumph nun durch die Decke geht. Das wäre ein Fehler“, warnt Heidelbergs Sportlicher Leiter Alex Vogel, der die rauschhafte EM auch als TV-Experte von Magentasport begleitete, in einer dpa-Umfrage. „Diesen Stellenwert hat unsere Sportart in Deutschland nicht. Dies war auch nach dem WM-Erfolg vor zwei Jahren oder zu Nowitzki-Zeiten nicht der Fall.“
Vielmehr sei es wichtig, weiter in die Strukturen vor Ort zu investieren und die Leute an den Bundesliga-Standorten in die Hallen zu locken. „Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man sich auf diesen Lorbeeren, diesen Goldmedaillen, irgendwie ausruht“, sagte Bayer Münchens Geschäftsführer Adrian Sarmiento. „Sondern jetzt muss erst recht daran gearbeitet werden, das Momentum zu nutzen, nachhaltig die Strukturen weiter zu stärken, zu investieren und auszubauen.“
Das forderte auch Europameister Andreas Obst: „Manche Stellen müssen ein bisschen aktiver werden, sei es durch Sponsoring-Verträge oder Marketingverträge. Damit man die Spieler besser vermarktet“, sagte der Bayern-Profi. „Es ist es wert, dass Leute Geld in die Hand nehmen und sagen, wir pushen das. Denn ich glaube, das könnte von großem Mehrwert sein. Das könnte sich auszahlen.“
Nachwuchsligen als Erfolgsgaranten
In den Nuller-Jahren führte die BBL gemeinsam mit dem Deutschen Basketball Bund die Nachwuchsligen NBBL und JBBL ein. Damit wurde sichergestellt, dass sich die Talente in Deutschland auf hohem Niveau miteinander messen können. Die Titelgewinne 2023 und 2025 zeigen, dass dieser Schritt damals genau richtig war.
„Es ist wichtig, dass die BBL weiterhin alle Standorte motiviert, in die Jugendarbeit zu investieren. Die JBBL und NBBL ist eine Erfolgsgeschichte. Mit Ausnahme von Nick Weiler-Babb wurden alle Welt- und Europameister in unseren Nachwuchsleistungsligen ausgebildet. Das ist die beste Bestätigung“, sagte Marvin Willoughby, Geschäftsführer der Veolia Towers Hamburg.
Forderung nach mehr TV-Zeiten
Um noch mehr Zuschauer mit dem Basketball in Berührung zu bringen, setzen die Verantwortlichen zudem auf eine stärkere TV-Präsenz. Bislang laufen alle Bundesliga- und Pokalpartien bei Dyn, ausgewählte Spiele sendet die ARD zudem in ihren dritten Programmen.
Bei der EM übertrug neben Magentasport auch RTL die Spiele der deutschen Mannschaft – und hatte damit großen Erfolg. Das EM-Finale verfolgten nach RTL-Angaben bis zu 7,3 Millionen Fans, im Schnitt schalteten beim Thriller von Riga rund 3,9 Millionen Menschen ein.
„Die überragenden Quoten haben aufgezeigt, dass das Produkt Basketball nicht nur als Live-Erlebnis in der Halle, sondern auch im TV funktioniert. Es ist deshalb zu wünschen, dass gerade die öffentlich-rechtlichen Sender endlich diesen klaren Trend erkennen und deutlich mehr Basketball zeigen“, sagte Bambergs Geschäftsführer Philipp Höhne. Zumindest „jedes Länderspiel sollte im öffentlichen Fernsehen übertragen werden“, forderte Frankfurts Geschäftsführer Sport Sebastian Gleim. Zumindest die kommenden EM- und WM-Turniere sind im deutschen Free-TV fix. Sie laufen künftig aber bei ProSiebenSat.1.
Von Lars Reinefeld und Patrick Reichardt, dpa / Redaktion DF: mw
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