Kirch-Prozess: Nächste Prozessrunde beginnt am Dienstag

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die illustre Reihe von Zeugen im juristischen Dauerzank zwischen Leo Kirch und der Deutschen Bank wird um einen prominenten Namen reicher. An diesem Dienstag sagt Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff in dem Verfahren aus, das Gerichte seit Jahren auf Trab hält.

Im langen Kampf Leo Kirchs um milliardenschweren Schadenersatz von der Deutschen Bank soll auch Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff bei der Wahrheitssuche vor Gericht helfen. Der frühere Medienmanager wird an diesem Dienstag (7. Juni) vor dem Oberlandesgericht München aussagen und vor allem über ein 2002 stattgefundenes Gespräch beim damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) Auskunft geben.

Bei dem Krisentreffen – an dem unter anderem der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer und Medienmanager teilnahmen – soll es um die deutsche Medienbranche gegangen sein, aber auch um die Zukunft des damals angeschlagenen Kirch-Konzerns.

Damit wird die illustre Reihe der Zeugen in einem der größten Wirtschaftsverfahren der deutschen Geschichte um einen prominenten Namen reicher. Zuletzt hatten unter anderem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, sein Vorgänger Breuer und der Aufsichtsratschef von Deutschlands größter Bank, Clemens Börsig, ausgesagt. Auch Leo Kirch selbst hat vor Gericht bereits seine Sicht der Dinge geschildert (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).

Kirch wirft der Bank und Breuer vor, den Zusammenbruch seines verzweigten Medienimperiums 2002 verschuldet zu haben und kämpft seit Jahren erbittert um milliardenschweren Schadenersatz. Vor allem vermutet der einst mächtige Medienunternehmer, dass die Bank ihn in die Enge treiben wollte, um anschließend am Umbau und Verkauf von Teilen des Konzerns mitzuverdienen. Die Bank weist dies zurück.

Vor allem ein Protokoll einer Vorstandssitzung der Bank vom 29. Januar 2002 gibt aus Sicht Kirchs darauf einen Hinweis. Demnach habe die Bank erwogen, Kirch ein Mandat anzubieten. Ackermann und Börsig bekräftigten zuletzt, dabei sei es nicht um ein ernsthaftes Angebot gegangen, die Bank habe kein Mandat gewollt. Wenig später gab Breuer im Februar ein Interview, in dem er die Kreditwürdigkeit Kirchs anzweifelte. Wochen danach brach Kirchs Imperium zusammen.

Vor der Vorstandssitzung hatte Breuer von einem Gespräch beim damaligen Kanzler Schröder berichtet, an dem auch Middelhoff teilgenommen hat. Dabei soll es auch um die Zukunft des damals bereits angeschlagenen Kirch-Konzerns gegangen sein und der Sorge, ein ausländischer Investor wie Rupert Murdoch könne Teile von Kirch übernehmen. Von Middelhoff erhoffen sich die Richter nun weitere Auskünfte zu dem Gespräch. Ob Schröder auch noch vor Gericht auftreten wird, ist noch ungewiss, wenngleich durchaus möglich.

Bereits am Mittwoch (8. Juni) geht das Verfahren weiter, dann soll Deutsche-Bank-Sprecher Detlev Rahmsdorf über das Interview von Breuer Auskunft geben. Auch der Journalist, der das kurze Gespräch führte, wird dann vor Gericht erwartet – und soll darüber Auskunft geben, ob das Gespräch etwa Teil eines Plans gewesen sein könnte und die Fragen möglicherweise abgesprochen gewesen sein könnten. [Sebastian Raabe]

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