Piratenjäger: Mehr Automatisierung im Kampf gegen illegale Streamer

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International Broadcaster Coalition Against Piracy (IBCAP)

Die International Broadcaster Coalition Against Piracy (IBCAP) hat vor einigen Tagen ihren Jahresbericht 2025 vorgestellt. Der Bericht gibt Einblicke in die Aktivitäten der Organisation zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen durch illegale Streamingdienste. Schwerpunkte lagen im vergangenen Jahr unter anderem auf der verstärkten Automatisierung bei der Erkennung und Entfernung rechtswidriger Inhalte sowie auf rechtlichen Schritten gegen Hosting- und Streaminganbieter.

IBCAP ist ein Zusammenschluss internationaler Rundfunkanbieter, Inhalteinhaber und Vertriebsunternehmen mit Sitz in den USA. Nach eigenen Angaben vertritt die Organisation über 220 Fernsehsender aus Nordamerika, Europa, dem Nahen Osten, Südasien, Japan und Brasilien. Sie unterstützt ihre Mitglieder bei der Identifizierung und Bekämpfung nicht autorisierter Videodienste durch Monitoring, Beweissicherung und juristische Verfahren.

Neue Mitglieder aus Japan, den USA und Italien

Im Laufe des Berichtsjahres verzeichnete die Koalition drei neue Mitglieder. Im Juni 2024 trat der japanische öffentlich-rechtliche Sender NHK bei, um den Schutz japanischsprachiger Inhalte auszuweiten. Im März 2025 folgte das US-amerikanische Videovertriebsunternehmen DIRECTV. Mit dem Beitritt des Unternehmens verstärkt IBCAP laut Bericht seine Bemühungen gegen Piraterie von Mainstream-Inhalten auf dem US-Markt. Als drittes neues Mitglied schloss sich im Frühjahr 2025 der italienische Staatssender RAI an, der unter anderem international verbreitete Programme wie Rai Uno und Rai Italia produziert. IBCAP will für RAI künftig Überwachungs- und Takedown-Dienste bereitstellen.

Ausbau automatisierter VOD-Überwachung

Ein technologischer Schwerpunkt lag im vergangenen Jahr auf der Weiterentwicklung automatisierter Systeme zur Erkennung und Entfernung urheberrechtlich geschützter Inhalte. Das IBCAP-eigene Techniklabor entwickelte eine neue Software zur automatisierten Überwachung von Video-on-Demand-Inhalten auf Set-Top-Boxen und IPTV-Plattformen. Die Software soll automatisch Hinweise auf Urheberrechtsverletzungen erfassen, dokumentieren und entsprechende Takedown-Benachrichtigungen an die zuständigen Hosting-Dienste oder Content Delivery Networks (CDNs) verschicken.

Durch den Einsatz dieser Automatisierung konnten laut Bericht zahlreiche rechtsverletzende Inhalte weltweit entfernt werden. IBCAP plant, das System künftig auch Dritten – etwa Nichtmitgliedern oder anderen Organisationen – zur Verfügung zu stellen.

Rechtliche Schritte gegen Hosting-Anbieter

IBCAP berichtet von mehreren juristischen Maßnahmen gegen Hosting-Dienstleister, die mutmaßlich systematisch zur Verbreitung illegaler Inhalte beigetragen haben. Im Oktober 2024 reichte die Organisation Klage gegen das Unternehmen Virtual Systems ein. Diesem wird vorgeworfen, Serverkapazitäten zur Verfügung gestellt zu haben, mit denen urheberrechtlich geschützte Inhalte von IBCAP-Mitgliedern über das Internet verbreitet wurden. Laut Klageschrift ignorierte der Anbieter über 500 Abmahnungen und warb aktiv mit einer Politik, dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA) keine Beachtung zu schenken.

Im Mai 2025 folgte eine weitere Klage gegen Innetra PC. Das Unternehmen soll für rund 15 Prozent der im ersten Quartal 2025 identifizierten illegalen Streams über IPTV- und Set-Top-Box-Dienste verantwortlich sein. Beide Klagen beinhalten Forderungen auf Schadensersatz in Höhe von 41 Millionen US-Dollar (Virtual Systems) bzw. 25 Millionen US-Dollar (Innetra). Darüber hinaus beantragt IBCAP jeweils einstweilige Verfügungen, um die Hosting-Aktivitäten für urheberrechtsverletzende Inhalte dauerhaft zu unterbinden.

Schwerpunkt: Sportübertragungen im Visier von Piraterie

Ein weiterer Fokus des Berichts liegt auf Maßnahmen gegen die Verbreitung nicht lizenzierter Sportübertragungen – insbesondere im Zusammenhang mit Cricket. Während des IPL-Turniers 2024 identifizierte und unterbrach IBCAP nach eigenen Angaben 6723 illegale Streams, die auf Plattformen wie Facebook Live weltweit über 2,1 Millionen Aufrufe verzeichneten. Die Analystenteams in den USA und Indien agierten demnach in Echtzeit, wodurch Sperrquoten von bis zu 100 Prozent bei sozialen Netzwerken und mobilen Apps erzielt wurden.

Auch während des Cricket T20 World Cup wurden laut Bericht 3783 illegale Streams entfernt. Auf Set-Top-Boxen und IPTV-Diensten konnten mehr als 2800 Verstöße identifiziert und mit einer Erfolgsquote von 77 Prozent entfernt werden. Bei Web-Livestreams lag die Quote bei 70 Prozent. Der Bericht hebt hervor, dass IBCAP inzwischen in der Lage sei, innerhalb weniger Minuten auf neue Streams zu reagieren und Löschungen durchzusetzen.

Klage gegen Lemo TV und Kemo IPTV

Im April 2025 ging IBCAP juristisch gegen die Anbieter Lemo TV und Kemo IPTV vor. Beide Dienste hatten demnach trotz wiederholter Takedown-Aufforderungen weiterhin Inhalte von IBCAP-Mitgliedern ohne Genehmigung verbreitet. Nach Angaben der Organisation waren diese Anbieter allein im ersten Quartal 2025 für rund 30 Prozent aller über Set-Top-Boxen und IPTV-Plattformen erfassten illegalen Streams verantwortlich.

Die Klage umfasst Schadensersatzforderungen von über 25 Millionen US-Dollar sowie zusätzliche Ansprüche auf Herausgabe von Gewinnen aus urheberrechtswidriger Verwertung. Zudem fordert IBCAP eine einstweilige Verfügung, die den Anbietern künftige Urheberrechtsverletzungen untersagt, die Übertragung der genutzten Domains sowie die Erstattung von Anwalts- und Gerichtskosten.

Internationale Zusammenarbeit und Strafverfolgung

IBCAP betont in dem Bericht erneut die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Piraterie. Die Organisation koordiniert demnach regelmäßig Aktivitäten mit US-Behörden und internationalen Strafverfolgungsstellen. Dazu zählen unter anderem die Sammlung und Weiterleitung von Beweisen, die Anzeige mutmaßlicher Verstöße sowie die Unterstützung von Ermittlungs- und Strafverfahren gegen verantwortliche Personen oder Unternehmen.

Als gemeinnützige Organisation mit Sitz in den USA konzentriert sich IBCAP insbesondere auf multikulturelle Inhalte, die in vielen Fällen gezielt von Piraterie betroffen seien. Neben rechtlichen Schritten setzt die Organisation auf präventive Maßnahmen und die Unterstützung ihrer Mitglieder bei der technischen und juristischen Verteidigung ihrer Inhalte.

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  • IBCAP: IBCAP
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