Linke ermutigt ARD zum Vorgehen gegen Tagesschau-App-Urteil

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Tagesschau-App beschäftigt auch die Politik. Stefan Gebhardt, Sprecher der Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt, sieht in der App die logische Fortsetzung desöffentlich-rechtlichen Journalismus in der mobilen Welt und ermutigt die ARD, gegen das Kölner Urteil vorzugehen.

Im Streit um die Tagesschau-App meldet sich nun auch die Politik zu Wort. In einem Statement des medienpolitische Sprechers der Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt, Stefan Gebhardt, ermutigte dieser am heutigen Freitag die ARD zum Vorgehen gegen das Urteil des Kölner Landgerichts. Aus Gebhardts Sicht würde die Tagesschau-App die Fortsetzung des öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalismus in der mobilen Welt darstellen.

Über das Anbieten der App sei die Tagesschau im Online-Zeitalter angekommen. Darüber hinaus würde die hohe Akzeptanz bei über 4 Millionen Nutzern dafür sprechen, dass die Gebührenzahler das Modell längst akzeptiert hätten. „Wer so etwas verbieten will, möchte offenbar den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in die Steinzeit zurückverbannen. Das wiederum wäre tatsächlich unvereinbar mit dem geltenden Rundfunkstaatsvertrag“, so Gebhardt weiter.
 
Am gestrigen Donnerstag (27. September 2012) hat das Kölner Landgericht nach langem Streit die Tagesschau-App in der Version vom 15. Juni 2011 verboten (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Zwar konnte ein generelles Verbot der App mit dem Urteil nicht erreicht werden, dennoch ist der Ausgang des Prozesses für die klagenden Verleger als Teilsieg zu werten. Im Urteil wurde darauf hingewiesen, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihre Aktivitäten in den Telemedien auf die für sie vorgesehenen Bereiche beschränken müssten, um keine unlautere Wettbewerbsverzerrung zu verursachen. [ps]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: Linke ermutigt ARD zum Vorgehen gegen Tagesschau-App-Urteil Ich sehe das Problem der App auch nicht. Heute verlagert sich halt immer mehr ins Netz. Die Verleger sollen eben mehr Qualität bieten, gerade Springer
  2. AW: Linke ermutigt ARD zum Vorgehen gegen Tagesschau-App-Urteil Den Verlegern schwimmen die Felle davon. Der Printmarkt ist rückläufig, man hat Trends verschlafen, in den Verlagen klebt der Filz längst vergangener Tage mit alten Strukturen und Herrschaftsdenken, innovativ und agil sind Fremdworte. Inhalte werden durch Dauerpraktikanten und Volontäre erstellt, dafür erfahrene Journalisten und Redakteure gefeuert - naja und die Inhalte (die gerne als unabhängig und überparteilich verkauft werden) suchen immer wieder ihres gleichen - Niveauuntergrenzen und Tabus existieren nicht. Und dann fragen sich die Verlage, warum die Leser abwandern? Anfangs haben sich fast alle fast unterwürfig ans iPhone und iPad geklammert und andere Technologien und Plattformen sträflich vernachlässigt, der Dialog mit Lesern findet auch nicht statt: was will der Verbraucher (das bereits erwähnte alte Herrschaftsdenken). Naja und die Online und Mobilangebote sind fast nicht unterscheidbar - außer dass man mobile Apps kaufen soll aber den Mehrwert sucht. Man sieht dass man versucht das Printformat ins digitale Korsett zu pressen ohne wirklich verstanden zu haben, warum Inhalte anders aufbereitet werden müssen und was der mobile Konsument wirklich erwartet auf der jeweiligen Mobilplattform. Dann wird immer wieder vollmunding von Technologieoffensive und Innovation gesprochen, ohne das Unternehmen von innen heraus von einer verstaubten Medienbude mit alten hierarchischen Strukturen und zuviel Alphatier-Ego-Gehabe in ein modernes IT-Unternehmen mit agilen Strukturen umzuwandeln. Erfolgreiche Firmen wie Google und Apple haben es verstanden - die soziale Kompetenz und Innovation wächst durch die Mitarbeiter im Unternehmen. Naja und dann die Inhalte... solange die Blätter die Regierung und ein paar Stars hofieren und selbst Meinungsbildner sein wollen, bleiben auch die Leser weg. Die zahlungskräftige Zielgruppe ist nicht im Präkariat zu finden, die sich eher am Nachmittag von RTL und anderen Menschenzoo-Sendern berieseln lassen. Kritischer Journalismus, der alle Parteien und Meinungen darstellt, einen neutralen Standpunkt einnimmt und Regierungsentscheidungen erläutert und kritisch betrachtet, die Standpunkte von Regierung und Opposition gegenüberstellt, Vor- und Nachteile (z. B. des ESM) beleuchtet, ihn für bildungsferne Schichten erläutert. Das ist die Aufgabe einer neutralen und unabhängigen Presse. Aber ich glaube einige Journalisten haben eher eine Dauererektion, wenn sie Stars hautnah interviewen dürfen oder das übliche Politiker-PR-Geblubbere wortgenau wiedergeben dürfen. DIe Nähe zur Macht macht blind. Agilität, Innovation, Qualität - und es klappt wieder mit den Verkaufszahlen. Nur plump kostenpflichtige Apps und Bezahlschranken auf den Markt zu werfen reicht nicht. Die Tagesschau zeigt wie es geht... hochwertige Berichterstattung und vor allem journalistisch recherchiert. These, Antithese und die Konklusion dem Leser überlassen. Aber heute strotzt jeder Artikel von versteckter Werbung, Umgangs- und Gossensprache, orthographischen Mängeln und einfach fehlender Recherche (dank fehlender fair bezahlter Journalisten). Und viele Artikel stellen eher eine Meinung dar, wofür früher Kommentatoren zuständig war. So mancher Blog ist gehaltvoller als die meisten Tagespublikationen. Wie kritisch sich die Presse mit der Lesermeinung auseinander setzt und wie politisch gleichgeschaltet die meisten Blätter sind, sieht man immer wieder an der deaktivierten Kommentarfunktion einiger Beiträge in Online-Ausgaben von Zeitungen. Die üblichen Verdächtigen hauen fast nur reformatierte Tickermeldungen raus oder beißen sich an Trivialthemen für Lieschen Müller fest (wer mit wem und warum). PS Zur gebührenfinanzierten App stehe ich zweigeteilt: zum einen werden Gebührengelder für Sportrechtepoker und die externe Vergabe von App-Entwicklungen verpulvert (man hat es ja ab 2013 mit der GEZ-Haushaltsprämie), auf der anderen Seite verstehe ich die Rechtssprechung nicht. Der Gebührenzahler hat bereits dafür gezahlt und die Inhalte sollten frei verfügbar sein. Die Politik und Rechtssprechung urteilt allerdings nicht für die breite Masse und für den freien Zugang zu Medien und Nachrichten, sondern verteidigt die Content Mafia und Verleger und ihre Geschäftsmodelle. Wenn ein privates Wirtschaftsunternehmen aus oben beschriebenene Gründen nicht die qualitativen (neutralen) Inhalte liefert und die "Kunden" abwandern, dann liegts nicht an der ARD...
  3. AW: Linke ermutigt ARD zum Vorgehen gegen Tagesschau-App-Urteil So präzise kommentiert, sucht man in der Zeitung vergebens ! Seit 30 Jahren ohne Tageszeitung- ich vermisse sie nicht. Die Übergabe des Pokals im Kaninchenzuchtverein ist schon der Höhepunkt an journalistischer Tätigkeit.
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