
Warum es nichts bringen wurde, einfach nur ARD-Inhalte in die Mediathek zu laden.
Über dieses Interview in der „SZ“ wird in der Branche heiß diskutiert. Florian Hager, hr-Intendant und derzeit ARD-Vorsitzender, hat in diesem über den schnellen Wandel der Mediennutzung gesprochen und gesagt: „Wir gehen davon aus, dass 2030 der Punkt erreicht wird, an dem mehr Menschen Bewegtbildinhalte nicht-linear nutzen als linear. Das sindVoraussagen aus der Medienforschung. Und das ist der Punkt, für den wir bereit sein müssen, das ist für uns überlebensnotwendig.“ Schon seit geraumer Zeit schichten ARD und ZDF bekanntlich um. Sie geben Budgets für Mediatheks-Produktionen frei, die dann im klassisch Linearen fehlen.
Hager: „Im Digitalen entstehen nämlich Produkte für andere Zielgruppen, die für das normale Fernsehen niemals entstanden wären, weil es da keinen erfolgversprechenden Platz dafür gäbe.“ Beispiele dafür gab es in der jüngeren Vergangenheit genug. Hager erklärte, dass er auch nicht glaube, dass ein Wandel gelingen könne. Das Ziel, Menschen von da zurück ins Lineare zu ziehen, habe die ARD „natürlich als Idee irgendwann gehabt. Im Sinn von: Lass doch die Jungen mal älter werden, die kommen dann schon um acht Uhr in die „Tagesschau“.“ Man habe aber gemerkt, dass das nicht mehr funktioniere.
Und in einigen Zielgruppe sieht der Fernsehmanager sogar den Zug für Mediatheken abgefahren. Er sagt: „Wenn ich hauptsächlich Tiktok-Nutzer bin, dann ist auch eine öffentlich-rechtliche Mediathek nichts mehr für mich. In meinem ganzen Nutzungsverhalten kommt eine Mediathek als Phänomen dann nämlich einfach nicht mehr vor.“ Nicht angesprochen wurde in dem Interview ein anderer Punkt, der insbesondere die privaten Anbieter im Duell mit Plattformen wie Facebook, TikTok und Co. umtreibt. Die dort einsehbaren Reichweiten, bei zahlreichen Kreatoren irre hoch, lassen sich eben nicht mehr mit den Durchschnittsreichweiten vergleichen, die die AGF morgens um halb neun für lineares Fernsehen vergleicht. Und obwohl die Zahlen wie Äpfel und Birnen nebeneinanderliegen, stehen sie in Mediaplanungen doch nebeneinander. Das ist auch der Grund, warum nicht wenige Werbegelder weiterhin zu den Plattformen fließen – und den klassischen Medienhäusern fehlen.
Funktion von Zusammenhalt
Die über den Rundfunkbeitrag finanzierte ARD ist davon freilich weniger betroffen. Aus Hagers Sicht haben ARD und ZDF auch weiterhin Relevanz. Er sagt: „ARD und ZDF erreichen zusammengenommen mehr Menschen in Deutschland als Netflix. Ich glaube, wir haben wirklich den Auftrag, Orte zu schaffen, die eine Funktion von Zusammenhalt haben. Ich rede von digitalen Orten, aber auch von Orten im echten Leben.“
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- df-hr-intendant-florian-hager-1: ARD-Foto