Berlusconi selbst spricht: So soll ProSiebenSat.1 werden

0
3828
ProSiebenSat.1 Gebäude; © ProSiebenSat.1
© ProSiebenSat.1

Was plant die MFE mit ProSiebenSat.1? Der italienische Konzern wird bald rund 60 Prozent Anteile halten und damit de facto die Kontrolle haben. MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi gab am Dienstag Einblicke in seine Pläne. Insider sind von den Aussagen nicht überrascht.

Am Dienstag hat Pier Silvio Berlusconi, Chef der europäischen Fernsehgruppe Media for Europe (MFE) Medienstaatsminister Wolfram Weimer getroffen. Dieser hatte ein solches Gespräch angeregt, ist er doch besorgt gewesen, was die (politische) Einflussnahme des Unternehmens auf ProSiebenSat.1 nach einer Übernahme angeht. MFE wird schon bald rund 60 Prozent der Anteile an dem deutschen Medienriesen halten – und damit de facto die Kontrolle haben. Weimer zeigte sich nach dem Gespräch gegenüber Journalisten zufrieden. Man sei einer Meinung, dass redaktionelle Unabhängigkeit zentrale Bedeutung habe, sagte Weimer.

Auch Berlusconi gab Einblicke in seine Vision für ProSiebenSat.1. Branchenkenner dürften nicht überrascht sein. Denn sein Plan war zuletzt immer schon Thema gewesen und in Kernpunkten vom jetzigen Management auch schon umgesetzt worden. Einerseits, das ist klar, sollen durch eine Fusion Synergien geschaffen werden – ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag könne mittelfristig jährlich gespart werden, hieß es schon vor Wochen. Mit Blick auf das Programm – und darum ging es ja beim Treffen mit Weimer – erklärte Berlusconi, dass ProSiebenSat.1 künftig ein noch lokaleres Programm als bisher produzieren soll. Beide Seiten bekräftigten, dass ein starker europäischer Medienmarkt nur gelingen könne, wenn Standortsicherheit, unabhängiger Journalismus und lokale Inhalte Hand in Hand gingen. 

Noch stärker Fokus auf lokale Produktionen

Schon in den jüngsten Jahren hatten die Sender der Gruppe die Zahl von Lizenzformaten oder -filmen aus dem Ausland reduziert und den Anteil an eigenproduzierter Ware erhöht. Berlusconi gab nun die Richtung vor. Geht es nach ihm, soll ProSiebenSat.1 fortan „mehr Nachrichten“, „mehr Unterhaltungssendungen“ und „mehr Fernsehserien“ produzieren. So werde es bereits schon in Italien und Spanien praktiziert. Es sind Worte, die insbesondere die Produktionslandschaft gerne hören wird. Eine Erhöhung ins Invest deutscher Produktionen scheint zumindest nicht ausgeschlossen. Die Strategie ist schon längst angelaufen, die Gruppe hat etwa ihre Fiction-Bemühungen jüngst hochgefahren, wie nicht nur neue Dailys wie „Die Cooking Academy“ oder die Neuauflage von „Kommissar Rex“ zeigen. Invest in Eigenproduktionen macht im Kampf gegen die großen Streamer freilich Sinn. Eigene Serien gibt es eben nur dann auch bei Netflix und Co. wenn ProSiebenSat.1 sie dorthin verkauft.

Wichtig für das Team in Unterföhring: Berlusconi sagte, man wolle Arbeitsplätze erhalten. Das ist eine gewichtige Botschaft für ein Unternehmen, in dem es zuletzt Sparrunde um Sparrunde gab. Deutschland sei, sagte Berlusconi, der ideale Ausgangspunkt für europäische Entwicklungsvorhaben. Weimer ergänzte: „Wer in Deutschland einen Sender betreibt und produziert, trägt Verantwortung – für Arbeitsplätze, für das Entrichten von Steuern und für unsere kreative Infrastruktur. Dass MFE diese Verantwortung in Deutschland wie auch in Italien und Spanien übernimmt, freut uns. Wenn aus München heraus nun eine große pan-europäische Plattform entsteht, ist das eine gute Nachricht.“

Außerdem interessant:

Bildquelle:

  • ProSiebenSat1-Gebaeude-3: © ProSiebenSat.1
0 Kommentare im Forum
Alle Kommentare 0 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum