„Tatort“ aus der Schweiz am Sonntag: Haare als Mordmotiv?

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Tatort: Rapunzel
Foto: SRF/Valeriano Di Domenico

„Haare sind Macht“, sagt einer der schmierigen Verdächtigen im neuen „Tatort“ aus Zürich. Vor allem sind sie für viele Menschen aber ein emotionales Thema, das manchen zum Äußersten treibt.

Eine junge Frau mit halb abrasiertem Haar hängt tot in einem Baum bei Zürich. Die Schweizer Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, 46) und Tessa Ott (Carol Schuler, 38) finden in einem nahegelegenen Bunker Haarreste und einen Ausweis und gelangen so an den Vater des Opfers, einem bekannten Friseur in der Stadt. 

Haare abrasiert, Tochter eines Friseurs – das kann kein Zufall sein. Wie sich herausstellt, arbeitete die tote Vanessa in einer Perückenmanufaktur. Dort wurde kurz vor ihrem Ableben eingebrochen und sämtliche Regale mit Perücken, Haarteilen und bizarren Kunstwerken, die Trauernde etwa von der Haarpracht ihrer Verstorbenen fertigen lassen, wurden leer geräumt. 

Diebstahl und Penis-Fotos

Die Kommissarinnen stoßen auf jede Menge Fährten. Da ist der Chef einer Firma für Echthaarperücken, Rudolf von Landegg (Matthias Schoch), der als Baron auftritt und Vanessa kompromittierende Penis-Fotos geschickt hat. 

Da ist der Vater, der die Familie verließ und offenbar nicht so ein gutes Verhältnis zu seiner Tochter hatte, wie er vorgibt. Da ist die Besitzerin der Perückenmanufaktur, die den Diebstahl komischerweise nicht gleich gemeldet hat. Und da ist Vanessas Lebensgefährtin, die etwas zu verbergen scheint. 

Der adelig klingende von Landegg lässt arrogant den Firmenchef raushängen, als Ott ihn besucht. „Haare sind Macht“, doziert er. „Deshalb raten wir: jede Frau, die etwas auf sich hält, hat ein Set Clipping-Extensions griffbereit.“ Bei der unkonventionellen Kommissarin beißt er auf Granit. „Manchmal ist ein Prinz auch nur ein ganz normales Arschloch“, sagt sie später trocken über ihn. 

Betrug oder menschliches Drama

Die Firma macht Geschäfte mit den Haaren armer Frauen aus Asien. Sie verkaufen sie für wenig Geld, während die Firma mit Echthaarperücken für Reiche Bombengeschäfte macht. Besonders, wenn sie sich durch Betrug bereichert. Es stecken alle unter einer Decke, hat es den Anschein. Aber wer von ihnen würde über Leichen gehen? Wieso wurde der jungen Frau der Kopf halb abrasiert? Steckt vielleicht doch ein ganz anderes emotionales Drama hinter ihrem Tod? 

In diesem Tatort kommt der Kriminaltechniker Noah Löwenherz (Aaron Arens) zu besonderen Ehren. Er ist fürs Grobe zuständig: Festplatten wieder herstellen, Datenbanken durchforsten, Geheimnisse aufspüren. Die Kommissarinnen sowie Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) drehen immer ab, wenn er zu lange begeistert in technische Details abdriftet, aber dieses Mal hält er sie seinem neuen Look bei der Stange, vor allem Wegenast.

Kommissarinnen privat

Die Kommissarinnen werden auch wieder ein Stück menschlicher: Ott wacht nehmen einem Mann auf, dessen Namen sie nicht mehr weiß, Grandjean spricht in einer brenzlichen Situation über ihr eigenes Erlebnis aus Kindheitstagen in einem Perückenladen. 

Es ist der neunte Fall aus Zürich. Der Schweizer „Tatort“ tut sich in der Publikumsgunst oft schwer. Aber die vorherige Folge („Fährmann“) war im Dezember mit fast acht Millionen vor den Fernsehern sehr erfolgreich. Daran wollen die Schweizerinnen nun anknüpfen. Die Folge läuft am Sonntagabend zur besten Sendezeit im Ersten.

Text:  Christiane Oelrich, dpa / Redaktion DF: mw

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