
Eine Speicherkarte, ein grausames Video, ein Passwort: «Engelmacher». Polizistin Laura taucht in einen Fall ein, der persönlich wird – und schon bald gibt es mehr als nur ein Opfer.
Die nackte Frau sitzt auf den Knien, die Hände gefaltet und mit einem metallenen Kleiderbügel verschnürt, der Kopf gesenkt. „Da hat sich jemand viel Mühe gegeben“, sagt der Rechtsmediziner. Die Leiche in diese Position zu bringen, sei sicher nicht so einfach gewesen.
Zwischen den Fingern der Toten findet er eine Speicherkarte – und das ruft Laura, IT-Spezialistin bei der dänischen Polizei, auf den Plan. Sie ist auf Cyber-Kriminalität spezialisiert und soll die Karte knacken. Doch das ist in diesem Fall einfacher als gedacht. Das Passwort enthält weder Ziffern noch Sonderzeichen, einfach nur Buchstaben: „Engelmacher“. Ein alter Ausdruck für Kindsmörder.
Und prompt ist Laura mittendrin in einem Fall, den das ZDF am Montagabend um 23 Uhr zeigt. „The Angel Maker“ verlangt dem Publikum wegen der teils drastischen Darstellungen einiges ab. Nichts für schwache Nerven.
Sadistischer Täter
Nachdem Laura das Passwort eingegeben hat, zeigt sich dem Ermittler-Team ein Video: Die Frau zappelt an Ketten gefesselt und schreit. Ein gruselig maskierter Mann zwingt sie zu sagen, dass sie ein Engelmacher sei.
Was dann passiert, hören die Zuschauerinnen und Zuschauer nur. Die Kamera richtet den Fokus auf den Blick von Laura. Und der spricht Bände.
Der Rechtsmediziner klärt später auf: Der Täter verwendete zum Ausweiden einen modifizierten Kleiderbügel. So wie er das ohne Umschweife sagt, fährt auch die Kamera über den Körper der Leiche, die Wunden sind klar zu sehen.
Frauen bestraft?
Gefunden wurde die Frau vor einem Wohnheim für gefährdete Frauen, in dem sie zeitweise lebte. Die Eltern hatten schon lange keinen guten Kontakt mehr zu ihr. Im Zimmer der Tochter zu Hause finden Laura und ihr Kollege Jesper dann Hinweise auf eine bis dato unbekannte Seite des Opfers. Sie kommen zu dem Schluss, der Täter habe die Frau bestrafen wollen.
Er sei organisiert, analysiert Laura. „Er ist missionsorientiert, aber nicht chaotisch. Und er will Aufmerksamkeit.“ Als eine zweite Leiche in ähnlicher Pose entdeckt wird, schwant dem Rechtsmediziner nichts Gutes: „Ich befürchte, wir werden noch weitere Opfer zu Gesicht bekommen.“
Fall wird persönlich
Hauptdarstellerin Julie R. Ølgaard gibt mit „The Angel Maker“ ihr Regiedebüt für einen Spielfilm. In ihrer Heimat Dänemark zähle sie zu den renommiertesten Schauspielerinnen, schreibt das ZDF. In der Krimiserie „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ spielte sie in Rückblenden das Mordopfer Nanna Birk Larsen.
Roland Møller alias Jesper an ihrer Seite könnte man aus internationalen Blockbustern wie „Atomic Blonde“ und „The Commuter“ kennen oder aus der ersten Staffel von „Sløborn“.
Auch der Stoff für das Drehbuch stammt von Ølgaard. Ihre Figur Laura rückt dabei in den Fokus. Denn auch sie hat ein Kind verloren, wie schnell klar wird. Immer wieder schweifen ihre Gedanken ab. „Vor sechs Monaten hatte ich noch einen Sohn“, erzählt sie irgendwann. „Er wog 600 Gramm und hatte blaue Augen. Und einen Hirnschaden“, erklärt sie. „Also hab‘ ich ihn getötet.“
Laura ist hart zu sich selbst, hart zu anderen. Aber verarbeitet haben sie und ihr Partner die Abtreibung noch nicht. Das belastet nicht nur die Beziehung.
Doch der Film würde nicht mit dem Genre Nordic Noir vermarktet, wenn es nicht düster und brutal zur Sache ginge. Bei ihren Ermittlungen setzen Laura und Jesper auf eine Aktion, mit der die Polizei riskiert, sich zu blamieren. Zwar geht der Plan auf, doch am Ende nimmt der Fall eine ganze andere Wendung.
Von Marco Krefting, dpa / Redaktion DF: mw
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