
Ein grausiger Fund in einer Garage bringt das neue Frankfurter „Tatort“-Team auf die Spur eines Serienmörders. Ihr erster gemeinsamer Cold Case stellt Kulina und Azadi vor Herausforderungen.
Der neue Frankfurter „Tatort“ beginnt mit einer trügerischen Hoffnung. Ermittler Hamza Kulina (Edin Hasanovic) wechselt in die Abteilung „Altfälle“ im Keller der Frankfurter Kriminalpolizei. Er habe schon genug gesehen, sagt er zu seiner neuen Kollegin, der Kommissarin Maryam Azadi (Melika Foroutan). „Ich bin ziemlich durch. Ich freue mich jetzt auf Akten, Asservate, Altfälle. Einfach ruhige, ehrliche Arbeit.“
Doch mit der Ruhe ist es im ersten Fall „Dunkelheit“ (Sonntag, 5. Oktober, 20.15 Uhr, das Erste) bald vorbei. Denn der erste Fall des neuen Ermitterteams hat es in sich: Das Duo wird zur Garage eines Wohnhauses gerufen. Eine Frau hat dort nach dem Tod ihres Vaters entrümpelt – und einen grausigen Fund gemacht: In einer Plastiktonne lagern Leichenteile einer Frau.
Wie sich herausstellt, sind es die sterblichen Überreste einer Prostituierten, die seit vielen Jahren tot ist. Die Handschrift des Täters erinnert an weitere ungelöste Mordfälle. Hinweise führen die beiden zum „Main-Ripper“, einem berüchtigten Serienmörder, der ein nahezu perfektes Doppelleben geführt zu haben scheint.
Fall ist angelehnt an einen wahren Cold Case
Der erste Einsatz des neuen Frankfurter „Tatort“-Teams ist angelehnt an einen wahren Cold Case, der vor mehr als zehn Jahren Aufsehen erregt hat: der Fall des mutmaßlichen Serienmörders Manfred S. aus Schwalbach am Taunus. Dieser könnte mehrere Menschen aus sadistischen Motiven ermordet haben. Manfred S. selbst konnte nicht mehr befragt werden. Der Rentner, der als unbescholtener Familienvater galt, starb rund zwei Wochen vor dem schrecklichen Fund seiner Tochter.
Nach der Auftaktfolge „Dunkelheit“ sollen sich auch die künftigen Fälle des „Tatort“ aus Hessen auf Cold Cases, also ungeklärte Mordfälle und Tötungsdelikte aus der Vergangenheit, konzentrieren, heißt es beim Hessischen Rundfunk (hr). Das vorherige Frankfurter „Tatort“-Team Janneke und Brix, gespielt von Margarita Broich und Wolfram Koch, hatte sich im Herbst 2024 vom Publikum verabschiedet – nach 19 Episoden in fast zehn Jahren.
Aber wer genau sind die neuen Ermittler?
Die iranischstämmige Kommissarin Maryam Azadi, ist spezialisiert auf ungeklärte Kriminalfälle. Mit ihrer Chefin liegt sie im Clinch und wurde von dieser in die Abteilung im Keller abserviert. „Ich würde sie als profunde Menschenkennerin bezeichnen“, hatte Foroutan (‚Die Kaiserin‘) am Rande der Dreharbeiten über die Filmfigur Azadi gesagt. Eine kluge und schnell denkende Frau, die den Menschen sehr zugewandt sei.
Ruhig und introvertiert kommt ihr Kollege, der in Bosnien geborenen Hamza Kulina, daher. Dessen persönliche Familiengeschichte wird in dieser ersten Folge auch thematisiert. Der Ermittler, gespielt vom Berliner Hasanovic („Im Westen nichts Neues“), ist eigentlich von der Chefin darauf angesetzt, seine neue Kollegin auszuspionieren. Doch Kulina und Azadi, die beide empathisch und feinfühlig sind, finden schnell einen guten Draht zueinander.
Ein eingespieltes Team sind auch die beiden Schauspieler: Fourtan und Hasanovic kennen sich seit vielen Jahren. „Edin ist mein Wunschpartner. Ich habe ihn kennengelernt, als er seine ersten Schritte vor der Kamera gemacht hat, da war er 12 Jahre alt und ein riesiges Talent“, wird sie im Pressematerial zitiert. Und Hasanovic ergänzte: „Wir beide arbeiten nicht nur sehr gerne zusammen, sondern sind auch inzwischen gute Freunde. Auch wir verstehen uns blind und lachen wahnsinnig viel und gerne zusammen.“
Fourtan und Hasanovic kennen sich schon über 20 Jahre
Dass die Chemie zwischen den Ermittlern stimmt, ist auch hilfreich – der Fall des Serienmörders führt direkt zu mehreren Nachtschichten. Denn als ein Social-Media-Reporter von dem Fund der Leichenteile erfährt und mit der Berichterstattung der Medien die Ermittlungen in Gefahr geraten könnten, geraten die beiden unter Druck, die Opfer schnellstmöglich zu identifizieren. Sie haben drei Tage Zeit, um in alten Akten zu stöbern. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Und eine Reise in die Vergangenheit Frankfurts beginnt.
Dabei wird der Zeitgeist anderer Jahrzehnte durch gelungene Bilder und historische Archivaufnahmen authentisch dargestellt. Zugleich schwenkt der Fokus weg von der Gewalt, hin auf die persönlichen Schicksale der Opfer und ihrer Familien. Ohnehin kommt der Film eher ruhig und konzentriert – und nicht reißerisch – daher.
Warum ihr die Arbeit an dem Altfall so wichtig ist, zumal der mutmaßliche Mörder selbst tot ist? Es gehe auch darum, trauernden Angehörigen endlich Gewissheit zu geben, betont Kulina. Man darf gespannt sein – auf diesen Fall und auf die kommenden Cold Cases aus Frankfurt.
Von Jenny Tobien, dpa / Redaktion DF: mw
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