
Die Zombie-Serie „The Last Of Us“ gilt als eine der gelungensten Videospieladaptionen. Dabei sind viele Game-Verfilmungen in der Vergangenheit auch gescheitert. Wann gelingen sie – und wann nicht?
Es geht um Zombies, den harten Überlebenskampf nach der Apokalypse, aber auch um Menschlichkeit, Verlust, Trauer, Rache und Liebe: Die US-amerikanische Serie „The Last of Us“ mit Hollywoodstar Pedro Pascal und Bella Ramsey gilt als eine der gelungensten Videospieladaptionen.
Gerade erst endete die zweite Staffel, eine weitere ist in Planung. Die erste Staffel aus 2023 war gleich 24 Mal für einen Emmy nominiert. Gut möglich, dass die HBO-Serie bei der nächsten Verleihung wieder eine Rolle spielt.
Videospielverfilmungen sind längst im Mainstream angekommen. Zuletzt lockte der „Minecraft“-Film Millionen Menschen in die Kinos. Doch nicht alle Adaptionen kommen bei Fans und Kritikern gut an. Wann gelingen sie – und woran scheitert es?
Wieso viele Adaptionen in den 90ern nicht gut ankamen
Dafür muss man einige Jahre zurückschauen. Die ersten großen Videospielverfilmungen kamen um die 1990er Jahre auf die Leinwand. Nicht unbedingt mit Erfolg. Der Film „Super Mario Bros.“ über die ikonischen Figuren Mario und Luigi aus dem Jahr 1993 zum Beispiel floppte an den Kinokassen.
In den 90er Jahren, sagt Jochen Koubek, Professor für Digitale Medien mit dem Schwerpunkt Computerspiele an der Universität Bayreuth, habe es Versuche gegeben nach dem Motto: «Das Spiel ist erfolgreich. Jetzt drehen wir mal einen Film und das Spiel braucht keine Erzählung».
Genauso sei es bei Spielen gewesen, die Filme adaptieren wollten, ohne auf die eigenen medialen Eigenheiten einzugehen und nur eine Abfolge von Cutscenes – also Zwischensequenzen mit nicht interaktiven Szenen – zu bieten hatten.
Verfilmungen „einigermaßen ausgereift“
„Das Spiel hat versucht zu sein wie ein Film und hat das Gameplay herausgenommen. Der Film hat versucht zu sein wie ein Spiel und hat praktisch das Gameplay abgefilmt“, so der Wissenschaftler. Unter Gameplay versteht man die Art und Weise, mit der ein Spieler mit einem Videospiel interagieren kann.
Dann habe man festgestellt, dass das Medium Film anders funktioniere als das Medium Spiel. Inzwischen sind die Adaptionen von und zu Spielen aus seiner Sicht „einigermaßen ausgereift“. Matej Samide sieht das ähnlich. Er kuratiert die Sonderausstellung „Screen/Play“ im Berliner Computerspielemuseum, die noch bis zum Ende des Jahres zu sehen ist. Exponate zeigen, wie sich Spiele und Filme gegenseitig beeinflussen.
„Zumindest von meiner Außenwahrnehmung war das eben früher vor allem so, dass von einem Spiel erwartet wurde: Okay, das ist eine Marke, die kaufen wir irgendwo billig ein, dann produzieren wir auch billig einen Film, die Fans werden reingehen und dann wird sich das rechnen“, sagt Samide. Deswegen hätten viele dieser alten Filme einen B-Movie-Charme – mit einem sehr niedrigen Budget und teils mit mittelmäßig besetzten Schauspielerinnen und Schauspielern gedreht.
Was „The Last of Us“ so erfolgreich macht
Bei „The Last of Us“ ist das anders. Das erfolgreiche zweiteilige Videospiel aus der Spieleschmiede Naughty Dog dreht sich um eine postapokalyptische Welt nach einem Ausbruch einer Pilzinfektion, die die Menschen befällt und in Zombies verwandelt. Die wenigen Überlebenden wohnen vor allem in totalitären Quarantänezonen.

Im Zentrum steht der mürrische Schmuggler Joel (Pascal), der Teenagerin Ellie (Ramsey) aus einer dieser Zonen bringen soll. Das Besondere: Ellie ist gegen die Infektion immun. Die Geschichte in der ersten Staffel entwickelt sich zu einem Roadtrip zwischen Überlebenskämpfen, Zombies und dem emotionalen Zusammenwachsen von Joel und Ellie.
Die Serie nutze das filmische Erzählen als seine Stärke, etwa mit Blick auf die Darstellung der Figuren und deren Konflikte, sagt Koubek. Sie lasse das weg, was das Spiel besser könne: das Gestalten und Erleben von Actionsequenzen. Die Serie verzichte weitgehend auf die Darstellung des Gameplays. „Es war das erste Mal in meiner Erinnerung, dass konsequent entschieden wurde: Wir wollen kein abgefilmtes Spiel sein.“ Das Game selbst sei aber auch eines der besten Beispiele für eine tolle Geschichte in einem Spiel.
Filmindustrie mittlerweile bereit, mehr Geld zu investieren
Generell macht eine gute Adaption aus Koubeks Sicht aus, „dass man die Stärken des eigenen Mediums kennt und sie einsetzt, sich dann eher lose am Original festhält oder nur die Aspekte herausgreift, die man gut adaptieren kann und die anderen weglässt, weil es nicht so gut funktioniert.“
Man merke, dass die Filmindustrie einerseits inzwischen bereit sei, Geld auf den Tisch zu legen, um Spieladaptionen hochwertig zu produzieren, betont Samide. Andererseits stünden hinter Serien nun Regisseure und Schauspieler, die Lust auf das Thema hätten. So wirkte bei der Verfilmung von „The Last of Us“ auch Neil Druckmann – Entwickler des gleichnamigen Videospiels – mit.
Videospielverfilmung mit Sydney Sweeney in Planung
Dennoch: Nicht jede Verfilmung ist heutzutage direkt auch gelungen, wie der Kurator findet. Die Verfilmung des Game-Hits „Assassin’s Creed“ mit Michael Fassbender und Marion Cotillard als Hollywood-Aufgebot aus dem Jahr 2016 bekam viele schlechte Kritiken. „Ein Film, der seine Vorlage überhaupt nicht verstanden hat.“
Ob viele weitere angekündigte Verfilmungen das besser machen, wird sich zeigen. Das Abenteuerspiel „Split Fiction“ mit Sydney Sweeney soll zum Beispiel auf die Leinwand gebracht werden. Ende des Jahres soll zudem die zweite Staffel der Endzeit-Serie „Fallout“ nach dem gleichnamigen Spiel erscheinen.
Text: Sabrina Szameitat, dpa / Redaktion DF: mw
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