
Er hatte die oberste Verantwortung für öffentlich-rechtliche Langläufer wie „Die Rosenheim-Cops“ und „Sturm der Liebe“ und zuletzt mit „Obersee“ auch einen neuen Krimi im ZDF untergebracht.
Schon Ende Oktober wird Marcus Ammon, einstiger Fiction-Chef bei Sky und zuletzt Geschäftsführer der Bavaria Fiction, aus seinem Amt beim Produktionshaus aussteigen. Die Geschäftsführung lege er „auf eigenen Wunsch“ nieder, wie es am Dienstag hieß. „Wir danken Marcus Ammon für seinen großen Einsatz in der Bavaria Fiction in den vergangenen Jahren. Zusammen mit Jan Kaiser hat er die Gesellschaft erfolgreich durch die herausfordernden letzten vier Jahre gesteuert, in denen sich der Markt nach einer Boom-Phase deutlich abgekühlt hat und durch Rezession, Inflation, Zinsanstieg und geopolitische Ereignisse geprägt wurde“, hieß es von Jörg Schönenborn, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bavaria Fiction GmbH. Ob die Bavaria Fiction überhaupt einen direkten Nachfolger von Ammon bestellt oder ob nicht eher die Aufgaben anders zugeschnitten werden, um sich einen Top-Posten zu sparen, war der Meldung nun nicht zu entnehmen.
Ammon hatte für die Bavaria Fiction zuletzt mehrere Weichen gestellt. Sicher wichtig war, dass er es 2024 erreicht hatte, dass die ARD-Daily „Sturm der Liebe“ weiter beauftragt wurde, letztlich sogar mit 48 Minuten langen Folgen, nachdem zwischenzeitlich eine Halbierung beschlossen war. „Die Rosenheim-Cops“ wurden weiter gepflegt und mit einem Produzentenwechsel in neue Hände übergeben, mit „Obersee“ brachte die Bavaria Fiction zudem ein neues Format beim ZDF unter, 2026 wird da Premiere sein. Nicht erfolgreich war, einen weiteren Daily-Auftrag dauerhaft zu halten. „Für alle Fälle Familie“ (Sat.1) war ein großer Flop und wurde früh abgesetzt.
Das sagt Marcus Ammon zu seinem Ende bei Bavaria Fiction
Ammon selbst sagt: „Die Zusammenarbeit mit dem wunderbaren Team der Bavaria Fiction und unsere gemeinsamen Projekte haben mich persönlich wie beruflich enorm bereichert. Meinem Kollegen in der Geschäftsführung Jan Kaiser danke ich für vier Jahre vertrauensvolles und konstruktives Miteinander. Der Abschied fällt mir nicht leicht, doch für mich ist der Zeitpunkt gekommen, neue Wege zu gehen.“
Außerdem interessant:
Durch die steigende Nachfrage nach Dokuserien bei Streamingdiensten und in den Mediatheken der Sender, witterten in den vergangenen Jahren auch diverse Produktionsfirmen, die sich bis dahin auf fiktionale Stoffe konzentriert hatten, das Dokumentarische für sich. Dazu gehörte auch Bavaria Fiction: Im Frühjahr 2022 holte man dafür Emanuel Rotstein an Bord, der zuvor über ein Jahrzehnt die deutschen Eigenproduktionen und zuletzt das gesamte inhaltliche Angebot von A+E Networks in München verantwortet hatte. Erst im März vergangenen Jahres verpasste man der Doku-Abteilung dann mit "Icon Docs" noch eine eigene Marke, um mehr Sichtbarkeit am Markt zu erreichen und kündigte die Fokussierung auf aktuelle, politische und investigative Themen, Biografien sowie Zeitgeschichte an. Bavaria Fiction-Geschäftsführer Marcus Ammon sprach erneut von der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Dokumentationen, auf die man damit reagiere. Doch die Erwartungen haben sich offenbar nicht erfüllt - und so hat man die großen Ambitionen in den letzten Monaten nun stillschweigend wieder zu den Akten gelegt. Emanuel Rotstein, der auf der Website Icon Docs noch bis Anfang der Woche als Head of Documentaries von Bavaria Fiction aufgeführt war, hat das Unternehmen bereits im März dieses Jahres verlassen, wie seinem LinkedIn-Profil zu entnehmen ist.